Betreiber vorsichtig optimistisch bei Freibadsaison 2023,aber Fachkräftemangel und Sanierungsbedarf treiben Sorgenfalten auf die Stirn
(Berlin) - Rückblick auf 2022 stimmt vorsichtig optimistisch: Freibadsaison 2022 lief ohne Corona-Auflagen besser
Der Rückblick auf Besucherzahlen, Einnahmen etc. der vergangenen Saisonzeigt: Die Freibadsaison 2022 war für die meisten Betreiber kommunaler Bäder (60 Prozent) besser als das Corona-Jahr 2021. Nur 21 Prozent empfanden 2022 schlechter als 2021. Grund war vor allem das Ende der Corona-Beschränkungen sowie mehr Inlandstourismus. Im Schnitt besuchten ca. 97.050 Gäste ein Bad.
Für 2023 erwarten über Zweidrittel der Freibadbetreiber (68 Prozent) ähnlich viele oder mehr Besucher. Aktuell ist fast jedes vierte Freibad (23 Prozent) frisch saniert. Bei ca. 41 Prozent muss das Freibad in den nächsten fünf Jahren nur leicht ausgebessert werden. 36 Prozent der Bäder müssen in den kommenden fünf Jahren umfangreich saniert werden.
"Unsere Freibäder sind in einem guten Zustand. Wir sind optimistisch, für die Bürgerinnen und Bürgern nach drei Corona-Jahren vielerorts ein unbeschwertes Sommermärchen auf die Beine stellen können. Eine große Herausforderung stellt jedoch der absehbare Sanierungsbedarf dar: Mehr als jedes dritte Freibad muss in den kommenden fünf Jahren umfangreich saniert werden. Noch ernster ist die Lage der Hallenbäder. Das macht uns Sorgen, denn in Hallenbädern lernen Kinder schwimmen - das ist ja nicht nur Sport, sondern eine elementare Lebensfertigkeit. Und schon bei den Freibädern ist klar: Die Fördermittel reichen nicht aus*. Kommunen, Länder und Bund müssen so früh wie möglich gegensteuern und ausreichend Mittel bereitstellen, damit Bäder als Angebot der kommunalen Daseinsvorsorge, das Jung und Alt gern nutzen, in Stadt und Land, armen und reichen Kommunen erhalten bleiben", so VKU-Chef Ingbert Liebing.
Fachkräftemangel und Sanierungsbedarf größte Herausforderung für Freibäder
59 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die finanzielle Lage in den nächsten fünf Jahren verschlechtern wird. Zu den größten Herausforderungen zählen der Fachkräftemangel (34 Prozent), der Sanierungsstau/-bedarf (28 Prozent) und der notwendige Wandel zum Grünen/klimaneutralen Bad (14 Prozent), also die Umstellung auf eine erneuerbare Energieversorgung und mehr Energieeffizienz.
Die Details: Allein im April 2023 suchten noch 87 Prozent der Badbetreiber Fachkräfte für das Badewesen (umgangssprachlich: Bademeister). Bei der Sanierung sehen sich 56 Prozent der Betreiber mit Hindernissen konfrontiert. Das größte Hindernis ist dabei, dass die Fördermittel nicht ausreichen (86 Prozent), gefolgt von gestiegenen Baukosten (68 Prozent). 36 Prozent haben Schwierigkeiten, Baufirmen zu finden und geben Engpässe bei Tiefbaukapazitäten an. Trotz der angespannten finanziellen Lage infolge des teuren Badbetriebs und steigender Energiekosten, und trotz des Sanierungsbedarfs und fehlender Fördermittel sind 93 Prozent der Betreiber optimistisch, ihr Freibad auch künftig weiter betreiben zu können. Mit der steigenden Gefahr einer Schließung dürften insbesondere Hallenbäder konfrontiert sein, über denen sich eine toxische Mischung aus höherem Sanierungsbedarf und -stau, den Folgen der Energiekrise etc. zusammenbraut.
Hintergrund:
1. Wie beurteilen Sie das vergangene Jahr 2022 für die Frei- und Hallenbadsaison hinsichtlich Besucherzahlen, Einnahmeniveau, etc.)
- Sehr gut: 3 Prozent
- Gut: 42 Prozent
- Befriedigend: 38 Prozent
- Schlecht: 14 Prozent
- Sehr schlecht: 3 Prozent
2. Wie haben sich die Ergebnisse der Bäder in 2022 im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?
- Das Ergebnis war nahezu unverändert: 21 Prozent
- Das Ergebnis hat sich in 2022 gegenüber dem Vorjahr verbessert: 60 Prozent
- Das Ergebnis hat sich in 2022 gegenüber dem Vorjahr verschlechtert: 19 Prozent
3. Mit Blick auf die finanzielle Lage: Wie schauen Sie auf die kommenden fünf Jahre?
Die finanzielle Lage wird voraussichtlich ....
- sich verbessern: 16 Prozent
- gleichbleiben: 25 Prozent
- sich verschlechtern: 59 Prozent
4. Stichwort Debatte um das Bädersterben: Erwägen Sie, kurz- oder mittelfristig Bäder schließen zu müssen?
- Ja: 7 Prozent
- Nein: 93 Prozent
5. Wo sehen Sie die größte Herausforderung für Ihr Bad in den kommenden fünf Jahren?
- Sinkende Besucherzahlen: 3 Prozent
- Sanierungsstau: 28 Prozent
- Wandel zum Grünen Bad: Ausbau der erneuerbaren, mehr Energieeffizienz: 14 Prozent
- Fachkräftemangel: 34 Prozent
- Fortbestand des kommunalen Querverbundes: 10 Prozent
- Anderes: 13 Prozent
6. In welchen Bereichen suchen Sie Fachkräfte? (Mehrfachnennung)
- Fachkräfte für das Badewesen: 87 Prozent
- Fachkräfte für die Gastronomie: 21 Prozent
- Fachkräfte für die Verwaltung: 9 Prozent
- Freitext (Sonstige): 21 Prozent
7. Erwarten Sie im Vergleich zu 2022 mehr, weniger oder gleich viele Besucher in der Freibadsaison 2023?
- Wir erwarten mehr Besucher in 2023: 28 Prozent
- Wir erwarten ähnlich viele Besucher wie in 2022: 68 Prozent
- Wir erwarten weniger Besucher in 2023: 5 Prozent
8. Wie viele Freibadbesucher hatten Sie in der Saison 2022 insgesamt? (Freitextantwort, da Bäder verschieden sind -u.a. unterscheiden sie sich baulich - und damit auch die Besucherkapazität variiert)
- Median: 97.536
- Mittelwert: 66.310
9. Wie beurteilen Sie den Zustand Ihrer Freibäder?
- Der Zustand des Bades ist gut bis sehr gut (frisch saniert bzw. in den nächsten 5 Jahren kein Sanierungsbedarf): 23 Prozent
- Das Freibadbad muss in den nächsten 5 Jahren ausgebessert werden (kleinere Reparaturen): 41 Prozent
- Das Freibad muss in den nächsten 5 Jahren umfangreich saniert werden: 36 Prozent
10. Sehen Sie Hindernisse bei der Sanierung Ihrer Bäder? (Trichterfrage: Wer mit "Ja" antwortete, bekam die nach den Hindernissen angezeigt. Wer mit "Nein" antwortete, nicht)
- Nein: 44 Prozent
- Ja: 56 Prozent [Mehrfachauswahl]
o Der Finanzbedarf isthoch und die Fördermittel sind unzureichend bzw. unpassend. [Erklärung: Unpassend sind Fördermittel z.B. dann, wenn für die Bewerbung um Fördermittel die Erfüllung bestimmter Auflagen erforderlich ist, die vor Ort im Schwimmbad nicht erfüllt werden können.] 86 Prozent
o Der Finanzierungsbedarf ist zu hoch. 50 Prozent
o Es ist sehr schwierig, Baufirmen zu finden: Hoch- und Tiefbaufirmen sind ausgelastet 36 Prozent
o Baukosten enorm gestiegen (Lieferketten weiter angespannt, Material- und Personalkosten gestiegen): 68 Prozent
o Freitext: 14 Prozent
Quelle und Kontaktadresse:
Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) - Hauptgeschäftsstelle
Alexander Hauk, Pressesprecher
Invalidenstr. 91, 10115 Berlin
Telefon: (030) 58580-0, Fax: (030) 58580-100