Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden: Adipositas - Folgen von Zahnärzten unterschätzt
(Berlin) - Während in der Medizin und den ärztlichen Praxen das Thema Adipositas und damit das erhebliche Übergewicht insbesondere junger Patienten eine wachsende Rolle spielt, scheint das Thema im Bereich der Zahnmedizin noch vergleichsweise unterbeleuchtet.
"Wie wir aus Rückmeldungen erfahren, ist vielen Kolleginnen und Kollegen - nicht nur in der Kieferorthopädie - gar nicht bewusst, welche Konsequenzen solcherart Übergewicht für unsere Behandlung haben kann", sagt Dr. Gundi Mindermann, 1. Bundesvorsitzende des Berufsverbandes der Deutschen Kieferorthopäden/BDK. Der Verband unterstütze daher intensiv die entsprechende Fortbildungs-Chance, wie sie das bevorstehende Symposium Kinder-Zahn-Spange am 25. April in Frankfurt biete, das gemeinsam mit der Initiative Kiefergesundheit und Kinderzahnärzte-Verbänden ausgerichtet wird.
Dass den Akteuren selbst das Ausmaß der Zusammenhänge bei den Vorbereitungen des diesjährigen Kongresses nicht bewusst war, wie Prof. Dr. Dr. Ralf J. Radlanski, wissenschaftlicher Leiter, mittlerweile sagt, macht die Notwendigkeit einer intensiven Befassung mit der Thematik nur größer. "Wenn wir bei kieferorthopädischen Maßnahmen, insbesondere bei Zahnbewegungen, eine verzögerte Reaktion oder gar einen ungünstigen Abbau von peridentalem Gewebe beobachten", so Radlanski, "dann kann auch eine Stoffwechselstörung die Ursache sein. Neuere Studien zeigen, dass bei adipösen Patienten die Steuerung des Gewebeumbaus gestört sein kann. Dies betrifft auch den Zahnhalteapparat." Die Zusammenhänge zu kennen sei wichtig, um im Rahmen einer ordnungsgemäßen Patientenaufklärung auch auf solche möglichen Risiken hinsichtlich des Behandlungserfolges verweisen zu können. Konkrete Beispiele für Misserfolge wird OÄ Dr. Julia von Bremen/Gießen vorstellen.
Dr. Mindermann: "Mit dem Sachstand lassen wir die Kongressteilnehmer natürlich nicht allein. Es wird auch einen spannenden Vortrag zu Hintergründen für das Viel-Essen von Kindern geben, weitere fachliche Aspekte zu Ernährung, Stoffwechsel und Mundgesundheit, aber auch Tipps zur Beratung von Eltern. Für diesen Punkt haben wir einen Kinderarzt dabei, der ein für seine Leistungen ausgezeichnetes Projekt für adipöse Kinder leitet."
Auch, dass entsprechende Eltern-Aufklärung zum Aspekt Adipositas wie auch anderer Ernährungsstörungen abgerechnet werden können, ist Erfahrungen des BDK zufolge in der zahnärztlichen und kieferorthopädischen Praxis oft nicht ausreichend bekannt.
Beispiele nennt die Dental-Abteilung der PVS-MEFA, die die Möglichkeiten nach Anfrage zusammenstellte: "In Frage kommen könnte die GOÄ 4 für die Beratung der Mutter beispielsweise und für die Beratung des Kindes die GOÄ 1. Die Ä4 wäre für Erhebung der Fremdanamnese über einen Kranken, also beispielsweise Befragung der Mutter mit Dokumentation in der Anamnese, oder auch, wenn es darum geht, die Mutter darin zu unterweisen bzw. zu führen, dass sie ihr Kind richtig betreut - immer im Zusammenhang mit der Behandlung. Erfolgt beides und dies zudem überdurchschnittlich zeitaufwändig, kann gemäß § 5 Abs. 2 GOÄ der Faktor angemessen gesteigert werden." Dabei gehe es nicht um Ermittlung der Ernährungsstörung oder ausführliche Ernährungsberatung (diese könne analog berechnet werden), sondern um Informationen, die mit der Behandlung in Verbindung stehen und Einfluss auf den Behandlungserfolg haben können.
Dr. Mindermann: "Ernährung und Mundgesundheit - das ist viel mehr als Karies und Erosion. Wie bei vielen Allgemeinerkrankungen zeigt sich auch bei der Adipositas, dass Medizin und Zahnmedizin untrennbar verwoben sind. Wir sind sehr gespannt auf die entsprechenden Vorträge und auch sicher, nach dem Kongress der ZahnMedizin eine neue Facette zufügen zu können."
Infos: www.kinder-zahn-spange.de
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK)
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