Pressemitteilung | Verband Beratender Ingenieure e.V. (VBI) - Bundesverband

Beratende Ingenieure blicken pessimistisch ins Jahr 2004 / Verband legt Konjunktureinschätzung für 2004 vor / Umsätze und Erträge 2003 weiter gesunken / Personalabbau befürchtet

(Berlin) - „Ein weiteres schweres Jahr steht den unabhängigen Planungsunternehmen in Deutschland bevor. Die Beratenden Ingenieure blicken nach miserablen Ergebnissen des Vorjahres auch pessimistisch auf die Entwicklung der Bauwirtschaft 2004/2005“, mit diesem Fazit stellte heute Dr.-Ing. Volker Cornelius, Präsident des Verbandes Beratender Ingenieure VBI, die Ergebnisse der VBI-Konjunkturumfrage 2004 in Berlin vor, an der sich über 700 Unternehmen beteiligten.

Der Abwärtstrend bei den Umsätzen und Erträgen unserer Mitgliedsunternehmen in den vergangenen Jahren setzt sich ungebrochen fort. Die Bilanzen sehen in diesem Jahr nochmals schlechter aus: 52 Prozent der Ingenieurunternehmen mussten 2003 gegenüber dem Vorjahr Umsatzeinbußen hinnehmen (2002= 51 Prozent), bei 29 Prozent stagnierten die Umsätze im Jahr 2003, lediglich 19 Prozent der Büros (Vorjahr 20 Prozent) konnten die Umsätze steigern.

Ein identisches Bild ergibt sich 2003 im Hinblick auf die Erträge. „Die Wirtschaftslage der Beratenden Ingenieure hat sich 2003 weiter verschlechtert und ist aktuell extrem angespannt. Für viele Büros bedeutet dies 2004 das Ende, wenn nicht entscheidende Impulse im öffentlichen Bau gegeben werden. Was wir heute nicht planen, kann die Bauwirtschaft in ein paar Jahren nicht bauen“, beschreibt Cornelius die Konsequenzen für die Gesamtwirtschaft.

In Erwartung an das laufende Jahr zeigen sich die Unternehmen weiter pessimistisch: Nur 14 Prozent glauben an eine Ertragssteigerung, 39 Prozent hoffen auf eine gleichbleibende Entwicklung und fast die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) fürchtet sinkende Erträge. Auch wenn diese Zahlen gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert sind, bleibt die Beschäftigungslage weiterhin als kritisch einzustufen: Rund 32 Prozent der Unternehmen mussten 2003 Personal entlassen. Bei nur 9 Prozent gab es zusätzliche Neueinstellungen.

Die Prognose für 2004 sieht noch schlechter aus: Lediglich 6 Prozent planen Neueinstellungen. 29 Prozent gehen von weiteren Entlassungen aus. Damit stehen den überwiegend kleinen und mittleren Büros – etwa 80 Prozent beschäftigen weniger als 20 Mitarbeiter – schmerzhafte Einschnitte in die Personalstruktur bevor. Cornelius: „Konjunkturell bedingte Entlassungen in Büros sind Raubbau an der Substanz, denn wichtiges Know-how geht unwiederbringlich verloren.“

Dieses Know-how wird schon bald benötigt, denn der Investitionsstau in Deutschland ist groß: Wasser- und Verkehrsinfrastruktur aber auch Schulen und viele andere öffentliche Einrichtungen weisen einen immensen Investitions- und Erneuerungsbedarf auf. Cornelius: „Wollen wir das deutsche Ingenieurwesen auf seinem weltweit führenden Qualitätsniveau halten, muss die öffentliche Hand mehr investieren. Investitionsstopps wie kürzlich erst bei Bahn- oder Straßenprojekten verkündet sind dabei kontraproduktiv.“ Gleichzeitig läuft der Branche der Nachwuchs weg. Schon heute geben 46 Prozent, der VBIBüros an, dass sie offene Stellen nicht schnell und qualifiziert mit Ingenieuren besetzen können.

Nach den Ergebnissen der VBI-Befragung leiden 88 Prozent der Ingenieurunternehmen unter dem gnadenlosen Preiswettbewerb im Markt. Viele Auftraggeber nutzen die schlechte wirtschaftliche Situation der Unternehmen aus und vergeben Aufträge unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestsätze der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). „Wirtschaftsminister Wolfgang Clement will diese verheerende Situation der deutschen Planungsbüros mit der Abschaffung der verbindlichen HOAI sogar noch verschärfen. Wollen wir die Sicherheit von Bauwerken, Bauqualität und Baukultur wirklich dem freien Spiel des Marktes aussetzen und mindere Qualität in Kauf nehmen? Sollte sich Clement mit seinem Vorhaben durchsetzen, wird es ab 2005 einen ruinösen Preiswettbewerb und ein massenhaftes Sterben von Planungsbüros geben“, unterstrich Cornelius. „Wir hoffen, dass sich der Sachverstand im Bauministerium und in den Bundesländern gegen die unsinnigen Pläne des Ministers durchsetzen werden.“

Trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen stellen sich die deutschen Ingenieurunternehmen den Herausforderungen des Marktes. Viele Büros versuchten den schlechten Rahmenbedingungen mit neuen kreativen technischen Dienstleistungen und der Erschließung zusätzlicher Märkte zu begegnen. Rund 30 Prozent der Unternehmen seien bereits im Ausland tätig und planen ihr Engagement dort auszuweiten. Dies sei beachtlich für die Akteure einer Branche, die 67 Prozent ihrer Aufträge im regionalen Umfeld akquiriert.

Cornelius: „Wir erwarten, dass die Bundesregierung das außenwirtschaftliche Engagement der deutschen Ingenieurunternehmen – gerade vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung – stärker unterstützt.“
Die Beratenden Ingenieure trügen ihren Teil zur Verbesserung der Situation bei. Nun seien weitere Initiativen des Bundes gefordert. Cornelius: „Wir begrüßen Ansätze, zur Förderung von energetischen Investitionen im Gebäudestand. Aber wir benötigen ebenso Anreize, die auf den Nutzwert von öffentlichen Gebäuden zielen. Vor allem braucht das Land dringend ein Programm zur Erneuerung der Infrastruktur in den Kommunen.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Beratender Ingenieure e.V. (VBI) Volker Zappe, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit Budapester Str. 31, 10787 Berlin Telefon: 030/260620, Telefax: 030/26062100

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