Berufsverband der Deutschen Urologen fordert von einer künftigen Koalition: / Anerkennung und Förderung der fachärztlichen Versorgung
Berlin) - Deutschlands Urologen fordern in der Gesundheitspolitik von einer künftigen Regierungskoalition endlich die volle Anerkennung und Förderung der fachärztlichen Versorgung in Klinik und Praxis. "Die Fachärzte für Urologie sind längst in der medizinischen Grundversorgung angekommen, weil Hausärzte diese großenteils nicht mehr leisten. Ein Gatekeeper-Modell, nach dem die Hausärzte als Primärärzte die Versorgung führen, lehnen wir daher ab", sagte Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e. V. (BDU), jüngst auf dem 69. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) in Dresden. Er sprach sich dafür aus, stärker auf Selektivverträge mit Krankenkassen zu setzen, um eine bessere Versorgung und Innovationen zu erreichen.
Auf dem DGU-Kongress in Dresden wurde vom 20. bis 23. September 2017 wiederholt die Versorgungsverantwortung der Urologie deutlich: Angesichts der demographischen Entwicklung und der Überalterung der Gesellschaft in Deutschland wird der urologische Versorgungsbedarf um 20 Prozent ansteigen - stärker als in allen anderen medizinischen Fachgebieten. Entsprechend machen 6000 Urologen in Deutschland ihre Forderungen an Politik und Selbstverwaltung deutlich, künftig stärker für innovative sowie angemessene Strukturen und Rahmenbedingungen in Praxen und Kliniken zu sorgen.
Kritik übte der BDU am Spitzenverband Bund der Gesetzlichen Krankenkassen: Mit einer Nullrunde in die Honorarverhandlungen zu starten, entbehre jeder Grundlage. Der darauf folgende Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses zur Honoraranpassung 2018 und die Anpassung des Orientierungswertes um ein Prozent, geht laut BDU völlig am erhöhten Versorgungsaufwand der Vertragsärzte und ihren Praxiskosten vorbei. "Rund 3000 Euro Zuwachs pro Kassenarzt und Jahr für 2018 kommen einer Ohrfeige gleich. Der BDU lehnt es ab, dass die Morbiditätslast der Krankenkassen bei den Vertragsärzten abgeladen wird", so Dr. Schroeder.
Während Hausärzte unter pauschaler Vergütung arbeiteten, sind Fachärzte nach Worten des BDU-Präsidenten mit der Konsequenz an ihre Budgets gebunden, dass sie bereits jede dritte Leistung nicht mehr bezahlt bekommen. "So können und wollen wir unsere urologische vertragsärztliche Versorgung nicht mehr aufrechterhalten", so Dr. Schroeder. Er fordert die BDU-Mitglieder auf, die vorgegebenen Budgets einzuhalten und keine Umsonst-Leistungen mehr zu erbringen.
Da zentrale Honorarverhandlungen der KBV im Kollektivvertrag mit dem Bund der GKV nicht mehr zielführend sind, setzt der BDU inzwischen auf regionale, selektive Verhandlungen mit Primärkassen und einzelnen Ersatzkassen, soweit diese an innovativen Versorgungsstrukturen und am Abbau von Unter- und Fehlversorgung interessiert sind. So wurde zum Beispiel in Baden-Württemberg mit der AOK und weiteren Kassen ein Vertrag abgeschlossen, der die hausärztliche Versorgung mit urologischer Grund- und Spezialversorgung ergänzt.
Auch vor diesem Hintergrund werden der BDU und der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands (SpiFa) die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen in Bezug auf zentrale Forderungen kritisch begleiten. Wichtige Aspekte sind dabei:
- eine Bedarfsplanung für Kliniken und Praxen mit Anpassung der Krankenhaus-Investitionsfinanzierung und einer Krankenhausvergütung, die nicht nur
ökonomischen Prinzipien unterliegt;
- feste Preise ohne Mengenbegrenzung sowie die Abschaffung der Budgetierung in den Praxen;
- ein Bekenntnis zur ärztlichen Freiberuflichkeit, zur Therapiefreiheit und zur Therapieverantwortung;
- eine Modifizierung des Masterplans Medizinstudium 2020;
- eine gleichberechtigte Förderung der sektorübergreifenden Versorgung in beide Richtungen;
- ein Verzicht auf Leistungsverlagerungen an der Schnittstelle ambulant/stationär, die einzig zulasten der niedergelassenen Ärzte gehen und den Wettbewerb verzerren;
- das Festhalten am dualen System der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU)
Pressestelle
Kuno-Fischer-Str. 8, 14057 Berlin
Telefon: (030) 3020 7567, Fax: (030) 3020 9672
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- Protestaktion: Keine Blasenspiegelung in urologischen Praxen bis 13. Dezember
- ASV für urologische Tumoren in Kraft: Berufsverband und Fachgesellschaft der Urologen zum offiziellen ASV-Start
- Ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV): Urologen starten ASV-Informationskampagne im Februar 2018 in Berlin