Bauern-Aktionen in ganz Europa zum Weltmilchtag: Offensive für Existenzsicherung / Milchpreis muss dauerhaft nach oben!
(Brüssel) - Beginnend mit dem heutigen Weltmilchtag gehen Europas MilcherzeugerInnen entschieden in die Offensive. Den Auftakt für die diversen Aktionen über den ganzen Juni hinweg machen belgische Milchbauern im Schulterschluss mit Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit. Und auch Italien, wo südtirolische ErzeugerInnen die Notwendigkeit eines wirtschaftlich nachhaltigen Milchpreises unterstreichen, ist am 1. Juni im Namen der Bäuerinnen und Bauern des Landes aktiv. Als Präludium zu den Juniaktionen hatte der deutsche ErzeugerInnenverband BDM bereits am 27. Mai in Bonn beim Bundeskartellamt unter dem Motto "Genau hinschauen" demonstriert. Hintergrund dieser zahlreichen Aktionen ist, dass in der EU die wirtschaftliche Existenz vieler LandwirtInnen auf der Kippe steht - überall nimmt die Zahl der Betriebe rasant ab.
Wie die Daten einer in Kürze erscheinenden Studie zeigen, verbleibt den Betriebsleitern und Familienarbeitskräften im EU-Milchsektor im Durchschnitt nur ein Einkommen, das weit unter dem Mindestlohnniveau liegt. In einigen Ländern kommt sogar gar kein Einkommen mehr auf den Höfen an. Diese Lage wird sich weiter verschlimmern, da die Kosten der Milchproduktion durch Verteuerungen und Knappheit beim Futter, durch Klimafolgen und erhöhte Auflagen immer weiter davongaloppieren. Der Preis jedoch entwickelt sich nicht nach oben, sondern bleibt durch die problematischen politischen Rahmenbedingungen weiterhin viel zu niedrig. Die protestierenden MilchbäuerInnen eint die Erfahrung, dass für die intensive Arbeit bei der Produktion von Lebensmitteln viel zu wenig Geld auf den Höfen ankommt. In ihren Aktionen im Juni adressieren sie daher die dringende Forderung nach bedeutend besseren Preisen für ihr Produkt an Molkereiwirtschaft und Politik.
Diese Forderung ist umso gerechtfertigter, als dass bedeutende europäische und globale Milchmarktindikatoren, wie zum Beispiel der Global Dairy Trade Index oder der europäische Butterpreis, in den ersten Monaten 2021 deutlich angezogen haben. Die Milchpreise für die Erzeuger verharren dagegen weiterhin im Keller. Mehrerlöse fließen demnach in den restlichen Teil der Lebensmittelkette, wie unlängst auch eine Wertschöpfungsstudie zu deutschen Molkereien belegte. Dies bedeutet für ErzeugerInnen und auf den Betrieben Beschäftigte, dass sie nicht angemessen entlohnt werden und immens unvergütete Mehrarbeit leisten. Junge Menschen zieht es daher schon lange nicht mehr in die Milchproduktion.
Angesichts dieser bereits extrem angespannten Lage fragen sich viele ErzeugerInnen außerdem, wo die konkreten Antworten darauf bleiben, wie die Ziele des Green Deals finanziert werden sollen. LandwirtInnen sind bereit, ihren Beitrag zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit zu leisten, jedoch dürfen die dafür entstehenden gesamtgesellschaftlichen Kosten nicht auf die Höfe abgewälzt werden. Denn diese können sie nicht tragen. Nur wenn die geleistete Arbeit nachhaltig entlohnt wird, kann auch die Produktionsweise nachhaltig sein!
Quelle und Kontaktadresse:
European Milk Board (EMB)
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