BDL fordert ehrliche Jugendbeteiligung / Den demografischen Wandel gemeinsam gestalten
(Berlin) - "Zukunftspläne, die geschmiedet werden, ohne die Entscheider von morgen einzubeziehen, sind fragwürdig." Davon ist Sebastian Schaller überzeugt. Denn für den Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) e.V. steht fest: "Es liegt nicht am mangelnden Interesse, wenn Planungsvorhaben, Zukunftswerkstätten oder Demografietagungen ohne junge Menschen stattfinden."
Gern werde der Jugend Desinteresse vorgeworfen. Zugleich aber werden die Rahmenbedingungen beteiligungs-unfreundlich für sie gestaltet. Der Vorsitzende des größten Jugendverbandes im ländlichen Raum verweist auf vielfach unattraktive Formate und Termine, die in reguläre Schul- und Arbeitszeiten fallen, und an Sitzungen und Veranstaltungen, die sich bis in die Nacht ziehen, so dass man ohne eigenes Auto nicht mehr nach Hause komme.
"Diejenigen, die uns Gleichgültigkeit vorhalten, sollten sich fragen, ob sie Beteiligung von jungen Leuten ernsthaft wollen", fordert der BDL-Bundesvorsitzende. Es gehe nicht um Alibi-Teilhabe oder Scheinbeteiligung, sondern ernsthafte Mitwirkung. Dazu gehöre letztlich auch, Macht abzugeben oder zu teilen.
"Die Interessen, Bedürfnisse und Positionen von jungen Menschen müssen gebündelt und mit Organisationsmacht ausgestattet vertreten werden können", stellt Sebastian Schaller klar. Jedes Gremium, jede Werkstatt, jede Region müsse für sich selbst entscheiden, wie echte Beteiligung sichergestellt werden kann. Aber sie sei zwingende Voraussetzung, um die Potenziale und Perspektiven der ländlichen Räume herauszuarbeiten und kontinuierlich Perspektiven zu entwickeln - und zwar ortsübergreifend.
Wer heute Jugendliche und junge Erwachsene nicht ehrlich an Entscheidungsprozessen beteiligt, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Denn die Herausforderungen des demografischen Wandels auf dem Land annehmen, heißt, die Weichen für nachfolgende Generationen stellen. Das geht nur mit ihnen. Darum fordert der BDL die verbindliche Beteiligung selbstorganisierter Zusammenschlüsse von Jugendlichen wie z.B. Jugendverbänden an Prozessen zur Gestaltung des demografischen Wandels.
"So entsteht nicht nur ein grundsätzlich anderes Selbstverständnis, sondern auch eine belastbare Qualität der Beteiligung. Denn damit ist sichergestellt, dass Anliegen und Vorschläge der jungen Generation ernst genommen werden", so Sebastian Schaller.
Die Landjugend will beispielsweise die Entwicklung der ländlichen Räume nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Aus ihrer Sicht brauchen regionale Maßnahmen zur Gestaltung des demografischen Wandels - insbesondere in den ländlichen Räumen - bestimmte gesetzliche Rahmenbedingungen. Und zwar egal, ob es um das zivilgesellschaftliche Engagement, berufliche Hilfen, Wirtschaftsentwicklung oder die Unterstützung für Familien gehe. Darum schlägt der BDL für die Umsetzung von Regionalentwicklung die Schaffung gesetzlicher bundesweiter Rahmenbedingungen analog der Jugendhilfeplanung in der Jugendhilfe vor.
Diesen Vorschlag hätte er gern in den Demografiekongress eingebracht, der seit 2010 jährlich im September stattfindet. Doch weder auf der Liste der Referenten noch im Programm fand sich Jugend wieder. Dazu kam der Tagungsbeitrag von mindestens 600 Euro, der auch für einen Jugendverband nicht mal eben zu stemmen ist und struktureller Ausgrenzung nahe kommt.
An beiden Tagen lag der Fokus auf dem Fachkräftemangel, Familie und Pflege. "Das sind wichtige Themen, zu denen wir mit unserem Vorschlag einer weiter institutionalisierten Regionalentwicklung hätten beitragen können. So ist aus unserer Sicht wieder eine Chance vertan, um generationenübergreifende und langfristige Perspektiven zu diskutieren und voranzubringen" kritisiert der BDL-Vorsitzende.
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