Pressemitteilung | Hans-Böckler-Stiftung

Bildungskonten: Individuelle Verantwortung für Weiterbildung muss gestärkt werden

(Düsseldorf) - Gewerkschaften und Arbeitgeber sind sich in einem Punkt einig: Aus- und Weiterbildung sollen innerhalb des Bündnisses für Arbeit verstärkt gefördert werden. Aber wer soll dafür zahlen? Eine gerade fertig gestellte Expertise der Hans-Böckler-Stiftung kommt zu dem Schluss: Nicht nur der Staat und die Wirtschaft haben bisher überwiegend die Kosten für berufliche Bildung getragen. Auch die privat von Erwerbstätigen getragenen Aufwendungen für die berufliche Weiterbildung sind beachtlich.

"Den von verschiedenen Wirtschafsorganisationen bezifferten Aufwendungen der Unternehmen für die berufliche Weiterbildung stehen nämlich private Aufwendungen in durchaus vergleichbarer Größenordnung gegenüber.", erläutert Dr. Winfried Heidemann, Leiter des Referates Qualifikation der Hans-Böckler-Stiftung Nach vorsichtigen Schätzungen auf der Basis früherer Erhebungen des Bundesinstituts für Berufsbildung dürften die privaten Teilnehmerbeiträge für Kurse der beruflichen Weiterbildung im Jahre 1998 bei ca. 14 - 15 Milliarden Mark gelegen haben. Dem standen als Netto-Aufwendungen der Betriebe - ohne die Lohnfortzahlung - nach den vom Bundesbildungsministerium veröffentlichten Zahlen 18 Milliarden Mark gegenüber.

Angesichts dessen schlägt die Expertise der Hans-Böckler-Stiftung vor, dem Trend in anderen europäischen Ländern zu folgen und die privaten Ausgaben für Weiterbildung zu fördern. Ein Instrument dafür könnten individuelle Lernkonten oder Bildungsschecks sein, wie sie in einigen Nachbarländern, wie beispielsweise in Österreich, Großbritannien und Schweden, gefördert werden. Die Expertise analysiert die in diesen Ländern in jüngster Zeit aufgebauten individuellen Lernkonten.

Heidemann: "Die Grenze zwischen privatem und betrieblichem Nutzen von Weiterbildung verschwimmt immer mehr. Andere Länder haben das bereits erkannt und sehen in der Einrichtung und Förderung von Lernkonten einen Weg, lebensbegleitendes Lernen zu fördern, die Anstrengungen der Individuen zu belohnen und ihnen zugleich mehr eigene Wahlmöglichkeiten in der Weiterbildung zu eröffnen."

Der Bedarf an stetiger Weiterbildung vor dem Hintergrund schnellen Strukturwandels kann immer weniger allein in den einzelnen Betrieben befriedigt werden. Deshalb geht der Trend hin zu stärkerer individueller Verantwortung für Weiterbildung. Damit einher gehen muss aber auch eine Befähigung der Individuen, diese Verantwortung selbst wahrzunehmen. Lernkonten werden in anderen Ländern als ein Mittel dafür angesehen.

Basierend auf den Erfahrungen der europäischen Nachbarn regt die Hans-Böckler-Stiftung an, Pilotprojekte zur Erprobung dieses Modells auch in Deutschland einzuführen.

Expertise: "Individuelle Bildungskonten: Ein Baustein zur Finanzierung lebensbegleitenden Lernens. Entwicklungen und Erfahrungen in Österreich, Großbritannien und der Schweiz", Januar 2001, 10 Seiten, kostenlos zu bestellen unter Tel: 0211 77 78-172 oder per Mail: Kerstin-Dolata-Leuchtenberg@boeckler.de

Workshop: "Individuelle Lernkonten", kostenlos, am 15.03.01 in Düsseldorf. Für interessierte Journalisten Anmeldung bei Heike Stempel Tel: 0211 77 78-124.

Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung Bertha-von-Suttner-Platz 1 40227 Düsseldorf Telefon: 0211/77780 Telefax: 0211/7778120

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