Pressemitteilung | Virchowbund - Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.

Berliner Krankenhausplan: Senator saniert Kliniken zulasten der Niedergelassenen

(Berlin) - Der Verband der niedergelassenen Ärzte in Berlin, die Landesgruppe des NAV-Virchow-Bundes, hält den Krankenhausplan von Sozialsenator Mario Czaja für eine grobe Fehlplanung. Statt die gute ambulante Versorgung auszubauen, saniere der Senator die Kliniken zulasten der Berliner Praxen.

Der Vorsitzende der Landesgruppe Berlin/Brandenburg, Dipl.-Med. Mathias Coordt kritisiert den Krankenhausplan des Senators: "Die Versorgung von Notfallpatienten muss auf hohem Niveau gesichert werden. Anstatt Bettenkapazitäten abzubauen und die ambulante Versorgung zu stärken, geht der Sozialsenator in eine ganz andere Richtung: Die Bettenzahl soll erhöht werden, die vom Land Berlin aber zu leistenden Investitionen bleiben aus. Stattdessen will Czaja die Erlössituation der Krankenhäuser verbessern, indem er deren Notaufnahmen zulasten des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes stärkt und über Zuschläge für Krankenhäuser mit Notfallversorgung nachdenkt. Das ist aus unserer Sicht der völlig falsche Weg." Wie die vom Senator versprochene fachärztliche Behandlung von den Kliniken gewährleistet werden könne, sei aufgrund der dünnen Personaldecke in den Häusern fragwürdig.

Zudem werden die Vorgaben der Krankenhausreform vom Berliner Senat missbräuchlich angewandt: "Sinn der Portalpraxen an Krankenhäusern ist, die Notfallbehandlung außerhalb der Sprechstunden-Zeiten sicherzustellen. Krankenhäuser sollen dann nur im Ausnahmefall tätig werden. Der Senator will das genaue Gegenteil." Selbstverständlich müssten Krankenhäuser darüber hinaus Notfallbehandlungen begründen. Anders sei eine wirtschaftliche Behandlung nicht zu gewährleisten. Offensichtlich wolle der Senator dies nicht, so Coordt.

Kritik übt der Landesgruppen-Vorsitzende auch an der eigenen Standesvertretung in Berlin: "Czaja nutzt die derzeit herrschende Konfliktsituation mit dem Vorstand der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung zum Nachteil der niedergelassenen Ärzte in der Hauptstadt. Daher erwarten wir im Übrigen auch von der eigenen Kassenärztlichen Vereinigung eine lösungsorientierte Versorgungspolitik. Die aggressive Rhetorik der KV-Spitze in Richtung Krankenhäuser in den vergangenen Wochen erweist sich als Bärendienst für die Berliner Praxisärzte."

Parallel zur Diskussion um die jüngst in Kraft getretene Klinikreform hat sich der Streit zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten verschärft. Stein des Anstoßes sind die neuen Portalpraxen an den Kliniken. Sie sollen von den Kassenärztlichen Vereinigungen betrieben werden und den Patientenstrom in die Ambulanzen eindämmen. Die Kosten gehen zulasten des Budgets der Praxisärzte. Der NAV-Virchow-Bund hatte die steigenden Notfallbehandlungen in den Kliniken als Wilderei im ambulanten Sektor kritisiert und eine Ende der ambulanten Öffnung der Krankenhäuser gefordert.

Quelle und Kontaktadresse:
NAV-Virchow-Bund Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, Bundesgeschäftsstelle Berlin Klaus Greppmeir, Hauptgeschäftsführer Chausseestr. 119b, 10115 Berlin Telefon: (030) 288774-0, Fax: (030) 288774-15

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