BDU-Studie: 500 Unternehmen analysiert
(Berlin) - Eine aktuelle Untersuchung des Arbeitskreises Berlin-Brandenburg des Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. attestiert dem Management Berliner und Brandenburger Unternehmen bessere Noten als noch vor drei Jahren.
Damals hatte eine ähnlich gelagerte Untersuchung des BDU erhebliche Defizite in Berliner Managementkreisen zu Tage gefördert. Die besten Ergebnisse erzielten die beurteilten Manager in der aktuellen Studie bei ihren Fähigkeiten unternehmerisch zu denken und zu handeln. Deutliche Defizite diagnostizierten die Experten des BDU-Arbeitskreises Berlin/Brandenburg allerdings bei der Bewertung der Sozialkompetenz und beim fehlenden Charisma der Unternehmenslenker. Gravierende Unterschiede wurden bei den Managern von Firmen im sogenannten "Speckgürtel " Berlins und dem weiteren Umfeld festgestellt. Grundlage der BDU-Studie sind rund 500 Fragebögen, mit deren Hilfe die Unternehmen und insbesondere die Fähigkeiten und Qualitäten ihres Managements untersucht wurden. Um Verzerrungen in der Bewertung zu vermeiden, erfolgte die Einschätzung der Manager durch die Unternehmensberater selbst.
Bei den besonders positiv bewerteten Unternehmen erkannten die Unternehmensberater die folgenden Erfolgsfaktoren: · Erfolgreiche Unternehmen haben die besseren Manager (in jedem abgefragten Teilbereich) · Ihre Produkte und Leistungen haben einen hohen Markt-nutzen · Ihre Manager haben gute Kenntnisse des Marktes und der Branche · Die Manager verfügen über aktuelles Wissen · Unternehmens- bzw. Positionsnachfolge ist Teil der strategischen Unternehmensplanung
Positiv war das Ergebnis der Studie in Bezug auf den allgemeinen Erfolg der bewerteten Unternehmen. Entgegen vielen Erwartungen wurden 60% als "sehr erfolgreich" oder "erfolgreich" eingeschätzt. Dabei ist anzumerken, dass die bewerteten Unternehmen den Beratern bekannt waren und diese bzw. deren Management in der Vergangenheit Beratungsleistungen in Anspruch genommen hatten. Für Rèmi Redley, Projektleiter der Studie und BDU-Vizepräsident, bedeutet dies keine Überraschung: "Es ist aus unserer Sicht bereits als Zeichen von Managementkompetenz und Erfolg zu werten, wenn das Unternehmen über den eigenen Tellerrand hinausblickt, sich für den Bezug externer Beratungsleistungen entscheidet und damit für Know-how, das im eigenen Unternehmen nicht vorhanden ist."
Dennoch lassen sich einige Mängel und Schwächen des Managements identifizieren, die derzeit Potenziale für Misserfolge darstellen und Verbesserungsmöglichkeiten verhindern. Da eine zufriedenstellende Lage des Unternehmens erst mit Erreichen des Prädikats "sehr erfolgreich" eintritt, haben fast alle Unternehmen, zumindest in einzelnen Bereichen, noch unausgeschöpfte Möglichkeiten zur Verbesserung.
Gravierende regionale Unterschiede
Für Erfolg und Misserfolg bestehen markante regionale Unterschiede im Untersuchungsgebiet. Wegen der Anonymität der Befragung sind zahlenmäßige Aussagen in diesem Bereich nur begrenzt möglich. Erfahrungen aus dem Beratungsalltag der Unternehmensberater bestätigen aber die regionalen Unterschiede. Im sogenannten Speckgürtel um Berlin stellt sich die Lage der Unternehmen günstiger dar, während in den eher entlegenen Teilen der Region ein enormer Entwicklungsbedarf besteht. Die Gründe dafür liegen hauptsächlich in der schleppenden Angleichung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen und unter Umständen in unterschiedlichen soziopolitischen Gegebenheiten.
Insofern unterliegt die wirtschaftliche Entwicklung in abgeschiedenen Bereichen Brandenburgs einem "Teufelskreis": Mangelhafte Rahmenbedingungen verhindern Neugründungen und Ansiedlungen von Wirtschaftsunternehmen, Industrie und Dienstleistung. Dieses Fernbleiben von Wirtschaftskraft beeinträchtigt wiederum die infrastrukturelle und sozio-kulturelle Entwicklung. Als Folge dieser Wirkungskette bleibt die Region auch für leistungsstarke und visionäre Führungskräfte eher unattraktiv. Die Region läuft Gefahr, in Lethargie zu versinken und sich so die eigenen Chancen gänzlich zu verbauen. Mehr und mehr Menschen, besonders jüngere Generationen, wandern in die Metropole Berlin und in den Speckgürtel ab. Dabei hat das Bundesland Brandenburg schon heute die zweitniedrigste Bevölkerungsdichte der Bundesrepublik, bietet jedoch aufgrund der Nähe zum Ballungsraum Berlin-Potsdam einen reizvollen Lebens- und Arbeitsraum. Die Probleme der Region Brandenburg, besonders außerhalb des Berliner Umlandes, sind also hauptsächlich politischer Natur. Die Verantwortlichen müssen hier umgehend handeln. Nur so ist der Standort Brandenburg stark und leistungsfähig zu machen. Die geografische Lage an der Schnittstelle zu Polen und weiteren osteuropäischen Ländern sollte für die wirtschaftliche Entwicklung genutzt, die Region durch umgehende Infrastrukturmaßnahmen für leistungsfähige Manager und Unternehmer attraktiv gemacht werden.
Manager mit Charisma gesucht
Weiterhin untersuchte die Studie einzelne Charakteristika und Fähigkeiten von Managern, die mittels Faktorenanalyse in den vier Hauptgruppen unternehmerisches Denken und Handeln, soziale Kompetenz, fachliche Kompetenz und Persönlichkeit zusammengefasst wurden. Alle abgefragten Items wurden einer dieser Hauptgruppen zugeordnet und als mehr oder weniger wichtiger Erfolgsfaktor identifiziert. Die besten Ergebnisse erzielten hier die beurteilten Manager im Bereich unternehmerisches Denken und Handeln. Hierzu gehören Merkmale wie analytisch-kritisches Denken, Zielorientiertheit, Weitsicht und Strategie, Eigenorganisation und Visionen. Es sind also durchaus fachlich geeignete und visionär denkende Unternehmerpersönlichkeiten und Manager in der Region vorhanden. Dies gilt ebenso für die Beurteilung der fachlichen Kompetenz. Die Manager werden hier sogar weit kompetenter bewertet, als es der Erfolg der Unternehmen vermuten lassen würde. Anders jedoch bei der Bewertung der Sozialkompetenz: hier gibt es klare Defizite. Dabei ist es dieser Bereich, der eine Unternehmerpersönlichkeit kennzeichnet.
Erfolgsfaktor Unternehmensnachfolge
Als ein kritischer Punkt erwies sich die Unternehmensnachfolgeplanung, die als entscheidender Faktor zum Fortbestand eines Unternehmens schon in frühen Phasen in die langfristigen Überlegungen einbezogen werden sollte. Viele Unternehmer identifizieren sich nicht mit dieser Herausforderung und verkennen dessen Wichtigkeit. Dies gibt Anlass zur Besorgnis. "Nur 13 Prozent der Manager der erfolgreichen Unternehmen befassen sich frühzeitig mit der Unternehmensnachfolge. Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ist dies bedenklich, denn offensichtlich geht das Management von `Unsterblichkeit` aus", bemerkt Redley kritisch. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass sich gerade diejenigen Unternehmer und Manager mit Nachfolgeplanung befassen, die besonders gute Werte in bezug auf "unternehmerisches Denken und Handeln" sowie "Sozialkompetenz" bekommen. Dies bestätigt, dass es zu einer Unternehmerpersönlichkeit gehört, auch verantwortungsvoll an die Zukunft des Unternehmens und dessen Beschäftigte zu denken und entsprechend zu handeln. Leider wird die Relevanz dieser Thematik noch all zu oft unterschätzt. Gerade in einer Region, in der es problematisch ist, geeignete Nachwuchskräfte zu finden, da diese eher in die Ballungsräume abwandern, muss entsprechend frühzeitig an der Planung von Unternehmens- bzw. Positionsnachfolgen gearbeitet werden. Die Bindung jüngerer Manager an ein Unternehmen kann auch eine Bindung an die Region bedeuten, was zur ihrer Stärkung beiträgt.
Bei einigen Merkmalen der Untersuchung wurde zusätzlich bewertet, wie sich die Manager selbst einschätzen würden. Hierbei gibt es interessante Differenzen zwischen der direkten Beratereinschätzung und der prognostizierten Selbsteinschätzung. Schätzen sich Manager erfolgreicher Unternehmen relativ realistisch ein, so kommt es bei Managern weniger erfolgreicher oder erfolgloser Unternehmen eher zu Selbstüberschätzungen. Dieses Ergebnis wird auch an anderer Stelle bestätigt: Oftmals sind es erfolgreiche Unternehmen, die Beratung suchen und Consultants in Anspruch nehmen. Erfolglose Unternehmen hingegen sind oft derart mit ihren Problemen beschäftigt, dass sie externe Hilfe gar nicht in Erwägung ziehen. In der Einschätzung ihrer Produkte und Märkte, der Kenntnisse über Branchen und Handelsgegebenheiten, bezüglich Wissensstand sowie in der Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses erhalten die meisten Manager gute und sehr gute Ergebnisse. Auch hier zeigt sich, dass es vor allem die erfolgreichen Manager sind, die Expertenwissen hinzukaufen, um kontinuierlich am Erfolg ihrer Unternehmen zu arbeiten.
Überraschend war das Ergebnis der öffentlichen Unternehmen. Die Manager dieses Bereiches erhalten das beste Ergebnis, während der Erfolg dieser Unternehmen eher bescheiden ausfällt. Es ist zu vermuten, dass die durchaus erfolgreichen Manager in ihrem Handeln und Tun von externen Faktoren wie politischen Einflüssen oder gesetzlichen Vorschriften gebremst werden. So manches öffentliche Unternehmen könnte weitaus erfolgreicher sein, wenn die Potenziale der Manager voll genutzt werden könnten.
Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. sind zur Zeit 13.500 Berater organisiert, die sich auf 463 Management-, Personal- und IT-Beratungsgesellschaften verteilen. Die Mitgliedsunternehmen des BDU erzielten 1999 einen Gesamtumsatz von 5,3 Milliarden DM (1998: 4,5 Milliarden DM) und konnten mit dieser Steigerung ihren Marktanteil in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich auf nunmehr rund 25 Prozent ausbauen.
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