Bauwirtschaft ohne Renditeaussichten
(Hannover) - Nach Informationen des Verbandes der Bauindustrie für Niedersachsen hat sich die Rentabilität der betrieblichen Aktivitäten im Baugewerbe auch in 1999 weiter verschlechtert. Es herrscht nach wie vor ein so starker Wettbewerbsdruck auf dem Baumarkt, dass auch in überschaubarer Zeit nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der Ertragssituation im Baugewerbe zu rechnen ist.
Viele Unternehmen sehen sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage gar dazu gezwungen, auch Aufträge unterhalb des auskömmlichen Preisniveaus oder sogar unter der Selbstkostendeckungsgrenze anzunehmen, um damit wenigstens einen Teil der Fixkosten zu decken. Die Alternative, einen nicht kostendeckenden Auftrag nicht anzunehmen, sehen diese Firmen in diesen Fällen nicht. Diese Entwicklung häuft sich vor allem bei Aufträgen im Straßenbau sowie im öffentlichen Hochbau.
Nach Angaben der Deutschen Bundesbank lag die Umsatzrendite der Bauunternehmen im vergangenen Jahr in Westdeutschland um knapp über und in Ostdeutschland sogar unter der Null-Prozent -Grenze. Sowohl unter volkswirtschaftlichen als auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist dies ein weder mittel- noch langfristig hinnehmbarer Zustand für den Bausektor.
Die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass die Ertragssituation aber nicht nur im Baugewerbe, sondern gleichermaßen auch in anderen Wirtschaftsbereichen unbefriedigend ist. Erstmals für 1999 hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln einen umfassenden Renditevergleich vorgelegt. Renditen gelten im internationalen Standortwettbewerb als wichtige Richtgröße. Die Nettoumsatzrendite, die Unternehmensgewinne nach Steuern ins prozentuale Verhältnis zum Umsatz setzt, ist dabei der gebräuchlichste Gewinnindikator.
Das Ergebnis für den Standort Deutschland ist nach Aussage des Verbandes nicht erfreulich. Nicht nur das verarbeitende Gewerbe insgesamt schneidet im internationalen Vergleich schlecht ab, auch die weltweit agierenden deutschen Konzerne müssen dem Ausland den Vortritt lassen. Für die deutsche Industrie ergibt sich danach im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 1997 eine Nettoumsatzrendite von 1,7 Prozent. Damit landen die deutschen zusammen mit den französischen Unternehmen nur auf dem vorletzten aller 16 untersuchten europäischen Länder. Besonders groß war der Rückstand zu den Unternehmen aus dem Norden, wo die Konkurrenz aus England Gewinne von 4 Prozent nach Steuern erwirtschaften konnte, die Iren und Schweden kamen sogar auf etwa 6,5 Prozent.
Im Vergleich zu Unternehmen anderer Branchen schneidet des Weiteren die Eigenkapitalquote der deutschen Bauunternehmen denkbar schlecht ab. Die Deutsche Bundesbank hat ermittelt, dass der Anteil der Eigenmittel an der bereinigten Bilanzsumme mit etwa sechs Prozent weit unterhalb der Durchschnittsquote des verarbeitenden Gewerbes liegt.
Das unauskömmliche Preisniveau sei für die meisten Bauunternehmen derzeit ein weitaus größeres Problem als beispielsweise das gegebene Nachfrageniveau am Baumarkt. Die Bauunternehmen vertragen daher nach Aussage des Verbandes keine zusätzlichen Belastungen, die ihren Handlungsspielraum weiter einengen, vor allem auch keine zusätzlichen Kostenbelastungen aus dem Bereich der Sozialgesetzgebung.
Quelle: Verband der Bauindustrie für Niedersachsen
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