BDU-Innovationsstudie Baden-Württemberg / Unternehmen in Baden-Württemberg verspielen leichtfertig ihre Zukunft
(Berlin) - Baden-württembergische Unternehmen betreiben ihre Innovationsanstrengungen zu nachlässig und zu wenig strategisch und gefährden damit ihre Zukunftsfähigkeit. Nur die erfolgreichen Firmen beziehen Innovationen auf fast allen Ebenen wie bei Produkten, Dienstleistungen, Prozessen, Strategien oder der Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten mit ein. Das ist das Fazit einer aktuellen Studie des Regionalarbeitskreises Baden-Württemberg im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V., die heute in Stuttgart vorgestellt wurde. Die schriftliche Befragung, an der rund 300 Unternehmen aus Baden-Württemberg teilgenommen haben, wurde im Frühjahr 2004 durchgeführt. Besonders erschreckend: Nur 21 Prozent der befragten Unternehmen bezeichneten sich selbst als 'innovativ', 45 Prozent als 'wenig innovativ' und 34 Prozent sogar als 'nicht innovativ'. BDU-Präsident Rémi Redley: "Wirtschaft und Industrie im 'Muster-Ländle' verlassen sich offensichtlich zu sehr auf ihre Erfolge der letzten Jahrzehnte. Wer nicht aus der ersten Liga absteigen möchte, muss seinen Blickwinkel erweitern und Innovationen im eigenen Unternehmen mit Nachdruck vorantreiben."
Signifikant sind die Unterschiede bei der Frage, was nach Einschätzung der Unternehmen erfolgversprechende Innovationen ausmachen. Ist man sich bei der Bedeutung von Produkten bei innovativen und nicht innovativen Unternehmen mit 89 Prozent bzw. 80 Prozent noch weitgehend einig, so öffnet sich die "Meinungs-Schere" auf anderen Ebenen deutlich. Während 70 Prozent der innovativen Unternehmen beispielsweise die Dienstleistungen, 79 Prozent die Prozesse und 79 Prozent die Strategie für wichtige Erfolgsfaktoren ihrer zukunftsgerichteten Anstrengungen halten, sinkt der prozentuale Anteil der nicht innovativen Unternehmen bei Dienstleistungen auf 25 Prozent, bei Prozessen auf 13 Prozent und bei Strategien auf nur noch 5 Prozent.
Keine Branche wirklich innovativ
Die innovativsten Unternehmen sind laut Umfragergebnissen in der Medizintechnikbranche und im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe zu finden. Schlusslicht der Untersuchung bilden Unternehmen aus der Bau- und Chemiebranche sowie der Textil- und Metallindustrie. Alarmierend in der BDU-Studie ist allerdings, dass in keiner der Branchen mehr als ein Drittel der Unternehmen sich zur Zeit als 'innovativ' bezeichnet. "Hier verspüren wir deutlich die umfangreichen Rationalisierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre, die zu Lasten von Innovation, Forschung und Entwicklung erfolgt sind. So richtig und wichtig in vielen Unternehmen die Senkung von Kosten gewesen ist, so negativ wirken sich die mangelhaften Innovationsbemühungen jetzt aus", sagte Dr. Dieter Coy, Geschäftsführer der Gesellschaft für Innovation und Beratung bR sowie Vorstandsmitglied des BDU-Regionalarbeitskreises Baden-Württemberg und einer der Autoren der Studie.
Innovationen müssen bewusst gelebt werden
Darüber, das Innovationen einen entscheidenden unternehmerischen Erfolgsfaktor darstellen, sind sich sowohl innovative (98 Prozent) als auch nicht innovative Unternehmen (85 Prozent) in Baden-Württemberg weitestgehend einig. Das Innovationen das Ergebnis strategischer Überlegungen sind und bewusst gelebt werden müssen, erkennen zwar 95 beziehungsweise 93 Prozent der innovativen Unternehmen, aber nur noch 75 beziehungsweise 69 Prozent der nicht innovativen Unternehmen. Immerhin 84 Prozent der innovativen Unternehmen geben in der Befragung an, dass sie ihre Markt- und Technologietrends systematisch aufspüren (nicht innovative Unternehmen: 59 Prozent). Trotzdem muss kritisch festgehalten werden, dass selbst bei knapp einem Drittel der innovativen Unternehmen (nicht innovative Unternehmen: 52 Prozent) in der Finanzplanung keine Budgets für Innovationen vorgesehen sind. 77 Prozent der innovativen Unternehmen (nicht innovative Unternehmen: 33 Prozent) sagen, dass Innovationen wichtiger Bestandteil einer Markttreiber-Position sind und damit nicht reaktiv, sondern aktiv betrieben werden müssen.
Konsequentes und geplantes Ideenmanagement legt Potenziale frei
Nach Ansicht der Unternehmensberater zeigen die Studienergebnisse deutlich, dass in vielen Unternehmen in Baden-Württemberg ein umfassenderes Innovationsverständnis zukünftig notwendig sein wird. Wider besseres Wissen seien Innovationsprozesse zu selten in die Unternehmensstrategie einbezogen. Die BDU-Berater empfehlen, mit einem gezielten Ideenmanagement die Ressourcen auf die erfolgversprechenden Projekte zu konzentrieren. Dazu gehöre aber auch, erfolgkritische Projekte konsequent abzubrechen. Entscheidend sei letztlich, Innovation als Daueraufgabe zu begreifen und alle Ebenen des Unternehmens mit ihren Innovationspotenzialen auszuschöpfen und die Voraussetzungen hierfür hinsichtlich Transparenz und Kommunikation zu schaffen.
Quelle und Kontaktadresse:
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