Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK)

Bildungspolitischer Amoklauf / Berliner Wirtschaft lehnt Einheitsschule ab

(Berlin) - Die Wirtschaft lehnt Pläne der Berliner SPD für eine Einheitsschule als „bildungspolitischen Amoklauf“ kategorisch ab. Diese allein „ideologisch motivierten Vorstellungen stammen aus der Mottenkiste und fügen dem Wirtschaftsstandort schwersten Schaden zu“, kritisierten am Freitag die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg. Sollten die SPD-Gedankenspiele offizielle Politik werden, müsse die rot-rote Koalition mit dem anhaltenden Widerstand der Wirtschaft rechnen. Die SPD will am Samstag auf einem Landesparteitag über die Einführung einer Einheitsschule bis Klasse zehn und den Werteunterricht entscheiden.

Eine Einheitsschule wäre ein gravierender Nachteil für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. „Ansiedlungsentscheidungen von Unternehmen sind auch von einem attraktiven Bildungssystem abhängig.“ Dazu gehöre nicht zuletzt die freie Entscheidung, ob ein Schüler am Religions- oder am Werteunterricht teilnimmt. Eine staatliche Verordnung dürfe es nicht geben. Die Wirtschaft unterstütze in dieser Frage Bildungssenator Klaus Böger (SPD).

Nach Auffassung der Wirtschaft muss es an den Schulen eine gezieltere Förderung sowohl leistungsschwacher als auch -starker Schüler geben. „Eine Einheitsschule führt zwangsweise zur Angleichung des Bildungsstandes auf niedrigem Niveau“, betonte Handwerkskammerpräsident Thomas Dohmen. „Was wir nicht brauchen, ist ein verdünnter Einheitsbrei in den Köpfen.“

Viel wichtiger für die Wirtschaft ist die Umsetzung eines ganzheitlichen Konzepts für das Bildungssystem. Die Studie „Bildung neu denken!“ von FU-Präsident Lenzen ist dabei laut UVB-Hauptgeschäftsführer Hartmann Kleiner zukunftsweisend: „Dazu gehören auch die Verbesserung der Qualität und mehr Selbständigkeit für die Schulen sowie verbindliche Bildungsstandards.“

Es könne zudem nicht im Interesse Berlins liegen, sich bildungspolitisch vom Rest der Republik abzukoppeln“, kritisierten die Wirtschaftsvertreter. Das Schulsystem der Bundeshauptstadt müsse kompatibel sein mit den Schulsystemen der anderen Bundesländer. Dazu gehöre insbesondere ein verstärktes Angebot grundständiger Gymnasien. Die wachsende Nachfrage in Berlin sollte den Senat endlich zum Handeln bewegen.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) Fasanenstr. 85, 10623 Berlin Telefon: 030/315100, Telefax: 030/31510278

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