BDI-Außenwirtschaftsbarometer: Exporte wieder im Aufwind
(Berlin) - Die deutschen Ausfuhren werden im Jahr 2000 wieder deutlich expandieren. Zu diesem Ergebnis kommt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in seinem neuen Außenwirtschaftsbarometer. Für 1999 erwartet der BDI bei den Exporten lediglich eine "schwarze Null". Im nächsten Jahr könne dagegen, so BDI-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludolf v. Wartenberg bei der Vorstellung der Branchen-Trendumfrage am Mittwoch in Berlin, mit einem Ausfuhrzuwachs von rund sieben Prozent gerechnet werden. Dies entspreche in etwa der voraussichtlichen Dynamik des Welthandelswachstums.
Die Gesamtausfuhr belief sich 1998 auf 954 Milliarden Mark, für das laufende Jahr rechnet der industrielle Dachverband allenfalls mit einem geringfügigen Ausfuhranstieg. 85 Prozent der vom BDI befragten Branchenverbände erwarten jedoch, dass die Ausfuhren ihrer Industriezweige im Jahr 2000 wieder zunehmen werden. Zu ihnen zählen vor allem die exportstarken Wirtschaftszweige Chemie, Elektroindustrie und Maschinenbau. Die Automobilindustrie, deren Ausfuhren bis zuletzt überdurchschnittlich zunahmen, beurteilt dagegen ihre Exportchancen für das kommende Jahr etwas zurückhaltender.
Westeuropa wird sich im kommenden Jahr deutlich besser entwickeln und seine Stellung als Hauptabsatzmarkt deutscher Exporte (1998: 56 Prozent) festigen. Nordamerika (10 Prozent) bleibt als Absatzmarkt robust, Asien (8 Prozent) sowie Mittel- und Osteuropa (11 Prozent) tendieren im kommenden Jahr wesentlich freundlicher als 1999.
Das Einfuhrvolumen von 828 Milliarden Mark in 1998 wird sich voraussichtlich in diesem Jahr kaum erhöhen. Mit der Wiederbelebung der Binnennachfrage in Deutschland erwarten die Industrieverbände jedoch verstärkt wachsende Einfuhren, insbesondere in den umsatz- und beschäftigungsstarken Sektoren. Auch im Lichte anziehender Rohstoffpreise und wechselkursbedingter Importpreissteigerungen ist ein Einfuhrplus von fünf Prozent im Jahre 2000 wahrscheinlich. Zunehmender Konkurrenzdruck wird aus Westeuropa, Nordamerika und aus den Reformländern Mittel- und Osteuropas erwartet. Die südostasiatischen Schwellenländer bleiben harte Konkurrenten. Branchen mit anspruchsvolleren Technologien und hohen Qualitätsanforderungen erwarten stärkeren Konkurrenzdruck aus Westeuropa und Nordamerika, während bei eher standardisierten Produkten mit mehr Wettbewerb aus Mittel- und Osteuropa sowie den südostasiatischen Schwellenländern gerechnet wird.
Bei den Auslandsinvestitionen rechnen die Branchenverbände nach dem Rekordwert von 146 Milliarden Mark im letzten Jahr auch 1999 mit einer aufwärtsgerichteten Entwicklung. Dies verdeutlicht, dass deutsche Industrieunternehmen ihr starkes Engagement international weiter ausbauen werden und sich damit den Herausforderungen der Globalisierung stellen. Hauptzielregionen werden weiterhin Westeuropa, Nordamerika sowie Mittel- und Osteuropa sein. Aber auch Südostasien lockt inzwischen wieder vermehrt deutsches Investitionskapital an.
Bei seiner Prognose geht der BDI davon aus, dass sich der Welthandel weiterhin positiv (2000: plus sechs bis sieben Prozent) entwickeln wird und die Bewältigung der Krisenfolgen in den Emerging Markets (Asien, Lateinamerika) Fortschritte macht. Dies wird auch davon abhängen, inwieweit es gelingt, die internationalen Finanzmärkte weiter zu stabilisieren. Der BDI erwartet außerdem, dass sich die gute Konjunktur in Nordamerika mit nur mäßigem Tempoverlust fortsetzt, sich das Aufschwungstempo in Westeuropa beschleunigt und die Importnachfrage der mittel- und osteuropäischen Reformländer sowie der südostasiatischen Schwellenländer wieder zügiger aufwärts tendiert.
Trotz der insgesamt positiven Erwartungen seiner Mitgliedsverbände hinsichtlich der weltwirtschaftlichen Entwicklung sieht der BDI Risiken. Diese lägen , so v. Wartenberg, vor allem in dem weltweit aufwärts gerichteten Zinstrend, in den zum Teil ungelösten strukturellen Problemen der Emerging Markets, der Gefahr einer neuen, durch China ausgelösten Abwertungswelle sowie sich wieder verstärkendem Protektionismus.
Jetzt sei es um so wichtiger, dass die Politik die Rahmenbedingungen für die Unternehmen durch konsequente Strukturreformen in der Steuerpolitik, am Arbeitsmarkt und bei den sozialen Sicherungssystemen verbessert. Damit würden nach Überzeugung des BDI-Hauptgeschäftsführers die positiven Signale im deutschen Außenhandel verstärkt und die Aufschwungkräfte in Deutschland insgesamt belebt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.