Berufliche Bildung unverzichtbar für Transformationsprozesse
(Berlin) - Zu dem gestern veröffentlichten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung erklärt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):
"Es ist gut, dass der Berufsbildungsbericht deutlich herausstellt: Berufliche Bildung ist unverzichtbar, wenn die anstehenden ökonomischen und ökologischen Transformationsprozesse, insbesondere die Energie- und Mobilitätswende, gelingen und erfolgreich umgesetzt werden sollen. Denn für all diese Transformationen sind qualifizierte Fachkräfte des Handwerks unentbehrlich, die ihre Qualifikationen über die berufliche Bildung erworben haben. Es ist aber vor allem notwendig, es nicht bei dieser Feststellung im Berufsbildungsbericht zu belassen, sondern daraus jetzt möglichst rasch auch die notwendigen politischen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen. Der Bedarf an beruflich ausgebildeten Fachkräften im Handwerk macht ein Umdenken in der Bildungspolitik dringend notwendig.
Die Fachkräftesicherung im Handwerk ist längst eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, weil die Zukunftsfähigkeit unseres Landes davon abhängt, ob genügend handwerkliche Fachkräfte für all die anstehenden Modernisierungen und Transformationen zur Verfügung stehen. Daher sind Politik, Gesellschaft und Handwerk aufgerufen, gemeinsam alle Register zu ziehen, um wieder mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. In der Bildungspolitik muss den handwerklichen Berufen endlich die Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht werden, die ihnen mit Blick auf ihre zentrale Rolle für die Zukunft unseres Landes gebührt. Dafür braucht es eine Bildungswende!
Der Ausbildungswille der Handwerksbetriebe ist weiter ungebrochen, denn die Betriebe wissen: Junge Menschen auszubilden, ist die vielleicht wichtigste Maßnahme, um sich für die Zukunft zu rüsten. In diesem Sinne haben viele Handwerksbetriebe ihr Engagement bei der Ausbildung junger Menschen intensiviert. Dass dennoch nicht alle von den Betrieben angebotenen Ausbildungsplätze 2022 besetzt werden konnten und rund 20.000 Ausbildungschancen im Handwerk ungenutzt blieben, hat seine Gründe in den fehlenden Bewerberinnen und Bewerbern. Im vergangenen Jahr haben sich im Vergleich zu 2019 bei der Bundesagentur für Arbeit knapp 90.000 junge Menschen weniger als ausbildungssuchend registriert - das ist ein historischer Tiefstand.
Es sind größere Anstrengungen erforderlich, die Ausbildungsplätze im Handwerk zu besetzen. Damit sich wieder mehr jungen Menschen für eine duale Ausbildung im Handwerk entscheiden, gilt es vor allem das Image der beruflichen Bildung in der Öffentlichkeit besser zu positionieren. Dafür müssen die Bundesregierung und die Kultusministerkonferenz die Berufsorientierung entscheidend stärken und bundesweit durchgängig in sämtlichen allgemeinbildenden Schulen, vor allem auch an Gymnasien, praxisorientiert ausbauen sowie Informationen über die Karriereoptionen sowie Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten der beruflichen Bildung zum festen Bestandteil der Berufsorientierung machen. Denn Schülerinnen und Schüler müssen möglichst frühzeitig über die Vorzüge beruflicher Bildungs- und Karrierewege im Handwerk informiert werden, damit Berufsbildung als gleichwertige Alternative zum Studium wahrgenommen wird. Weitere wichtige Schritte zur gesellschaftlichen Wertschätzung der beruflichen Bildung sind die rechtliche Verankerung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) im Rahmen eines DQR-Gesetzes, in dem die Gleichwertigkeit festgeschrieben ist, sowie die gleichwertige, öffentliche Finanzierung von beruflicher und akademischer Bildung.
Um in diesem Jahr möglichst viele junge Menschen für die berufliche Bildung zu begeistern, beteiligt sich die Handwerksorganisation im Rahmen der Allianz für Aus- und Weiterbildung mittlerweile zum dritten Mal am "Sommer der Berufsbildung". Unter dem Hashtag #AusbildungSTARTEN werden vor allem zwischen Mai und September wieder zahlreiche Veranstaltungen stattfinden und Initiativen ergriffen, um jungen Menschen die ganze Attraktivität der Berufsbildung vor Augen zu führen und sie so dafür zu gewinnen."
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH)
Pressestelle
Mohrenstr. 20/21, 10117 Berlin
Telefon: (030) 20619-0, Fax: (030) 20619-460