Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB)

Bausaison 2001: Baugewerbe befürchtet weiteren Arbeitsplatzabbau

(Berlin) - „Dem Bau geht es schlecht. Die Erwartungen an eine Stabilisierung der Bautätigkeit haben sich im Jahr 2000 nicht erfüllt. Die Bauinvestitionen blieben um 2,5 % unter dem Vorjahresvolumen. Während der Rückgang in Westdeutschland mit - 0,5 % vergleichsweise moderat ausfiel, gingen die Bauinvestitionen in Ostdeutschland um 8,1 % ganz deutlich zurück. Das Baugewerbe blieb erneut von einem konjunkturellen Aufschwung ausgeschlossen.
Insbesondere der Wohnungsbau wurde zum Sorgenkind der Baukonjunktur.“

Mit diesen Worten kommentierte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Arndt Frauenrath, die konjunkturelle Entwicklung der Branche.
Das Investitionsvolumen fiel mit 470 Mrd. DM um 12 Mrd. DM geringer aus als im Vorjahr. Den Schwerpunkt der Bauinvestitionen bildeten mit 270,4 Mrd. DM die Wohnbauten. Im gewerblichen Bau wurden 135 Mrd. DM und im öffentlichen Bau 64,4 Mrd. DM investiert.

Im Wohnungsbau sind die Rückgänge der Bautätigkeit am stärksten ausgeprägt. In Westdeutschland wurden 336.764 Wohnungen, das sind 9 % we-niger als 1999, fertig gestellt. Lediglich bei den Einfamilienhäusern wurde mit + 1,2 % ein geringfügiger Zuwachs auf 137.761 fertig gestellte Wohnungen erreicht. Bei den mehrgeschossigen neuen Wohngebäuden betrug der Rückgang - 17,2 %. In den neuen Ländern sank die Fertigstellungszahl um 16,1 % auf 86.298 Wohnungen. Darunter wurden 68.781 Wohnungen in neuen Wohngebäuden übergeben. Auch die Wohnungsbaugenehmigungen reduzierten sich um ein Fünftel (West: - 18,3 %; Ost: - 27,9 %). Erstmals waren von diesen starken Rückgängen auch die Baugenehmigungen für Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern mit - 17,4 % betroffen.

Auch im Wirtschaftsbau war ein Rückgang von - 1,8 % zu verzeichnen (West: - 0,2 %; Ost: - 5,9 %). Der öffentliche Bau konnte sich ebenfalls nicht stabilisieren. Insgesamt fiel das Volumen der Bauinvestitionen um 2,4 % geringer als im Vorjahr aus. Statt wie früher rund 18 % sorgen die öffentli-chen Aufträge nur noch für knapp 13 % aller Bauinvestitionen.

Die schlechte konjunkturelle Situation hat Auswirkungen auf die Beschäftigtensituation in der deutschen Bauwirtschaft. So nahm die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe im Jahr 2000 um 5,3 % auf 1.049.518 Personen im Jahrsdurchschnitt ab.

Die Beschäftigtenzahl in den Handwerksbetrieben des Bauhauptgewerbes stieg von rund 830.000 im Jahre 1991 aufgrund des Baubooms bis 1995 auf über 1 Mio. und ging seitdem Jahr für Jahr zurück. Sie lag im Jahr 2000 bei 825.000 Personen. In den Betrieben der Bauindustrie verringerte sich dagegen die Beschäftigtenzahl seit 1991 stetig und halbierte sich annähernd (1999: ca. 477.000, 2000: 244.000 Beschäftigte). D. h., die bauindustriellen Firmen haben ihr gewerblich-technisches Personal weitgehend abgebaut. Frauenrath dazu: „Sie sind es offensichtlich, die ausländische Subunternehmer mit ihren kostengünstigeren Arbeitnehmern ins Land holen. Diese führen die Bauvorhaben dann tatsächlich aus.“

Die Baunachfrage verringerte sich in 2000 um nahezu 9 %. Dabei blieb der Wohnungsbau mit - 16,5 % (West: - 12,9 %; Ost: - 25,8 %), besonders deutlich unter dem Vorjahreswert.

Die Umsatzentwicklung war für die Betriebe des Bauhauptgewerbes im Jahr 2000 wesentlich ungünstiger als im Jahr zuvor. Insgesamt blieben die Um-sätze um 5 % hinter dem Vorjahreswert zurück (West: -2,4 %; Ost: -12,2 %).

Auch die Preisentwicklung konnte uns nicht zufrieden stellen: Während im Westen im Jahr 2000 die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden um 2,4 % unter dem 95er Niveau lagen, betrug dieser Abstand in Ostdeutsch-land sogar 10,9 %.
Zur Entwicklung in diesem Jahr erklärte Frauenrath: „Die Zahlen für Januar und Februar lassen keine Trendwende erwarten. Die Baunachfrage liegt für das westdeutsche Bauhauptgewerbe um 3,9 % niedriger als im Vorjahr. Im ostdeutschen Bauhauptgewerbe sind nahezu durchweg zweistellige Minusraten zu verzeichnen. Wir müssen daher davon ausgehen werden, dass die Bauinvestitionen nochmals um 2 bis 2,5 % zurückgehen werden. Dies wird einen Abbau von mind. 60.000 Arbeitsplätzen nach sich ziehen.“

Trotz siebenjähriger Dauerkrise erreichten die Bauinvestitionen im Jahr 2000 ein um rund 10 % höheres Niveau als 1991 - trotz des rasanten Sinkfluges ab Mitte der neunziger Jahre. 2001 dürfte der 91er Wert immerhin noch um 7,5 % übertroffen werden.

Frauenrath forderte die Bundesregierung auf, eine Infrastrukturoffensive, die Bund, Länder und Kommunen zu höheren Investitionen veranlasse, zu starten sowie dafür zu sorgen, dass Aufträge an heimische Unternehmen, die sich an Tarifverträge und geltendes Recht halten, vergeben werden und nicht an halblegale oder illegale Subunternehmer. Darüber hinaus forderte er, dass mittelständische Unternehmen bereits im kommenden Jahr steuerlich entlastet werden und nicht erst 2005.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) Kronenstr. 55-58 10117 Berlin Telefon: 030/203140 Telefax: 030/20314419

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