Pressemitteilung | Deutscher Lehrerverband (DL)

"Bildungsoffensive beginnt in der Kinderstube"

(Bonn) - Nach Auffassung des Deutschen Lehrerverbandes (DL) ist die elterliche Erziehung nach wie vor die wesentliche Grundlage für schulischen Erfolg. Bildungsoffensiven seien nur denkbar, sofern sie von den Eltern durch aktives Erziehen mitgetragen würden. Wenn die häusliche Vorbereitung der Schüler nicht klappe, dann klappe es auch in der Schule nicht.

Kritik übt der Lehrerverband daran, dass die "aktuelle schulpolitische Reformeuphorie zwar eine schöne neue Schulwelt in Aussicht" stelle, dass diesen Vorstellungen aber häusliche Erziehungsdefizite gegenüber stünden. Wörtlich sagte Verbandspräsident Josef Kraus dazu: "Unser schulisches Bemühen ist auf Sand gebaut, wenn Elfjährige morgens mit nichts außer Cola im Bauch in die Schule kommen; wenn Zwölfjährige wöchentlich fünfmal die Hausaufgabe vergessen; wenn Dreizehnjährige von ihren Eltern für eine Woche krank geschrieben werden, weil das Ticket in die Karibik dann um 400 Mark billiger ist; wenn Siebzehnjährige zur Finanzierung von Handy und Designerjacke mehr Zeit beim Jobben an der Tankstelle verbringen als am häuslichen Schreibtisch; wenn Achtzehnjährige ihre Volljährigkeit dazu nutzen, sich pro Quartal per eigene Unterschrift an die sechzig Freistunden zu gönnen."

Nach den Vorstellungen des Lehrerverbandes, der dazu jetzt eine Denkschrift veröffentlicht hat, müsse jede Bildungsoffensive in der Kinderstube beginnen. Die meisten Eltern erzögen ihre Kinder auch immer noch verantwortungsbewusst und konsequent. Aber ihr Anteil schrumpfe. Wenn aber die Zahl der Eltern, die ureigene Aufgaben an die Schule delegierten oder die aus Gründen der Bequemlichkeit auf erzieherische Einflussnahme verzichteten, immer größer werde, dann habe die Schule keine Chance, die Bildungsqualität zu verbessern. Es sei für die Lehrerschaft etwa ein Horror zu erleben, wenn manche Eltern sogar zehn und mehr schriftliche Mahnungen der Schule abschüttelten und ihre Kinder tags darauf wieder ohne erledigte Mathematik- oder Englischaufgabe in die Schule kämen.

Konkret fordert der Verband die Eltern auf, dass sie ihre Kinder zu festen Lern- und Arbeitsgewohnheiten führen sollten. Zudem sei darauf zu achten, dass die Schule bei den Kindern Priorität vor Freizeit- oder Jobinteressen habe. Außerdem müssten Eltern darauf Wert legen, dass die Kinder eine sinnvolle Ernährung hätten.

Wichtig ist den Lehrern darüber hinaus, dass sich Elternhaus und Schule als Partner in der Erziehung verstünden und sich beide im Rahmen einer solchen Erziehungspartnerschaft ehrlich klarmachten, wer was zu machen habe und wer was besser könne. Unter anderem heiße das: Eltern dürften der Schule keine Aufgaben zuweisen, die sie nicht leisten könne. Partnerschaftlich zu kooperieren heiße ferner: Substanzlose Schuldzuweisungen müssten unterbleiben. Eltern sollten vielmehr schulische Hinweise bzw. Entscheidungen ernst nehmen und nicht ohne Grund in Zweifel ziehen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Lehrerverband (DL) Burbacher Str. 8 53129 Bonn Telefon: 0228/211212 Telefax: 0228/211224

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