"Bildungsstudien und internationale Ranglisten werden überbewertet" / Warnung vor einer Normierung von Bildung durch Tests
(Berlin) - Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat vor einer Ãœberbewertung von Bildungsstudien und internationalen Ranglisten gewarnt.
Wörtlich erklärte DL-Präsident Josef Kraus zu den jüngsten IGLU- und TIMSS-Studien: "Die schier inflationär produzierten Studien haben immer weniger Aussagekraft. Mehr als die Hälfte der in den aktuellen Ranglisten aufgeführten Länder ist versehen mit einer Fußnote, die eine mangelnde Repräsentativität der jeweiligen Stichprobe signalisiert. Das heißt: Der gerade in Deutschland praktizierte Ranking-Fetischismus hat sich ad absurdum geführt. Schulpolitische Konsequenzen sind daraus nicht ableitbar, es sei denn, man wolle in Deutschland ein Drillsystem wie in den so genannten Siegerländern im fernen Asien etablieren."
Darüber hinaus kritisiert Kraus, dass das Verständnis von Bildung immer mehr auf das Messbare und Testfähige reduziert werde. Kraus: "Bildung ist erheblich mehr als das, was PISA, TIMSS, IGLU und Co. messen. Deshalb wird es höchste Zeit, den normierenden Einfluss der Testerei auf das Bildungswesen zu stoppen. Bei IGLU beispielsweise wird auf recht simple Weise nur die Fertigkeit zur Informationsentnahme getestet, nicht aber konkretes Wissen und sprachliches Ausdrucksvermögen. Letzteres hat wegen so manch falscher Grundschulreformen erheblich gelitten."
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