Berliner Ärzte wollen den Neustart
(Berlin) - Die niedergelassenen Ärzte in Berlin sind der Ansicht, dass sich ihre Kassenärztliche Vereinigung (KV) grundlegend verändern muss. Eine überwältigende Mehrheit von 70 Prozent plädiert für eine Kehrtwende. Dies hat eine Umfrage des NAV-Virchow-Bundes unter den Berliner Vertragsärzten ergeben. Mehr als 83 Prozent der Befragten gaben an, mit der Arbeit des amtierenden KV-Vorstandes unzufrieden zu sein. "Das ist ein deutliches Misstrauensvotum", erklärt Dipl.-Med. Mathias Coordt, Vorsitzender der Landesgruppe Berlin/Brandenburg des NAV-Virchow-Bundes.
Die Übergangsgeld-Affäre um den KV-Vorstand beschäftigt die Ärztinnen und Ärzte in der Hauptstadt besonders. Über 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass diese das Ansehen der Berliner Ärzte beschädigt habe. Zugleich erklärten fast 87 Prozent, dass die Kontrolle des KV-Vorstandes durch die Vertreterversammlung (VV) - das Parlament der niedergelassenen Ärzteschaft - nicht ausreichend gewährleistet sei. "Wir verstehen dies als Auftrag an die nächste Vertreterversammlung, die Kontrollfunktion zu stärken. Dafür müssen aber die Bedingungen, unter denen die Vertreterversammlung arbeitet, verbessert werden", so Coordt, der auch Mitglied der VV ist.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass es nach wie vor Grabenkämpfe zwischen den Berliner Haus- und Fachärzten gibt. "Statt integrativ zu wirken und einen fachübergreifenden Geist zu fördern, hat sich die amtierende KV-Spitze als Spaltpilz betätigt", kritisiert Coordt. Dass etwa die Hälfte der Ärzte den in der KV auftretenden Hausarzt-Facharzt-Konflikt auch in der täglichen Arbeit wahrnehme, spreche Bände. Die Folge: 76 Prozent der Befragten halten die Parität zwischen Haus- und Fachärzten in der Interessenvertretung für notwendig. "In Zukunft ist mehr Basisdemokratie notwendig", betont der Landesgruppenvorsitzende.
Auch das Vertrauen in eine der Kernaufgaben der Kassenärztlichen Vereinigung - die ordnungsgemäße Honorarverteilung zwischen Haus- und Fachärzten - ist verloren gegangen. Nur noch ein Fünftel vertraut der KV in diesem Punkt. "Wir brauchen einen kompletten Neustart", fordert Mathias Coordt. Die Voraussetzungen dafür stünden nicht schlecht. Immerhin 81,8 Prozent der Befragten gaben an, zur Berliner KV-Wahl im September gehen zu wollen.
Eine Präsentation mit den Umfrageergebnissen steht auf der Internetseite des NAV-Virchow-Bundes zur Verfügung: www.nav-virchowbund.de. Ein Positionspapier des NAV-Virchow-Bundes zur Reform des KV-Systems ist dieser Meldung beigefügt.
Quelle und Kontaktadresse:
NAV-Virchow-Bund Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, Bundesgeschäftsstelle Berlin
Klaus Greppmeir, Hauptgeschäftsführer
Chausseestr. 119b, 10115 Berlin
Telefon: (030) 288774-0, Fax: (030) 288774-15