Bahn und Verkehrswende: VDI mit Appell an die Nachwuchspolitik
(Düsseldorf) - Zur Erreichung der Klimaziele sowie im Rahmen der Verkehrswende wird und muss der Schienenverkehr eine noch bedeutendere Rolle beim Transport von Personen und Gütern einnehmen. Doch wie bekommen wir mehr auf die Schiene? Univ.-Prof. Dr.-Ing. Nils Nießen, RWTH Aachen, forscht und lehrt an der Lösung.
Ingenieurinnen und Ingenieure, die verschiedene Technikbereiche abdecken, sind unerlässlich für die Verkehrswende. Mit Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen und dem Verkehrsingenieurwesen seien nur einige der Kerndisziplinen genannt. Die Nachwuchsgewinnung zählt laut dem VDI-Fachbeirat Bahntechnik zu den zentralen Handlungsfeldern. Daneben sieht der Fachbeirat eine Stärkung des Schienengüterverkehrs sowie eine höhere Kapazität für die Verkehrswende als unerlässlich, um die Bahntechnik fit für die Verkehrswende zu machen. In der Publikation " Bahntechnik fit machen für die Verkehrswende" sind Handlungsfelder enthalten, um über die großen Themen der Verkehrswende in den Dialog zu treten.
VDI sieht großen Handlungsbedarf: "Wir stecken in einem Dilemma"
Überlastete Streckennetze, verspätete Züge, Baustellen: Die Bahn scheint überlastet. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Nils Nießen, Vorsitzender des VDI-Fachbeirats Bahntechnik, sagt im VDI-Podcast "Technik aufs Ohr": "Die Bahn kann die Anforderungen an Zuverlässigkeit aktuell nicht immer erfüllen. Im Fernverkehr liegen wir bei einer Pünktlichkeit von 60%. Wir stecken in einem Dilemma, denn die Ziele sind hochgesteckt. Im Personenverkehr soll die Anzahl verdoppelt werden, der Koalitionsvertrag sieht den Wunsch nach mehr Verkehr auf der Schiene vor. Und das alles bis 2030."
Nils Nießen sieht drei zentrale Herausforderungen:
Zu wenig Infrastruktur - Strecken und Weichen fehlen
Bestehende Infrastruktur ist teilweise in einem schlechten Zustand - Sanierungen sind die Folge
Baustellen schränken die Verfügbarkeit weiter ein
Der Fachbeirat Bahntechnik sieht zudem die Erhöhung der Resilienz des deutschen Bahnsystems als unumgänglich an. Nur so können die Verdoppelung der Fahrgastzahl und eine Vergrößerung des Marktanteils des Schienengüterverkehrs auf ein Viertel des Gesamtgüterverkehrs bis 2030 gelingen. "Die Herausforderungen im Schienenverkehr können nur interdisziplinär gelöst werden. Hierzu bietet der VDI eine optimale Plattform", darauf weist Nils Nießen, Vorsitzender des VDI-Fachbeirats Bahntechnik, hin.
Bis 2030: Bedarf von 33.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren
Berechnungen haben ergeben, dass bis 2030 etwa die Hälfte aller Ingenieurstellen im Bahnbereich neu besetzt werden müssen. Der demografische Wandel ist einer der Gründe. Dies bedeutet einen Bedarf von mindestens 33.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen. Diese müssen in den kommenden acht Jahren ausgebildet und eingestellt werden. Hierbei dürfen jedoch nicht die zu stärkenden Ausbildungsberufe vernachlässigt werden - auch hier ist dringend eine offensive Nachwuchspolitik erforderlich. In der Bahnagenda nennt der VDI zudem den Gehaltsfaktor als Mittel für Nachwuchsgewinnung. Die Verkehrsbranche rangiert in Bezug auf ein attraktives Gehalt jedoch aktuell im unteren Drittel.
Der VDI und die Bahntechnik haben eine lange, gemeinsame Geschichte. Und was vielen vielleicht gar nicht bewusst ist: Sie sind sogar fast gleich alt. Auch wenn sich zahlreiche Vereine und Verbände mit den Themen der Bahntechnik beschäftigen, bietet der VDI-Fachbereich Bahntechnik Ingenieurinnen und Ingenieuren zahlreiche Vorteile, besonders an den Schnittstellen zwischen Bahn und anderen technischen Bereichen.
Quelle und Kontaktadresse:
VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V., Sarah Janczura,
Pressestelle
VDI-Platz 1, 40468 Düsseldorf
Telefon: (0211) 6214-0, Fax: (0211) 6214-575