Berliner Appell der Verlage: "Das digitale Europa braucht starke und unabhängige Verlage"
(Berlin) - Verhandlungen über die EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt gehen in entscheidende Runde / Deutsche Verleger appellieren anlässlich ihrer Jahrestagung an das EU-Parlament
In der kommenden Woche stellt der Rechtsausschuss im Europäischen Parlament die Weichen für die künftigen Rahmenbedingungen der europäischen Kreativbranchen. Anlässlich der Buchtage Berlin, der Jahrestagung der Buchbranche, fordern Verlage im Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Abgeordneten auf, bei den geplanten Reformen die Rechte von Verlegern und Autoren und damit eine vielfältige und unabhängige Verlagslandschaft zu stärken.
"Verlage leisten schon heute einen wesentlichen Beitrag zu einem erfolgreichen digitalen Europa. An nutzerfreundlichen und zeitgemäßen Publikationswegen arbeiten wir täglich. Nur mit einem starken Urheberrecht werden wir die Qualität und Vielfalt für die Leserinnen und Leser aufrechterhalten können, für die der deutsche und auch der europäische Buchmarkt stehen.
Insbesondere fordern wir für den weiteren Gesetzgebungsprozess:
- Eine Verlegerbeteiligung an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften muss zwingend auch für neu geregelte und zukünftig entstehende gesetzliche Vergütungsansprüche vorgesehen werden. Deshalb darf Artikel 12 der Richtlinie keine auf das EuGH-Urteil in der Sache HP/Reprobel bezogene Stichtagsregelung enthalten.
- Die geplante Einschränkung des Urheberrechts im Bereich Unterricht und Bildung sollte auf Teile von Werken oder Werke geringen Umfangs beschränkt werden, um zu verhindern, dass etwa ganze Romane vervielfältigt werden, was den Markt übermäßig beeinträchtigen würde. Auch die Dauer der Nutzung sollte auf das Notwendige begrenzt sein. Die Möglichkeit für Mitgliedstaaten, eine Bereichsausnahme für Schulbücher vorzusehen, muss im Text eindeutig verankert werden.
Die EU-Wirtschaft profitiert von einem Jahresumsatz der europäischen Buchbranche von 24 Milliarden Euro. Über 9 Milliarden Euro werden davon allein in Deutschland erwirtschaftet - dahinter steht ein vielfältiges Angebot von rund 72.500 Titeln im Jahr. Europa kann es sich nicht leisten, seine stärkste Kreativbranche durch eine unausgewogene Gesetzgebung nachhaltig zu schwächen."
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