Pressemitteilung | Bauverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. - Hauptgeschäftsstelle

Bauindustrie zieht Negativbilanz / Tiefpunkt erreicht

(Schwerin) - Am Bau kriselt es kräftig weiter. Zu dieser Einschätzung kam am 21. Februar Hans-Jürgen Langschwager, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Mecklenburg-Vorpommern bei der Vorstellung der Baudaten für das Jahr 2001. "Unser Fazit lautet : Viel schlimmer kann es nicht mehr kommen. Wer will kann das als Optimismus werten. Es ist aber auch die einzig positive Anmerkung unserer Jahresbilanz", sagte Langschwager.

Umsatzeinbußen von 15 Prozent, Beschäftigungsrückgang von mehr als 17 Prozent, Rekordzahlen bei arbeitslosen Bauarbeitern und bei Firmenpleiten kennzeichnen die Lage am Bau. Im Vergleich zum Vorjahr setzten die Baufirmen im Land 775 Mio. DM weniger Bauleistung um. Nach Einschätzung des Verbandes ist die schlechte Bilanz des Landes maßgeblich von der Konjunkturentwicklung der Bauwirtschaft geprägt. Den Umsatzeinbruch am Bau kann die Wirtschaft einfach nicht abfedern.

"Doch das wäre vermeidbar gewesen, denn jeder der offenen Auges durch das Land fährt sieht, dass es noch sehr viel zu tun gibt. Trotz aller Warnrufe wird die Krise am Bau der Öffentlichkeit als völlig normaler Schrumpfungsprozess verkauft. Keiner will wahrhaben, dass wir beim Infrastrukturausbau noch kräftig nachholen müssen und mit dem gegenwärtigem Niveau der Bauunterhaltung unsere Infrastruktur auf Verschleiß fahren. Wir bauen Abwasserkanäle für 150 Jahre Lebensdauer und Straßen für die Ewigkeit. Diese kurzsichtige Politik wird dem Land und den Gemeinden noch schwer zu schaffen machen" beklagt der Verbandsmann.

Für 5.584 Bauarbeiter im Land, das ist jeder sechste, hat die Negativstatistik am Bau ein ganz konkretes Gesicht. Sie verloren ihren Job. Im Jahresschnitt ging die Zahl der Beschäftigten von 34.018 auf 28.134 zurück. Mit 17.951 arbeitslosen Bauarbeitern am 31.12.2001 ist eine neue Höchstmarke erreicht.

Dramatisch ist auch die Insolvenzentwicklung. In 2001 haben 487 Bauunternehmen unfreiwillig aufgeben müssen, darunter besonders viele Neugründungen. Betroffen sind zunehmend auch größere Unternehmen, wie das Beispiel der Kappel Bau Union AG oder aktuell der Elbo Bau AG zeigt. Die Rekordzahl von 372 bei den Bauinsolvenzen aus dem Vorjahr wurde um mehr als 30 Prozent übertroffen. Für den Verband ist eine Umkehr nur möglich, wenn Infrastrukturinvestitionen erstrangig werden und die Baunachfrage steigt.

"Bis dahin sollte man aber aufhören Neugründungen von Baufirmen zu fördern. Während der Arbeitsminister dies erkannt hat und seine Förderung zumindest einschränkt, schöpft die Arbeitsverwaltung nach wie vor aus dem Vollen" kritisiert Langschwager. Argument der Arbeitsverwaltung : Bei Vorliegen der Vorraussetzungen hat der Existenzgründer einen Rechtsanspruch auf Förderung. Differenzierungen nach Branchen sieht das Gesetz nicht vor. Für den Verband wird dadurch die Krise am Bau immer weiter verschärft.

Skeptisch bleibt die Bauindustrie beim Job-Aqtiv-Gesetz, vor allem gegenüber den sogenannten "beschäftigungsschaffenden Infrastrukturmaßnahmen". "Die Erfahrungen zeigen, dass reguläre Arbeitsplätze in den Unternehmen durch befristete und geförderte Beschäftigte ersetzt werden" ist sich der Hauptgeschäftsführer sicher.

Als Ausblick auf das bereit begonnene Baujahr verweist der Verband auf einen um 12 Prozent gesunkenen Auftragseingang und weiterhin rückläufige Baugenehmigungen. Hoffnung gibt die vom Wirtschaftsminister angeschoben Initiative zur beschleunigten Abwicklung von Infrastrukturmaßnahmen. Vom Doppelhaushalt des Landes erhofft sich die Bauindustrie eine gewisse Stabilisierung der öffentlichen Baunachfrage über das gesamte Jahr.

"Wir erwarten auch, dass die geplanten Änderungen bei der Ansiedlungspolitik Erfolg haben und den Wirtschaftsbau etwas beleben. Besonders in den Städten muss das Umsteuern bei der Wohnungs- und Städtebauförderung endlich Wirkung zeigen. Noch ist von einer steigenden Nachfrage in der Werterhaltung nicht viel zu spüren. Wir brauchen mehr Baunachfrage, endlich wieder einen fairen Wettbewerb und reelle Preise, das ist der beste Weg zu Qualität und Wachstum", so fasst Langschwager die Erwartungen der Bauindustrie zusammen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauindustrieverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Eckdrift 93 19061 Schwerin Telefon: 0385/6356300 Telefax: 0385/6356311

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