Bildungsgewerkschaften zum "Internationalen Holocaust Gedenktag" / GEW und VBE: "Nie wieder" - in Zeiten des Abstands digital gedenken
(Frankfurt am Main) - Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verweisen zum "Internationalen Holocaust Gedenktag" auf die Möglichkeit, die vielfältigen virtuellen Angebote zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu nutzen. Sie betonen: "Es macht einen ganz besonderen Eindruck, an den Orten des Verbrechens zu gedenken und die Stimmung dort auf sich wirken zu lassen. Doch auch digitale Angebote können und sollten ihren festen Platz bei der Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in der Bildungsarbeit haben. Denn nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie, sondern auch im Kontext dessen, dass es immer weniger Zeitzeuginnen und -zeugen gibt, sind diese eine gute und vor allem niedrigschwellige Alternative, um die Erinnerung im Unterricht und in der Freizeit wach zu halten."
Die Möglichkeiten, einfachere Zugänge zu finden, und kreative Angebote umzusetzen, sind zahlreich. So kann man beispielsweise Anne Franks Tagebuch als fiktionale Serie auf YouTube ansehen oder einen virtuellen Rundgang in ihrem Versteck machen. Museen, etwa das Jüdische Museum Berlin, laden Kinder ab drei Jahren zu Mitmachaktionen ein. Persönliche Geschichten einzelner Menschen können über die sogenannten Stolpersteine oder das Projekt "Zweitzeugen" recherchiert und erzählt werden. Täglich die Erinnerung wach halten kann man mit dem Twitterkanal der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Zudem ist 2021 das Jahr, in dem verschiedene Kultureinrichtungen 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern.
Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe und der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann nehmen heute gemeinsam mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der beiden deutschen sowie der israelischen und polnischen Mitgliedsgewerkschaften der Bildungsinternationale (BI) an einer internationalen Konferenz teil. Die Gedenkveranstaltung wird mit dieser Beteiligung seit vielen Jahren anlässlich des Internationalen Holocaust Gedenktages in der Gedenkstätte Auschwitz ausgerichtet. Sie findet in diesem Jahr erstmalig virtuell statt.
Die GEW-Vorsitzende Tepe unterstrich: "Wir müssen die Erinnerung an den Holocaust wachhalten und mit dem aktiven Einsatz für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen verbinden. Gerade in der schwierigen Corona-Zeit brauchen wir eine handlungsfähige Demokratie mehr denn je. Wir alle müssen Aufklärungsarbeit leisten und uns gegen nationalistische, rassistische Ideologen und Verschwörungstheoretiker engagieren - weltweit. Das ist der aktuelle Auftrag, der aus den Erfahrungen mit der Nazi-Diktatur und der Konsequenz 'Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg' erwächst."
Der VBE Bundesvorsitzende Beckmann, macht deutlich: "Das Erstarken von Verschwörungstheorien sollte uns allen große Sorgen bereiten. Immer wieder werden gezielt einzelne Bevölkerungsgruppen, und zwar vor allem Jüdinnen und Juden, in den Fokus von Bedrohungsfantasien gestellt. Auch die Umdeutung der aktuell notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen in Drangsalierungsmethoden bis hin zu Vergleichen einzelner Rednerinnen mit Widerstandkämpferinnen aus dem Nationalsozialismus ist nicht nur pietätlos, sondern darf auch nicht hingenommen werden. Eine lebendige Erinnerungskultur unterstützt die Gesellschaft dabei, solchen Fantasien und Vergleichen die erschreckende Realität entgegenzuhalten. Und die heißt weiterhin: Der Nationalsozialismus hat unvergleichliches Leid gebracht! 'Nie wieder!' darf keine Floskel, sondern muss Leitmotiv der politischen Bildung sein."
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-0, Fax: (069) 78973-201
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