"BIBB-Prognose zu Lehrerüberhang irreführend und verantwortungslos"
(Berlin) - Als völlig irreführend hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, den vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Jahr 2030 prognostizierten Lehrerüberhang von 300.000 Personen kritisiert. Besonders missfalle, so Kraus, dass das BIBB hier undifferenzierte Prognosen für insgesamt zwölf Berufsfelder vornehme und dabei pauschal den sehr weit gefassten Begriff "Lehrende Berufe" verwende.
Im Einzelnen sagte Kraus:
"Welche Berufsgruppen in das Berufsfeld lehrender Berufe fallen, wird vom BIBB nicht ausgeführt. Es kann sich hier beispielsweise auch um Universitätsdozenten oder Lehrende in der betrieblichen Weiterbildung handeln. All das bleibt unklar. Selbst wenn es sich nur um Lehrkräfte mit zwei Staatsexamina handle: Das BIBB differenziert weder nach Schulformen noch nach Fächerwahl, sondern es setzt nur eine spektakuläre Zahl in die Landschaft.
Insbesondere Abiturienten, die sich für den Beruf als Lehrer an einer der verschiedenen Schulformen entscheiden könnten, werden von den BIBB-Zahlen abgeschreckt. Dabei gibt es wohl auch in Zukunft einen ausgeprägten Lehrermangel vor allem im sogenannten MINT-Bereich der allgemeinbildenden und der berufsbildenden Fächern, teilweise auch in musischen Fächern oder im Sport.
Die Meldung von einem so großen Überhang an Lehrern undifferenziert in die Öffentlichkeit zu lassen, ist verantwortungslos. Selbst wenn man rückläufige Schülerzahlen in Rechnung stellt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass weniger Lehrer gebraucht würden. Immerhin hat die Politik zugesagt, dass die sogenannte demographische Rendite im Schulsystem bleiben soll, um pädagogische Verbesserungen umsetzen zu können, zum Beispiel eine integrierte Lehrerreserve zur Vermeidung von Unterrichtsausfall oder die Etablierung von individuellen Fördermaßnahmen für schwächere und sehr leistungsstarke Schüler."
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