Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V. (BDB) - Hauptgeschäftsstelle

Baustoff-Fachhandel in zweiter Jahreshälfte 2007 mit Einbußen / Umsatz geht um 5,4 Prozent zurück / "Sorgenkind" Wohnungsbau

(Landsberg am Lech) - Trotz positiven Auftakts in den ersten sechs Monaten musste der Baustoff-Fachhandel im Jahr 2007 wieder einen Dämpfer hinnehmen. Das zeigt die Blitzumfrage unter den Mitgliedsfirmen des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel e. V. (BDB), Landsberg, zu Jahresbeginn. Danach erzielten die bundesweit 919 Unternehmen an den insgesamt 2.169 Betriebsstätten 5,4 Prozent weniger Umsatz als im Ausnahmejahr 2006. Ursache dafür war laut BDB-Präsident Max Schierer in erster Linie der einbrechende Wohnungsneubau. Die aktuelle Stimmung in der Branche ist geteilt. Während die Hälfte der Händler zuversichtlich auf 2008 blickt, erwartet jeder Zweite für sein Unternehmen eine bestenfalls ausreichende Entwicklung.

"Der Wohnungsbau hat 2007 unter den Folgen der Sonderkonjunktur des Vorjahres gelitten. In 2006 führten das Auslaufen der Eigenheimzulage aber auch die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung dazu, dass viele private Bauherren ihre Projekte vorgezogen haben. Dieser Effekt hat das bauwirtschaftliche Wachstum 2006 mehr als erwartet gefördert und gleichzeitig die Bauaktivitäten 2007 gelähmt", erläutert BDB-Präsident Schierer. Im ersten Halbjahr lagen die Umsätze noch 4,8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Bis zum Frühsommer profitierte die Branche von Auftragsüberhängen aus dem Vorjahr. Die Lücke danach war quasi programmiert. "Die Baugenehmigungszahlen sind in den ersten drei Quartalen 2007 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 30 Prozent eingebrochen, bei Eigenheimen sogar um über 40 Prozent", so Schierer. Auch die Nachfrage nach Bauleistungen im Bestand blieb unter Vorjahresniveau. "Der Wohnungsbau ist damit endgültig zum Problemfall geworden, nachdem er die Bauwirtschaft in den Jahren der Rezession getragen hat", resümiert Schierer. "Mit Blick auf diese Entwicklung erscheint der Rückgang in unserer Branche moderat." Positiv sind die Daten, die den Arbeitsmarkt betreffen. Die Zahl der Beschäftigten blieb stabil, die der Auszubildenden wuchs sogar um 4,3 Prozent. Damit wurde die traditionell überdurchschnittlich hohe Ausbildungsquote auf 8,7 Prozent gesteigert.

Nachfrage sinkt bei Privatkunden deutlicher

Der Umsatz mit Privatkunden hatte unter der Neubauflaute am stärksten zu leiden. Ein Minus von 9 Prozent stand am Jahresende zu Buche. Das Geschäft mit gewerblichen Kunden ging mit - 4,3 Prozent weniger stark zurück. Wie der Blick auf die regionale Entwicklung zeigt, mussten die Baustoff-Fachhändler in Hessen (- 8,7 Prozent) die deutlichsten Umsatzrückgänge hinnehmen. Mit Bayern (- 7,4 Prozent) und Baden-Württemberg (- 5,2 Prozent) waren aber auch zwei Länder signifikant betroffen, in denen der Eigenheimbau eine traditionell große Rolle spielt. Dagegen kamen Rheinland-Pfalz (- 2,1 Prozent), Hamburg (- 2,9 Prozent) und Schleswig-Holstein (- 3,5 Prozent) glimpflicher davon.

Zurückhaltung bei den Umsatzerwartungen

Die Stimmung in der Branche ist geteilt. Die Hälfte der Händler blickt zuversichtlich auf 2008 und prognostiziert eine mindestens zufrieden stellende Entwicklung für ihren Betrieb, jeder Zweite sieht allerdings eine bestenfalls ausreichendende Geschäftssituation für das kommende Jahr. "Hier muss zwischen Gesamt- und Firmenkonjunktur unterschieden werden. Je nach Spezialisierung und Grad der Abhängigkeit vom Wohnungsneubau ist die Stimmung deutlich getrübter", erläutert Schierer. Bei den Umsatzerwartungen ergibt sich ein eindeutigeres Bild. 69,6 Prozent der Unternehmen gehen im 1. Halbjahr 2008 von weiter fallenden Umsätzen aus, nur 8,4 Prozent erwarten, dass ihr Umsatz schwach steigen wird.

Politische Fehlentscheidungen mit dramatischen Folgen
Die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen ist nicht zufällig auf einen historischen Tiefstand gesunken. "Verantwortlich dafür sind die politischen Fehlentscheidungen der Bundesregierung: Abschaffung der Eigenheimzulage und Erhöhung der Mehrwertsteuer", betont Schierer. "Die wichtige Förderung wurde überstürzt abgeschafft, ohne dass zeitnah ein Ausgleich geschaffen worden wäre. Dies hat dem Wohnungsbau noch stärker geschadet, als ohnehin befürchtet." Zudem wirkten sich steigende Hypothekenzinsen und höhere Energiekosten als Preistreiber negativ aus.

Intelligentes neues Förderinstrument notwendig

Im zweiten Jahr nach Wegfall der Eigenheimzulage wurde deutlich, dass es ohne Förderung des Wohnungsbaus nicht geht. "Jetzt zeigt sich, wie viele Bauwillige sich tatsächlich darauf gestützt haben. Vor allem junge Familien schaffen es nicht ohne, sie haben mit der Eigenheimzulage das nötige Sprungbrett ins Eigenheim verloren, denn die durchschnittlich fehlenden 400 Euro monatlich zur Kreditfinanzierung sind erheblich. Wir brauchen dringend ein neues, intelligentes Förderinstrument", fordert Max Schierer. Eine Lösung sieht er in der Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf private Wohnungsbauinvestitionen - bis hin zur kompletten Rückerstattung gegen Vorlage der Rechnungen. Durch Einkommensgrenzen und eine familienpolitische Komponente sollen vor allem junge Familien von der Förderung profitieren. Dadurch seien höhere Einnahmen bei Lohnsteuer und Sozialbeiträgen zu erwarten, denn die Bauwirtschaft würde wieder mehr Aufträge bekommen und könnte neue Arbeitsplätze schaffen. Auch das Volumen der arbeitsintensiven energetischen Modernisierung würde erheblich steigen.

Potenzial in der energetischen Modernisierung heben

"Wir als Baustoff-Fachhandel müssen noch stärker das vorhandene Marktpotenzial im Bereich `Energetische Modernisierung´ aktivieren", gibt Max Schierer sein Motto für die Zukunft aus. 2006 wurden insgesamt rund 280.000 Wohneinheiten energetisch modernisiert, in den ersten drei Quartalen 2007 waren es erst 116.000 Einheiten. "Dabei ist dank attraktiver Förderung auch bei schmalerem Geldbeutel eine tragbare Finanzierung energetischer Modernisierungsmaßnahmen möglich. Das ist aber vielen Hausbesitzern so noch gar nicht bewusst", weiß Schierer. Hier muss sich der Baustoff-Fachhandel noch stärker positionieren. "Der Beitrag unserer Branche zum Klimaschutz heißt fachkundige Beratung vor Ort: Mit mehr als 1.150 `Energie-Fachberatern im Baustoff-Fachhandel´, die berechtigt sind, Energieausweise für Wohngebäude auszustellen, bieten wir einen bundesweit einmaligen Service. Flankiert wird dieser durch ganzheitliche Informationsangebote vorab via Internet über das tagesaktuelle Ratgeberportal www.energie-fachberater.de", so Schierer.

Perspektive verhalten positiv

"Die Aussichten für 2008 sind nicht rosig", konstatiert der BDB-Präsident in seinem Fazit. "Allerdings zeichnet sich im Wohnungsbau inzwischen eine Bodenbildung ab, den großen Absturz haben wir hinter uns. Der Wohnungsneubau kann sich im Verlauf des Jahres auf niedrigem Niveau stabilisieren", erwartet Schierer. "Wenn wir zudem das Potenzial in der energetischen Modernisierung weiter erschließen, wird die Branche nicht, nach gerade einmal eineinhalb Jahren Aufschwung, in eine neue Krise schlittern."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V. (BDB) Lothar Müller, Geschäftsführer Münchener Str. 13, 86899 Landsberg a. Lech Telefon: (08191) 4282541, Telefax: (08191) 4282660

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