Bedingt strategiefähig: Befragung von Hochschulleitern unterstreicht Verbesserungsbedarf in der Hochschul-Governance
(Berlin) - Die Imboden-Kommission zur Evaluierung der Exzellenzinitiative hat darauf hingewiesen: Funktionierenden Steuerungsstrukturen kommt für die Weiterentwicklung der deutschen Hochschulen eine überragende Bedeutung zu. Aber wie effizient sind aus Sicht der Hochschulleiter die Mechanismen zur Strategiebildung? Stützt das institutionelle Gefüge den Prozess, Ziele zu benennen und dann auch umzusetzen? Diesen Fragen geht eine neue Untersuchung von Stifterverband und Kienbaum nach, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.
Der Befragung zufolge gelingt zwar die Entwicklung von Strategien an den Hochschulen recht gut. Nur gut jeder vierte Hochschulleiter hält die Governance-Strukturen an den Hochschulen aber für gut geeignet, die Hochschulstrategien auch umzusetzen. Hier bedarf es schlagkräftigerer Mechanismen. Die Befragung liefert dazu erste Lösungsansätze.
Hochschulleitungen würden zum einen gerne Entscheidung und operative Verantwortung auf persönlicher Ebene verbinden, unter anderem durch eine konsequente Anwendung des Ressortprinzips. Ein Beispiel: Das International Office sollte dem Vizepräsidenten für Internationales unterstehen. Zum anderen plädieren die Präsidenten und Rektoren dafür, die Dekanate zu stärken, indem etwa Fakultäts-Geschäftsführer eingeführt werden. Eine Aufwertung von Senaten und Hochschulräten halten die Hochschulleiter dagegen nicht für geeignet, um die Strategiefähigkeit zu fördern.
Während für die Kernaufgaben Lehre und Forschung die Strategiebildungsprozesse nach Ansicht der Hochschulleitungen schon recht gut funktionieren und die Hochschulen die gesetzten Ziele erreichen, werden andere Bereiche kritischer gesehen. Das gilt ausgerechnet für zukunftsweisende Themen wie Digitalisierung und Internationalisierung. Auffällig schlecht schneidet aus Sicht der Hochschulleitungen der Bereich Wissens- und Technologietransfer sowohl bei der Zielbildung wie bei der Zielerreichung ab.
Anne von Fallois, Political Director bei Kienbaum, sieht Handlungsbedarf bei Gesetzgebern wie an den Hochschulen: "Die Länder sollten nach den Befragungsergebnissen überprüfen, inwieweit gesetzlich vorgeschriebene Verantwortungsstrukturen die Strategiefähigkeit von Hochschulen unterstützen. Hochschulen sollten sich selbst als lernende Organisationen verstehen, die ihre Strukturen kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit und Funktionsfähigkeit überprüfen."
Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes, weist auf die Entwicklungsperspektiven hin: "Aus der Befragung ergeben sich Impulse für eine Stärkung des Ressortprinzips in der Hochschulleitung und für eine Aufwertung der Dekanate. Diese beiden Punkte sollten für eine verbesserte Strategiefähigkeit der deutschen Hochschulen weiterverfolgt werden."
Die Untersuchung "Hochschulstrategie und Governance - Wie organisieren Hochschulen ihre Entwicklung?" kann unter https://www.stifterverband.org/medien/hochschulstrategie-und-governance heruntergeladen werden. Sie wertet die Antworten von 103 Hochschulleitungen aus, die im Februar und März 2016 befragt wurden.
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