Baugenehmigungszahlen sind eingebrochen: "Wo ein Wille ist, ist kein Weg mehr"
(Berlin) - Die heute vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Baugenehmigungszahlen für das Jahr 2022 bestätigen die Befürchtungen der Immobilienwirtschaft. Nach Angaben von Destatis sind die Baugenehmigungen im Vergleich zum Jahr 2021 um 16,8 Prozent für Einfamilienhäuser und 13,8 Prozent für Zweifamilienhäuser zurückgegangen. Insgesamt wurden im Jahr 2022 354.000 neue Wohnungen genehmigt, das sind 26.300 oder 6,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Dazu Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD):
"Bislang galt beim Bauen die Reihenfolge Wille, Antrag, Genehmigung und Ausführung - auch wenn es oft zu lange dauerte. Jetzt ist die Kette durchbrochen. Der Einbruch bei den Baugenehmigungen und der sich im Jahresverlauf verstärkende negative Trend zeigt: Wo ein Wille ist, ist kein Weg mehr. Der Wohnraum, der heute nicht neu gebaut oder saniert wird, fehlt in der absehbaren Zukunft. Die stark rückläufigen Baugenehmigungszahlen für das Jahr 2022 haben verschiedene Ursachen. Aber sicher nicht eine rückläufige Nachfrage nach Wohnraum. Der Bauwille ist ungebrochen. Es ist davon auszugehen, dass sich der negative Trend bei den Baugenehmigungen auch in diesem Jahr fortsetzen wird, sollten seitens der Ampelkoalition keine wirksamen Maßnahmen ergriffen werden." Der IVD fordert daher:
Erstens: "Eine Neubauförderung von zehn Milliarden Euro jährlich. Die von Bundesbauministerin Geywitz vorgeschlagene Förderung für den klimafreundlichen Neubau ist mit 1,1 Milliarden Euro Fördervolumen pro Jahr unzureichend und ermöglicht kein wirtschaftlich vertretbares Bauen."
Zweitens: "Eine Eigentumsförderung für die Mitte der Gesellschaft. Diese Gruppe kann sich im aktuellen Zinsumfeld, verbunden mit der allgemeinen Teuerungsrate, kein Wohneigentum mehr leisten. Das zeigen der starke Rückgang der Baugenehmigungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Es ist daher dringend notwendig, den Bürgern mit gezielten Maßnahmen, etwa einer Senkung der Grunderwerbsteuer beim Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum, und einer breiten Förderkulisse entgegenzukommen. Das fördert die finanzielle Unabhängigkeit, vor allem im Alter."
Drittens: "Die Vereinfachung und Flexibilisierung des Planungs- und Baurechts und schnellere Genehmigungsverfahren. Das über die Jahre gewucherte Dickicht an Vorschriften und Normen verteuert das Bauen und bremst sowohl den Neubau als auch die Modernisierung der Immobilienbestände aus. Dazu gehört auch die Verschärfung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die geplante EU-Gebäuderichtlinie mit ihren Auflagen. Zudem muss die gesamte Bauverwaltung dringend digitalisiert werden, um das Bauen zu beschleunigen. Und wir müssen dann auch einfach mal sagen: Wenn ein Bauantrag nach zwei Monaten nicht beschieden ist, gilt der Antrag als genehmigt."
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