Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Betroffenheit und Lippenbekenntnisse reichen nicht aus / BLLV-Präsident Dannhäuser unterstreicht nach dem Amoklauf in Emsdetten: „Notwenigkeit präventiver Maßnahmen muss endlich ernst genommen werden“

(München) - „Der Amoklauf eines ehemaligen Schülers im nordrheinwestfälischen Emsdetten ist ein mörderischer Vorfall in einer Kette von Bluttaten an Schulen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich ähnliche Greueltaten wiederholen. Die Betroffenheit ist groß, Gegenmaßnahmen werden verkündet. Wenig später setzt tiefes Schweigen ein und es geschieht nichts pädagogisch Wirkungsvolles, jedenfalls nichts, was die Ursachen solcher schrecklichen und zerstörenden Taten wirklich bekämpfen würde.“ Mit diesen Worten hat der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Dannhäuser, auf den gestrigen Amoklauf eines ehemaligen Realschülers reagiert. Er stellte fest: „Das gestrige Verbrechen in Emsdetten hat auf grausame Art vorgeführt, wohin individueller Frust und Aggression führen können. Wenn Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung deformiert sind, in ihrem Umfeld keinen Halt finden und durch menschenverachtende Killerspiele aufgestachelt werden, können sich Katastrophen zusammenbrauen. Politiker müssten endlich handeln, Killerspiele verbieten und Schüler wie Eltern mehr unterstützen.“

„Auch in Bayern stehen Lehrer, Eltern wie Schüler unter Schock.
Erinnerungen an das Massaker in Erfurt, an Bluttaten in Meißen, Brannenburg und Freising werden lebendig. „Der gestrige Amoklauf verschließt sich schnellen Erklärungen und einfachen Lösungen, erklärte Dannhäuser und forderte erneut ein „intensives Nachdenken über die Ursachen von Gewalt an Schulen sowie überfällige schul- und bildungspolitische Präventivmaßnahmen.“ Letztlich muss aber auch den Herstellern und Vertreibern Gewalt verherrlichender Computerspiele das Handwerk gelegt und der Verkauf definitiv verboten werden. „Ziel muss sein, die äußere Sicherheit der Schüler und Lehrer zu gewährleisten.“ Der BLLV-Präsident warf den politisch Verantwortlichen jedoch vor, die Notwendigkeit vorbeugender pädagogischer Arbeit nicht ernst genug zu nehmen. „Spätestens das Massaker von Erfurt vor vier Jahren hätte wachrütteln müssen, doch es ist nicht viel passiert, um die Ursachen solch irrationaler Gewalttaten an der Wurzel zu bekämpfen.“ Im Schulalltag haben Formen verbaler und psychischer Gewalt zugenommen.

Immer mehr Kinder beginnen ihre Schullaufbahn mit psychisch-emotionalen und sozialen Störungen. „Verantwortungsvolle Schulpolitik müsste gezielt auf diese Tatsachen reagieren - doch sie tut es nicht“, stellte Dannhäuser fest. Durch scharfe und frühe Auslese wird der Wettbewerb unter den Schüler sogar noch verstärkt. Schulpolitiker müssten erkennen, dass Schule für viele Kinder und Jugendliche die einzige Institution ist, die sie in ihren sensiblen Entwicklungsphasen kontinuierlich begleitet. Leider gibt es an den Schulen viel zu wenig Zeit, effektive Erziehungsarbeit zu leisten.“ Dannhäuser forderte konsequente Verbesserungen wie kleinere Klassen, um Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, mehr unterstützendes Personal sowie deutlich mehr Schulsozialarbeiter und Psychologen.

Nötig sind:

- Möglichkeiten zur Spezialisierung für die Diagnose und Therapie
verhaltensauffälliger Schüler
- vernetzte Systeme mit Psychologen, Ärzten, Therapeuten, Jugendämtern
- mehr Information, Austausch und Beratung an den Schulen (zum Beispiel
über entdeckte Probleme wie vermutete Misshandlungen, Lernstörungen,
Radikalisierung)

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Andrea Schwarz, Pressereferentin Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 72100129, Telefax: (089) 72100155

(bl)

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