Bauwirtschaft im Zeichen der Konjunkturwende
(Hannover) - Im Rahmen der Festveranstaltung zur Verleihung des Bauindustriepreises 2006 des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen an Herrn Sepp. D. Heckmann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Messe AG, gab Verbandspräsident Prof. Dr.-Ing. Rolf Warmbold einen Situationsbericht zur aktuellen Wirtschafts-, insbesondere der Bauwirtschaftspolitik in Deutschland.
Auf Basis der amtlichen Baustatistik des Jahres 2006 wies Prof. Warmbold darauf hin, dass die Bauunternehmen erfreulicherweise wieder in der Lage seien, mit ihren Leistungen einen spürbaren Beitrag zum Wachstum des Sozialprodukts in Deutschland zu leisten. Er hoffe, dass die ersten Anzeichen einer Nachfragebelebung in einen dauerhaften Wachstumstrend übergingen. Jetzt schon von einer Boomphase am Bau zu sprechen, sei jedoch verfrüht.
Die Unternehmen der Bauwirtschaft hätten es auch positiv aufgenommen, dass die Politik den Stellenwert des nach wie vor größten privaten Wirtschaftssektors in Deutschland wieder erkannt und zum Ausdruck gebracht habe, dass die Bauwirtschaft eine der wesentlichen Schlüsselbranchen für Deutschland sei. Jetzt müsse die Politik aber auch ihren Beitrag zur Gesundung der durch die lange Rezession arg gebeutelten Bauwirtschaft leisten. Lediglich Lippenbekenntnisse, so Warmbold, reichten hierzu keineswegs.
Dennoch zeige der anstehende Baubedarf in Deutschland wie auch in Niedersachsen die zukünftige Bedeutung der Bauwirtschaft. Nur durch die zeitnahe Realisierung von Bauinvestitionen würden anstehende politische und gesellschaftliche Probleme zu lösen sein.
Kurzfristig müsse dem Verfall der Infrastruktur in allen Bereichen öffentlicher Daseinsvorsorge Einhalt geboten werden. Dafür sei eine leistungsoptimierte Verkehrsinfrastruktur dringend erforderlich.
Erfreulicherweise sei die Bundesrepublik Deutschland, so Warmbold, seit geraumer Zeit wieder weltweit als Logistikstandort Nr. 1 in Europa bewertet worden. Auch nach Meinung der Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, sei die Logistik eines der Schlüsselthemen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.
Nach Meinung Warmbolds erfordern die anstehenden Bauaufgaben qualitativ hochwertige Bauleistungen von der Planung bis zur Ausführung. In diesem Zusammenhang sei es notwendig und richtig, dass sich die Bauindustrie unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen für eine konsequente und leistungsorientierte Aus- und Weiterbildung ihres Personals engagiert habe.
Trotz der für die Entwicklung der Baukonjunktur positiven Impulse und Signale ist nach Meinung des Verbandspräsidenten nicht zu verkennen, dass die zurückliegende Rezession auch in der Bauindustrie Niedersachsen und Bremen, die ein wichtiger Teil der norddeutschen Gesamtwirtschaft sei, Spuren hinterlassen habe. Die Unternehmen der Bauwirtschaft hätten seit mehreren Jahren eine zunehmend belastende Ertrags- und Liquiditätsschwäche erfahren, die zum einen auf das weithin ruinöse Wettbewerbsverhalten auf dem Baumarkt, die Stagnation bzw. auch heute noch Rückläufigkeit der Bauleistungspreise, zum weiteren aber auch auf das schleppende Zahlungsverhalten vieler Auftraggeber zurückzuführen sei. In der Folge sei es zu einer spürbaren Auszehrung der Eigenkapitalbasis in vielen Bauunternehmen, insbesondere im mittelständischen Bereich, gekommen.
Prof. Warmbold wies darauf hin, dass die Bauwirtschaft bislang trotz beachtlich gestiegener Steuereinnahmen auf allen Gebietskörperschaftsebenen nicht erkennen könne, dass dem drastischen Verfall der Investitionsquote für Baumaßnahmen in den öffentlichen Haus3 halten Einhalt geboten werde bzw. eine Aufstockung der Etats erfolge. Dies betreffe nicht nur die Bundes- und Landesebene, sondern auch den Bereich des größten Auftraggebers für öffentliche Bauleistungen, nämlich die Kommunen. Er forderte die öffentlichen Auftraggeber auf, nunmehr einen Teil ihres eklatanten Investitionsstaus abzubauen.
Natürlich verkenne auch die Bauwirtschaft nicht, dass die öffentlichen Haushalte noch weiterhin beachtliche Finanzprobleme hätten. Insofern sei es umso mehr erforderlich, die Arbeitsteilung zwischen Staat und Wirtschaft neu zu definieren. Dabei müsse die verstärkte Nutzung moderner Instrumente der privaten Finanzierung öffentlicher Infrastruktur einschließlich des Betriebs sowohl im Bereich des Hochbaus als auch bei den Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen vorangetrieben werden. Natürlich sei die private Finanzierung öffentlicher Infrastruktur kein Mittel zur Haushaltskonsolidierung. Die Bauwirtschaft sehe in diesem Instrument insofern auch keine Alternative zur öffentlichen Investition. Es sei aus Sicht der Bauwirtschaft erfreulich, dass zwischenzeitlich viele Kommunen prüften, Aufgaben in privatöffentlichen Kooperationen auszuführen. Warmbold wörtlich: Wir sehen auch mit großem Interesse die Fortschritte des Landes Niedersachsen in der Vorbereitung einer ersten großen Hochbaumaßnahme, die als PPP-Projekt auf den Weg gebracht werden soll.
(Es gilt das gesprochene Wort!)
Quelle und Kontaktadresse:
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