Betriebsstatistik 1. Halbjahr: Krisenzeiten sind Gründungszeiten
(Stuttgart) - Zum 30. Juni gab es rund 137.000 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg - ein neuer Rekordwert. Trotz Corona-Pandemie und der Rückführung einiger Gewerke in die Zulassungspflicht hielt der Gründungsboom an. Allerdings: Das Wachstum des Betriebsbestandes geht im Wesentlichen auf wenige Berufe in Nebentätigkeit zurück. Noch sind im Handwerk keine größeren Auswirkungen der Pandemie im Hinblick auf Betriebsschließungen zu spüren.
Exakt 136.931 Betriebe waren am 30. Juni 2020 bei den baden-württembergischen Handwerkskammern eingetragen - 1.361 Betriebe (+1,0%) mehr als im Vorjahr. "Trotz Corona-Pandemie und der Rückführung von zwölf Gewerken in die Meisterpflicht hielt der Gründungsboom im ersten Halbjahr 2020 an. Allerdings ging das Wachstum des Betriebsbestands wie schon bislang auf nur wenige Berufe zurück, die seither nicht der Meisterpflicht unterlagen oder dies noch immer nicht tun", sagt der Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT), Oskar Vogel.
Im zulassungspflichtigen Handwerk (Anlage A HwO) waren am 30. Juni 95.580 Betriebe eingetragen. Die Zahl der Betriebe, die schon bislang zulassungspflichtig waren, sank leicht um 105 auf 79.141. Dagegen stieg die Zahl der Betriebe bei den zwölf Gewerken, in denen Anfang des Jahres die Meisterpflicht wieder eingeführt wurde, um 470 auf 15.439, wobei der Zuwachs in manchen Regionen auch auf Gründungen vor Inkrafttreten der Meisterpflicht zurückging.
Zum zulassungsfreien Handwerk gehörten nach dem aktuellen Stand der HwO am Stichtag 18.844 Betriebe. Das waren 515 mehr als zu Jahresbeginn (+2,8%). Das größte Wachstum gab es bei den Fotografen, deren Bestand um 234 Betriebe (+5,3%) auf 4.615 stieg. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei den Gründungen überwiegend um Nebenerwerbsbetriebe handelte.
Erfreulich ist, dass in der Breite bisher keine Einbrüche von Neueintragungen, die auf die Corona-Pandemie hätten zurückgeführt werden können, feststellbar sind. Lediglich in wenigen Berufen, beispielsweise bei Maurern und Betonbauern, Gerüstbauern, Malern und Lackierern oder auch dem Feinwerkmechaniker lag die Zahl der Zugänge deutlich unter dem Durchschnitt der letzten drei Jahre.
Dennoch bleibt ein gemischter Blick auf das Herbst-/Winterhalbjahr, so Vogel: "Auch, wenn es eine leichte konjunkturelle Zuversicht für den Herbst gibt: Ende des Jahres fallen die Corona-bedingten Steuerstundungsregeln weg, viele Betriebe haben während des Lockdowns hohe Kredite aufgenommen und sind noch nicht in der Lage, alle aufgelaufenen Forderungen zum Fälligkeitszeitpunkt vollständig zu erfüllen. Sollte es keine weiteren Unterstützungsmaßnahmen geben, könnten spätestens zu Beginn des nächsten Jahres im Handwerk Schließungen drohen."
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