Bildungsstandards sind noch kein Qualitätssprung für das Schulwesen / GEW zur Bildungsstandards-Vorstellung der KMK
(Frankfurt am Main/Berlin) - Bildungsstandards sollen dazu beitragen, das Schulwesen zu verbessern. Diesen Anspruch erfüllen die heute von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegten Standards für den mittleren Schulabschluss in den Fächern Deutsch, Mathe und erste Fremdsprache nicht. Trotz Nachbesserungen ist noch kein Qualitätssprung für das Schulsystem zu erkennen, erklärte Eva-Maria Stange, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am 4. Dezember in Frankfurt am Main. Sie sagte erneut die Unterstützung der Bildungsgewerkschaft bei der Entwicklung tragfähiger nationaler Bildungsstandards zu.
Ob sich der Schulalltag positiv verändert, steht und fällt mit der Akzeptanz der Qualität der Standards bei Lehrkräften, Schülern und Eltern. Dies setzt klare Ziele und ein erkennbares Gesamtkonzept voraus. Beides fehlt bisher, unterstrich Stange. Bildungsstandards müssten deutlich sichtbar in ein Gesamtkonzept der Qualitätsentwicklung von Schule eingebettet sein. Davon sind wir noch meilenweit entfernt, sagte die GEW-Chefin. Sie betonte, dass man sich endlich über Parteigrenzen hinweg auf grundlegende nationale Bildungsziele verständigen müsse. Wo wollen wir in zehn Jahren mit unserem Bildungssystem stehen? Was sollen junge Menschen in der Schule für ihr Leben lernen? Bildungsstandards können und sollen nicht alles abbilden, was Schule heute zu leisten hat. Sie haben die Aufgabe, die für alle Schüler erreichbaren Grundkompetenzen zu schreiben, sagte Stange. Die Standards sollten Entwicklungshilfen und Orientierungsmaßstab sein und nicht der Perfektionierung der Auslese junger Menschen dienen.
Die Standards müssten sich daran messen lassen, welchen Beitrag sie zur Lösung der Hauptprobleme des deutschen Bildungssystems leisten: soziale Ungerechtigkeit und mangelnde Leistungsfähigkeit. Die Schulen jetzt mit Tests und Ranking zu überziehen wie in einigen Bundesländern bereits absehbar, wird die Probleme weiter verschärfen. Das Schulsystem muss auf den Prüfstand, nicht die individuelle Leistung von Schülern. Die KMK hat mit der übereilten Vorlage ihrer Standards den zweiten vor dem ersten Schritt getan, sagte die Gewerkschafterin.
Wir schlagen vor, nationale Bildungsstandards mit der Unterstützung von Wissenschaftlern im Rahmen einer Bildungsagentur zu entwickeln, sagte die Vorsitzende. Diese nationale Bildungsagentur solle Einsatz und Auswirkung der Standards regelmäßig überprüfen. Für diesen Kurs bietet die GEW ihre Mitarbeit an, kündigte Stange an.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt
Telefon: 069/789730, Telefax: 069/
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- Annett Lindner verantwortet jetzt Tarif- und Beamtenpolitik der GEW
- "Nach der Reform ist vor der Reform" / Bildungsgewerkschaft zur abschließenden Beratung der 29. BAföG-Novelle im Bundestag
- GEW, AWO und KTK fordern Politik auf, schnell zu handeln / "Bündnis Kita-Bundesqualitätsgesetz" zur Anhörung im Familienausschuss: Krise der Kindertagesbetreuung beenden