Bahnindustrie und IG Metall fordern politischen Branchenkoordinator
(Berlin) - Die IG Metall und der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. haben sich bei einer gemeinsamen Tagung in Berlin auf Eckpunkte zur Modernisierung der Branche in Deutschland geeinigt: Die beiden Organisationen fordern einen Koordinator auf Bundesebene für den Eisenbahnsektor und betonen die Bedeutung der Fachkräftesicherung. Sie begrüßen die vom Bund in der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung vorgesehene Anhebung der Finanzmittel für das Schienenbestandsnetz in Deutschland um eine Milliarde Euro pro Jahr ab 2015. "Jetzt müssen die Mittel rasch in das Schienenbestandsnetz fließen", sagte Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall, am Mittwoch in Berlin.
"Die Bahnindustrie in Deutschland steht dank ihrer international stark nachgefragten Produkte gut da, kann sich aber auf den Erfolgen der vergangenen Jahre nicht ausruhen", sagte VDB-Präsident Dr. Martin Lange anlässlich des "Branchendialogs Bahnindustrie" bei dem mehr als hundert Betriebsräte, Unternehmens- und Behördenvertreter sowie Politiker die Zukunft der Branche diskutierten. "Um den künftigen Erfolg im internationalen Wettbewerb zu sichern, müssen in der Industrie- und Verkehrspolitik die Weichen richtig gestellt werden", sagte Lange.
Für die positive Entwicklung von Standorten und Beschäftigten sind nach Ansicht von IG Metall und Bahnindustrie drei Punkte entscheidend: Erstens fordern die beiden Organisationen einen Koordinator auf Bundesebene als Ansprechpartner für die Branche. Denn der Eisenbahnsektor ist stark von politischen Entscheidungen abhängig. Die Zuständigkeiten verteilen sich auf verschiedene Ebenen (Bundesländer, Bundesregierung und Europäische Kommission) sowie auf verschiedene Ministerien (Wirtschaft, Verkehr, Forschung und Umwelt). Was dem Eisenbahnsektor fehle, sei eine Bündelung von Zuständigkeiten. Deswegen sei ein Ansprechpartner auf Bundesebene wichtig, der Förder- und Innovationsprogramme koordiniert und sich der Anliegen des Eisenbahnsektors annimmt. In Luftfahrt und maritimer Wirtschaft ist das seit Langem etabliert.
Zweitens braucht es eine angemessene Finanzierung der Schieneninfrastruktur in Deutschland: Die Weiterentwicklung des deutschen Verkehrssystems in Richtung nachhaltiger Mobilität wird nicht ohne den Schienenverkehr funktionieren. Umso wichtiger ist es aus Sicht von IG Metall und VDB, dass die Schieneninfrastruktur nach Jahren einer notorischen Unterfinanzierung nun wieder angemessen finanziert wird. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat dafür kürzlich eine Aufstockung der jährlichen Investitionen in das Schienenbestandsnetz um eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt. Beide Organisationen erwarten einen zügigen Abschluss der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung.
Drittens betonten beide Seiten die Bedeutung der Fachkräftesicherung. Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Bahnindustrie sind laut IG Metall und VDB die Beschäftigten. "Ohne ausreichendes Potenzial an klugen Köpfen, Wissen und Erfahrung wird es schwierig, im Wettbewerb der Produktionsstandorte mitzuhalten", sagte Kerner. Die IG Metall ist Mitglied in der Expertenkommission "Investitionsstrategie", die Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei der Stärkung von Investitionen in Deutschland berät. Es müsse selbstverständlich sein, dass die junge Generation eine Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommt. Anzustreben sei eine alternsgerechte, lernförderliche Arbeitsorganisation. Das deutsche Modell der Sozialpartnerschaft und der betrieblichen Mitbestimmung sowie die Instrumente zur Beschäftigungssicherung wie Arbeitszeitkonten und Tarifverträge hätten sich bewährt. "Eine nachhaltige Personalentwicklungspolitik ist selbstverständlich", sagte Kerner.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB)
Sascha Nicolai, Referent, Kommunikation
Jägerstr. 65, 10117 Berlin
Telefon: (030) 206289-0, Fax: (030) 206289-50
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