Baubegleitende Qualitätskontrolle schützt Verbraucher vor erheblichen Schadenskosten / Erstmalig gemeinsame Analyse mit der Bauforschung zum wirtschaftlichen Nutzen baubegleitender Qualitätskontrollen des BSB beim Hausneubau
(Berlin) - Mängelhäufigkeit bei Planung und Bauausführung in allen Gewerken. Ersparnis durch baubegleitende Qualitätskontrollen bei Schadenskosten ermittelt. BSB erweitert Angebot der unabhängigen Verbraucherberatung im Alt- und Neubau.
Zwischen 11.000 und 12.000 Euro an Kosten für Schäden und deren Beseitigung sparen private Bauherren im Durchschnitt, wenn unabhängige Bauherrenberater des BSB eine baubegleitende Qualitätskontrolle beim Hausbau durchführen. Das ist das Fazit der gemeinsamen jetzt vorliegenden Studie vom Bauherren-Schutzbund e.V. und dem Institut für Bauforschung e.V. (IfB) Hannover.
Wird dieses Ergebnis auf alle im Zeitraum 2006/2007 durchgeführten 3.000 baubegleitenden Qualitätskontrollen des BSB hochgerechnet, ergibt das eine Kostenersparnis von insgesamt 34,2 Mio. Euro.
Die Studie zeigt: Noch immer ist die Mängelhäufigkeit bei Planung und Bauausführung in allen Gewerken hoch. Damit bestätigt sie die Ergebnisse der bereits 2006 gemeinsam mit dem IfB e.V. Hannover durchgeführten Untersuchung von 630 Neubauvorhaben. Eine Vielzahl der Mängel hat zudem negative Auswirkungen auf die Energieeffizienz der Gebäude.
Erstmals wurde konkret ausgewertet, welcher wirtschaftliche Nutzen bei Qualitätskontrollen durch vermiedene Schadenskosten für Verbraucher und gleichermaßen auch für Unternehmen entsteht. An ausgewählten Bauprojekten privater Bauherren im Hausneubau wurden Schadensquellen nach ihrer Häufigkeit in den einzelnen Bauphasen analysiert und in Verbindung zu möglichen Schadenskosten gesetzt. Sechs Mängelschwerpunkte wurden dabei detailliert untersucht. Die Höhe der vermiedenen Schadenskosten wurde geschätzt und einzelnen Gewerken und Bereichen zugeordnet.
Vermiedene Bauschadenskosten durch unabhängige Kontrolle und sofortige Mängelbeseitigung
Bei 25 ausgewerteten Bauvorhaben wurden vermiedene Bauschadenskosten von insgesamt 285.000 Euro ermittelt.
Fast ein Fünftel dieser Summe 52.000 Euro lässt sich dem Rohbau, der Dachkonstruktion und Statik zuordnen. In der Summe aller Mängel machen sie 13,5 Prozent aus und betreffen z.B. Fugen und Durchbrüche, fehlende Maßhaltigkeit und Risse sowie Schäden in der Konstruktion.
Wärmedämmung, Schall- und Brandschutz sind in der Mängelhäufigkeit mit 12,8 Prozent vertreten. Durch das rechtzeitige Erkennen von Fehlstellen vor allem in der Wärmedämmung und von Mängeln bei der Trittschalldämmung wurden bei den untersuchten Objekten 29.000 Euro Kosten erspart.
Auch bei der Gebäudeabdichtung wurde im Zuge der Qualitätskontrollen Gravierendes gefunden - so Schäden an der Unterspannbahn, mangelnde Abdichtungen im Keller- und Sockelbereich, an Balkonen und Terrassen. Rechtzeitiges Beheben ersparte hier insgesamt 38.000 Euro.
Ein weiterer Mängelschwerpunkt war der Innenausbau mit nicht fachgerecht ausgeführten Putz-, Trockenbau- und Fliesenarbeiten. Solche Mängel machen etwa 12 Prozent des gesamten Mängelvolumens aus. Auch hier konnten durch frühzeitige Kontrollen 15.000 Euro an Schadenskosten vermieden werden.
Beim nicht fachgerechten Einbau von Fenstern und Türen dominieren mangelhafte Anschlüsse, Befestigungen oder Dichtungen. Werden die Mängel, die mit 9 Prozent Häufigkeit ermittelt wurden, während der Rohbauphase nicht beseitigt, entstehen enorme Folgekosten. Für die analysierten Bauvorhaben wurden diese auf 28.000 Euro geschätzt.
Besonders untersucht wurden die luftdichten Ebenen, die mit etwa 9 Prozent der Gesamtmängel behaftet sind. So wurden Schäden an den Dampfsperren und mangelhafte Ausführung der Anschlüsse für die Medien gefunden. Ihre Behebung ersparte 23.000 Euro bei den untersuchten 25 Bauprojekten.
Baubegleitende Qualitätskontrollen für Verbraucher wirtschaftlich vorteilhaft
Die Studie offenbart: Durch fortlaufende Begleitung der Bauvorhaben im Durchschnitt waren es 10 bis 12 Kontrolltermine bei den für das Bauwerk entscheidenden Bauphasen und sofortige Mängelbeseitigung bleiben erhebliche Summen für die Behebung von Folgeschäden und Bauverzögerungen erspart. Da diese Projekte durch BSB-Bauherrenberater kontrollierend begleitet wurden, konnten Mängel rasch entdeckt und noch während des Bauprozesses beseitigt werden. Damit wurden teure Nacharbeiten sowohl für die Bauunternehmen als auch die privaten Bauherren unnötig.
Wären die Mängel nicht rechtzeitig entdeckt worden, sondern beispielsweise erst nach dem Verfüllen der Baugrube, nach Fertigstellung des Gebäudes oder gar erst nach einem eingetretenen Schaden im dann schon bewohnten Haus, wären Beseitigungskosten ungleich höher ausgefallen, folgert die Studie. Bauherren müssen sich nicht selten auf langwierige Auseinandersetzungen mit ihrer Baufirma einstellen und stehen nach der förmlichen Abnahme in der Beweispflicht.
Gut investiertes Geld in unabhängige Beratungsleistungen
Die hochgerechnete Gesamtzahl von 34,2 Mio. Euro ersparten Schadenskosten für alle von unseren Bauherrenberatern mit einer baubegleitenden Qualitätskontrolle betreuten Bauvorhaben im Zeitraum 2006/2007 spricht für sich, konstatiert Peter Mauel, 1. Vorsitzender des BSB. Zwar bezieht sich die Studie nur auf vom BSB betreute Projekte, aber dennoch ist hinsichtlich der erfassten Mängel und der wirtschaftlichen Brisanz ein Trend auf den Baustellen ablesbar. Wir wollen den Stellenwert baubegleitender Qualitätskontrollen für private Bauherren und auch bauausführende Unternehmen weiter erhöhen. Das dient der Qualitätssicherung und senkt die Baukosten.
Für Verbraucher sei das Geld in solche unabhängigen Beratungsleistungen gut investiert, macht es doch nur einen Bruchteil dessen aus, was Gutachten, Nachbesserungen und gegebenenfalls langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen inklusive dem damit verbundenen Ärger kosten.
Es zeigt sich auch, dass umso mehr Mängelkosten erspart werden, je eher die Kontrolltätigkeit beginnt. Sie sollte bereits in der Vorplanung einsetzen und dann in hoher Dichte erfolgen, um möglichst alle kritischen Punkte bei der Errichtung des Gebäudes zu kontrollieren. Dabei verweist Mauel auf die Besonderheit, dass sich der Standard der Qualitätskontrollen des BSB nicht auf ein technisches Controlling beschränkt, sondern eine unabhängige Beratung und baubegleitende Betreuung bei der Kontrolle der Bauqualität sowie die Unterstützung bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Vertragserfüllung umfasst. Dazu gehört auch die Hilfe für private Bauherren bei der Bewältigung von Konfliktsituationen im Sinne des Interessenausgleichs aller am Bau Beteiligten.
Verbraucherberatung wird weiterentwickelt
Gegenwärtig betreut der BSB bundesweit rund 4.000 private Bauvorhaben im Neu- und Altbau - bei etwa 3.000 davon stehen BSB-Bauherrenberater mit einer baubegleitenden Qualitätskontrolle den Bauherren zur Seite. Da diese unabhängige Qualitätskontrolle eine originäre BSB-Leistung für Mitglieder darstellt, ist es von Vorteil, wenn sich private Bauherren der Verbraucherschutzorganisation anschließen, konstatiert Mauel. Eine solche Mitgliedschaft zahlt sich in jedem Fall aus.
Der im vergangenen Jahr begonnene Aufbau des Energieberaternetzes wird 2008 fortgeführt. Kontinuierlich weiterentwickelt wird auch die Beratung zur Modernisierung und Instandhaltung. Für die wachsende Zahl von Bauherren und Interessenten am Altbau legte der BSB beispielsweise die Publikation Modernisierungsratgeber zehn Schritte zum modernen Wohnen im Altbau auf.
Im vierzehnten Jahr seines Bestehens kann der BSB auf eine Erfolgsbilanz zur weiteren Etablierung des Verbraucherschutzes am Bau verweisen, wertet Mauel die Aktivitäten des zurückliegenden Jahres.
So hat sich der BSB 2007 mit Vorschlägen zur Reform des Bauvertragsrechts, der Einbeziehung des selbst genutzten Wohneigentums in die geförderte Altersvorsorge oder zu Verbraucherinteressen beim Energiesparen an die Politik und den Gesetzgeber gewandt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bauherren-Schutzbund e.V.
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