BDS-Studie: Was sind die wirklichen Probleme des Mittelstands? / Bürokratie ist größter Bremsklotz für Unternehmer
(Stuttgart) - "Die wichtigsten Probleme des Mittelstands haben alle politische Ursachen, wie der Bund der Selbständigen Baden-Württemberg e. V. (BDS) in einer aktuellen Studie herausgefunden hat: Deutschlands Unternehmer sehen in der Bürokratie, der Planungsunsicherheit bei Steuern und Gesetzen, den Lohnzusatzkosten und den Steuern selbst die größten Bremsklötze für ihre Arbeit. Vergleichsweise geringere Probleme haben die Mittelständler mit der Qualität ihrer Mitarbeiter und deren Arbeitszeiten. Entgegen unserer Erwartungen beurteilen die Mittelständler auch die Finanzierung und die Eigenkapitalausstattung als eher kleine Erschwernisse", erklärt Dorothea Störr-Ritter, Präsidentin des BDS zur Analyse.
Anhand einer Skala von 1 (kein Problem) bis 6 (sehr großes Problem) haben über 1.100 Mittelständler geantwortet, auf welchen Gebieten sie Probleme sehen und ihnen die Arbeit erschwert wird. Neben den genannten Hürden folgen mit den Berufsgenossenschaften, dem Kündigungsschutz und dem von der großen Koalition neu beschlossenen Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz drei weitere von der Politik gespannte Fallstricke. Bei den Berufsgenossenschaften wächst die Problembewertung stark mit der Unternehmensgröße. Industrie und Handwerk fühlen sich am meisten betroffen. "Vor allem bei der Gesetzlichen Unfallversicherung muss nun reformiert werden", fordert Störr-Ritter.
Auch den Kündigungsschutz (Rang 6) sehen Mittelständler weiter als Hindernis. Dabei ist die Befindlichkeit von der Unternehmensgröße abhängig: Stellt dieses Thema für die kleineren Unternehmen wegen der gesetzlichen Ausnahmen kaum ein Problem dar, sieht der größere Mittelstand (50-249) Mitarbeiter hier einen besonders großen Hemmschuh: In dieser Unternehmenskategorie ist der Kündigungsschutz das zweitgrößte Problem. "In einer Phase des konjunkturellen Aufschwungs, in der die Unternehmer wieder Mitarbeiter einstellen, bleibt bei vielen die große Sorge, die Zahl der Mitarbeiter an schlechter laufende Geschäfte anpassen zu können. Wir müssen die Zeit nun nutzen, endlich den Kündigungsschutz zu lockern. Sonst können wir unseren Mitgliedern nicht guten Gewissens raten, neue Mitarbeiter einzustellen", fordert die Selbständigenpräsidentin.
Erst an achter Stelle der Probleme rangiert die Auftragslage. Gute Konjunkturaussichten und volle Auftragsbücher lassen diese Klagen zurückgehen. Auch hier ist auffällig, wie stark das Problem von der Größe der Firma abhängt: Bei Einzelunternehmen ist die Auftragslage noch das viertwichtigste Problem (Wert: 3,7), bei den größeren Unternehmen über 50 Mitarbeiter liegt sie an 13. Stelle (3,0).
Fast gleichauf in der Rangliste liegen die Zahlungsmoral (9) und die Löhne (10) mit jeweils einem Durchschnitt von 3,4. "Sollten in den weiteren Tarifrunden allerdings die hohen Tarifabschlüsse der Metallbranche übernommen werden, könnten die Löhne schnell wieder zu einem größeren Problem gerade der kleineren Unternehmen werden", warnt die Rechtsanwältin.
Das Tarifrecht (Rang 11) wird vor allem von den größeren Unternehmen als wichtiger Stolperstein betrachtet, während es bei Kleinstunternehmen naturgemäß kaum eine Bedeutung hat. Auf den Plätzen 12 und 13 folgen die Themen Eigenkapital (3,0) und Finanzierung (3,1). Vor allem die kleineren Unternehmen geben weiterhin an, Probleme bei diesen Themenfeldern zu haben. Die Arbeitszeiten (14) und die Mitarbeiterqualität (15) folgen in der Problemskala.
Naturgemäß ist vom Thema Unternehmensnachfolge akut immer nur ein geringerer Teil der Unternehmen betroffen, im Schnitt ergibt sich mit einer Durchschnittswertung von 2,6 nur noch ein vorletzter Platz. An letzter Stelle findet sich die Mitbestimmung. Auch hier gilt: Je größer das Unternehmen, desto größer der Ärger - denn kleine Firmen sind von diesem Thema gesetzlich ausgenommen.
Quelle und Kontaktadresse:
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