Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen e.V. (BDU) - Hauptgeschäftsstelle Bonn

BDU-Studie „Kooperationen von KMU in Baden-Württemberg“: Unternehmenskooperationen bieten bei Vertrieb, Produkten und Entwicklung den größten Zusatznutzen

(Bonn/Stuttgart) – Die Unternehmen des Mittelstands in Baden-Württemberg sehen den größten Zusatznutzen von Kooperationen bei Vertrieb, Produkten und Entwicklungsprojekten. Durch die dauerhafte Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen sollen besonders die eigene Marktpräsenz sowie die künftige Marktfähigkeit gestärkt werden. Das ist das Fazit einer aktuellen Studie des Regionalarbeitskreises Baden-Württemberg im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V.. Die schriftliche Befragung wurde bis Ende 2003 durchgeführt, 428 kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) aus Baden-Württemberg nahmen teil. Gut 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, zur Zeit keine Zusammenarbeit anzustreben. Über alle Unternehmensgrößen hinweg – unterschieden wurde in der Befragung zwischen den Kategorien Umsatz unter einer Million Euro, ein bis fünf Millionen Euro und über fünf Millionen Euro – macht die Studie deutlich, dass mit 40 bis 60 Prozent der Schwerpunkt bestehender Kooperationen in der Zusammenarbeit bei Vertrieb, Produkten und Entwicklungsprojekten liegt. Der gemeinsame Einkauf spielt für die Unternehmen mit einem Umsatz bis fünf Millionen Euro mit knapp 30 Prozent ebenfalls noch eine wichtige Rolle.

Nur wenig Interesse findet hingegen eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit bei Investitionen (11 Prozent der Unternehmen), Informationstechnologie (23 Prozent der Befragten) und Organisation/Verwaltung (knapp fünf Prozent der Befragten). „Hier liegen etwaige Vorteile für die Entscheidungsträger in den Unternehmen offensichtlich nicht direkt auf der Hand“, sagte Dr. Eckhard Brinks, Geschäftsführer der FR Unternehmensberatung GmbH, Reutlingen, der federführend die Auswertung der Befragungsergebnisse verantwortete.

Der überwiegende Teil der Kooperationsvereinbarungen wird in Einzelabsprachen geregelt, Kooperationsverträge werden über alle Unternehmensgrößen hinweg verstärkt bei gemeinsamen Projekten, bei Vertrieb, Produkten und Entwicklung eingesetzt. Gesellschaftsrechtliche Vereinbarungen werden in nennenswertem Umfang nur von Unternehmen über fünf Millionen Euro Umsatz abgeschlossen. Für Roland Fausel, Vorsitzender des BDU-Regionalarbeitskreises Baden-Württemberg, bestätigt sich mit diesen Befragungsergebnissen sein Eindruck aus der Beratungspraxis: „Kleine Unternehmen suchen eher die lockeren und wenig reglementierten Kooperationen. Bei größeren Unternehmen greifen zunehmend `wasserdichte Verträge`.“

Auf die Frage, wo denn die Unternehmen konkrete Vorteile einer Kooperation erwarten, wurden in erster Linie die marktbestimmenden Faktoren genannt: Ergänzung des Produktspektrums und effizienterer Vertrieb. Unternehmen unter einer Million Euro Umsatz setzen sich weiterhin das Ziel, durch eine engere Verflechtung auch den Zugewinn an Know-how besser zu steuern und die Wirtschaftlichkeit in der Produktion zu erhöhen.

Nachteile befürchten kleine Unternehmen besonders bei einem Zugriff auf ihre Kundendaten (20 Prozent) und beim Abfluss von Know-how (17 Prozent). Über 60 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz bis zu fünf Millionen Euro sehen vor allem im notwendigen Abstimmungsbedarf und im hohen bürokratischen Aufwand den kritischsten Faktor einer Unternehmenskooperation. 50 Prozent dieser Unternehmen befürchten weiterhin einen Verlust der Eigenständigkeit, über 40 Prozent erwarten negative Begleiterscheinungen durch transparente Kundendaten. Eine untergeordnete Rolle spielt für die Unternehmen aller Größenordnungen die Angst vor persönlichen Differenzen oder die Abwerbung von Mitarbeitern.

Bei der Auswahl potenzieller Kooperationspartner sind besonders zwei Faktoren über alle Unternehmensgrößen hinweg von Wichtigkeit. Zum einen wird darauf geachtet, dass ausreichende und passgenaue fachliche Kompetenzen hinzugewonnen werden und zum anderen, dass der Kooperationspartner ergänzende Arbeitsgebiete beisteuern kann. Also genau die Faktoren, die letztlich zur Verbesserung der eigenen Marktposition beitragen. Aber auch die `Chemie` muss stimmen. Rund zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass eine Kooperation stark vom gegenseitigen Vertrauen und dem Willen zur erfolgreichen Ausgestaltung geprägt sein muss. Bei den weiteren als wichtig angesehenen Kriterien wie ´regionale Positionierung`, `Unternehmensgröße` oder `finanzielle Situation` ergibt sich je nach Unternehmensgröße eine unterschiedliche Einschätzung. Grundsätzlich ergab die Befragung: Je größer das Unternehmen, desto wichtiger wird die finanzielle Situation des möglichen Kooperationspartners.

Zur Lösung der dringlichsten und komplexen Fragen bei einer dauerhaften Partnerschaft beabsichtigt der größte Teil der Unternehmer die Unterstützung externen Sachverstandes, zum Beispiel von Rechtsanwälten, Steuerberatern und Unternehmensberatern, hinzuzuziehen. Allerdings sind immerhin 20 Prozent der Befragten Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als einer Million Euro der Meinung, dass sie beim Aufbau einer Kooperation auf einen Expertenrat verzichten können. Für Fausel ein Manko: „Die kleinen Unternehmen unterschätzen offensichtlich die komplexen Prozesse, die bei Unternehmenskooperationen zu berücksichtigen sind. Man sollte als Unternehmer schon sorgfältig prüfen, was kann ich alleine stemmen und für welche Teilprozesse benötige ich Unterstützung von Spezialisten, damit eine dauerhafte und erfolgreiche Partnerschaft entstehen kann.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) Zitelmannstr. 22, 53113 Bonn Telefon: 0228/9161-0, Telefax: 0228/9161-26

NEWS TEILEN: