BäuerinnenForum 2023: Familienplanung frühzeitig angehen - Unterstützung einfordern
(Berlin) - Die Studie Frauen.Leben.Landwirtschaft legt offen, dass viele Betriebsleiterinnen ihr Arbeitspensum rund um die Geburt nicht wesentlich verändern. Anlässlich dessen diskutieren beim BäuerinnenForum 2023 Teilnehmerinnen aus Praxis, Beratung und Politik das Spannungsfeld zwischen Betrieb, Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit.
"Es ist fatal, dass sich eine Frau auch heute noch aus Vereinbarkeitsgründen gegen die Betriebsleitung oder gegen Kinder entscheidet", erklärt Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv). "Hier gilt es, individuelle Lösungen in den Familien zu finden. Neben einer frühzeitigen Planung, braucht es aber auch entsprechende politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen."
Anne Dirksen, sozioökonomische Beraterin an der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, benennt das Delegieren von Aufgaben, die frühzeitige Suche nach einer Ersatzkraft für den Betrieb sowie eine Vorabregelung der Kinderbetreuung als Handlungsfelder der Betriebsleiterinnen. "Das Unterstützungsnetzwerk einer Familie muss umfassend sein und auch über die nebenan lebende Oma hinausgehen. Es geht darum Aufgaben anders zu verteilen, um ein individuelles echtes Wahlrecht für alle zu erreichen", mahnt sie die unausgesprochenen Rollenerwartungen in vielen landwirtschaftlichen Familien an.
Cecilia Abel berichtet als Betriebsleiterin und junge Mutter über ihre persönlichen Erfahrungen. Sie fordert eine Erweiterung der Betriebs- und Haushaltshilfe der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG): "Eine Betriebshilfe für 40 Stunden in der Woche ist ein guter Anfang, aber wer in der Landwirtschaft arbeitet nur 40 Stunden?".
Auf der Podiumsdiskussion wird erneut deutlich, dass eine Diskrepanz zwischen der Fülle an bestehenden Informationsangeboten und deren Inanspruchnahme besteht. Es bedarf spezifischen Wissens, wo Informationen zur Verfügung stehen und ebenso vieler Kanäle auf denen Themen wie Absicherung in Schwangerschaft und Mutterschutz nachlesbar aufbereitet sind. Familien müssen individuelle Lösungen finden, die für sie passen. Unabhängig davon, da sind sich die Diskutierenden einig, was Außenstehende dazu sagen. Das erfordert Mut und ein gutes familiäres Backup. Die Charakterisierung der Themen als Frauenthema wird kritisiert und gefordert, auch Männer auf ihre Verpflichtungen hinzuweisen: Mit dem Ziel einer Geschlechtergerechtigkeit müssen alle Aufgaben neu durchdacht und verteilt werden. Das Wissen um Care-Arbeit und damit verbundene Ungleichgewichte sollte bereits verpflichtend in Berufs-, Fach- und Hochschulen etabliert werden.
Juliane Vees, Erste Vizepräsidentin des dlv, appelliert abschließend: "Lassen Sie uns Frauensolidarität leben. Wählen Sie Frauen bei den kommenden Sozialwahlen."
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