Beschäftigungsabbau in der Zeitarbeitsbranche vorprogrammiert / Umfrage zeigt Konsequenzen der rechtlichen Neuregelungen
(Berlin) - Die Kostensteigerungen, die mit dem "equal treatment"-Prinzip auf deutsche Zeitarbeitsfirmen zukommen, werden in der Branche Arbeitsplätze vernichten. Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in einer aktuellen Umfrage.
Ab Januar 2004 müssen Zeitarbeitsfirmen hier zu Lande ihre Beschäftigten in punkto Entgelt und sonstige Arbeitsbedingungen vergleichbaren Stammmitarbeitern des Entleihbetriebs grundsätzlich gleich stellen. Abweichungen sind in der Regel nur zulässig, wenn sich die Höhe des Arbeitsentgelts nach einem Tarifvertrag für Arbeitnehmerüberlassung richtet.
Dies wird zu einer spürbaren Verteuerung der Dienstleistung Zeitarbeit führen; je nach Qualifikation des Zeitarbeitnehmers ist mit Preissteigerungen um bis zu 20 Prozent zu rechnen.
Unter den 2.300 im Rahmen der DIHK-Erhebung befragten Unternehmen - allesamt Kunden von Zeitarbeitsfirmen - gaben 95 Prozent an, die Entleihung von Arbeitnehmern sei unter diesen Umständen für sie betriebswirtschaftlich nicht mehr attraktiv. Kostensteigerungen von bis zu 10 Prozent halten dagegen immerhin 38 Prozent der Betriebe für tragbar.
Das Problem: Die Unternehmen sehen angesichts der schwierigen Wirtschaftslage keinen Spielraum, höhere Kosten an die eigenen Kunden weiterzugeben. Somit ist nach Einschätzung des DIHK unter den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen ein Rückgang der Nachfrage nach Zeitarbeitsdienstleistungen und somit ein Beschäftigungsabbau in der Branche vorprogrammiert.
Zu großer Verunsicherung führen gerade bei kleinen Firmen auch die neuen Auskunftspflichten, die das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz vorsieht. 78 Prozent der Betriebe mit weniger als 15 Mitarbeitern geben an, dass sie dem Zeitarbeitsunternehmen keine Auskünfte über Entgelt und wesentliche Arbeitsbedingungen ihrer Stammbelegschaft erteilen möchten.
Als Alternative zur Zeitarbeit wollen 79 Prozent der Unternehmen auf Überstunden setzen. 23 Prozent der Befragten befürchten, Aufträge ablehnen zu müssen, und 27 Prozent denken über weitere Produktionsverlagerungen ins Ausland nach.
Auch vor diesem Hintergrund bewertet der DIHK die Einführung des "equal treatment"-Prinzips als mittelstandsfeindlich. Das Umfrageergebnis unterstreiche die Befürchtung, dass die gesetzlichen Neuregelungen im Ergebnis zu weniger und nicht, wie politisch beabsichtigt, zu mehr Jobs führen werden.
Die Spitzenorganisation der deutschen Industrie- und Handelskammern hat die Resultate der Erhebung in einem Papier "Zeitarbeit am Scheideweg - Die Folgen der rechtlichen Neuregelungen in der Zeitarbeit einschließlich der wirtschaftspolitischen Vorschläge des DIHK zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Zeitarbeit" zusammengefasst.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
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