BäuerinnenForum 2022: Landwirtschaft der Zukunft als Gemeinschaftsprojekt angehen
(Berlin) - Alle Teilnehmende sehen Empfehlungen der Zukunftskommission als Grundlage einer zukünftigen Agrarpolitik. Politik muss umsetzen
Damit die Landwirtschaft auch in Zukunft für die Landwirtinnen und Landwirte auskömmlich ist und sie dabei einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, genügend Nahrungsmittel produziert, die Artenvielfalt schützt und dem Tierwohl Rechnung trägt, müssen die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) politisch schnell und planvoll umgesetzt werden. Beim BäuerinnenForum 2022, zu dem sich rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Praxis, Wissenschaft, Politik und LandFrauenverbänden digital zugeschaltet hatten, war das ein zentrales Fazit.
"Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Landwirtschaft zukunftsfit zu machen. Die monatelange Arbeit in der ZKL hat eine 'Konsensbilanz' hervorgebracht, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. Aus festgefahrenen Konfliktlagen wurden gemeinsame Anstrengungen entwickelt", erklärte Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv), im Fachforum. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte in einer Videobotschaft dazu: "Da entsteht etwas Neues, wenn man miteinander arbeitet. Die Transformation muss jetzt zügig angegangen werden, aber sie muss auch machbar und planbar sein. Wir werden Sie dabei unterstützen. Unsere Politik wird für eine ehrliche Debatte und für Lösungen stehen, die Perspektiven bieten."
Aber welche Aspekte der Transformation sind es, die den Landwirtinnen, aktuell am meisten unter den Nägeln brennen? Schweinehalterin Annegret Langehaneberg, berichtete aus ihrem Betrieb und sprach dabei von zahlreichen Zielkonflikten, wie dem zwischen Baurecht und Tierwohl, Umweltschutz und Preisdruck. "Die soziale Belastung ist groß", machte die LandFrau aus NRW deutlich. "Die geänderten gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft stellen große Herausforderung dar", erklärte auch Prof. Dr. Hiltrud Nieberg, Leiterin des Thünen-Instituts, in ihrem Vortrag. Vielfach seien Frauen die Innovationstreiberinnen auf den Höfen und würden damit die Betriebe zukunftsfähig machen.
Dass der "Erfolgsfaktor Frau" auf den Betrieben noch mehr Anerkennung verdiene, z.B. indem die Agrarstatistik angepasst würde, ergänzte Prof. Dr. Nieberg in der Podiumsdiskussion. Die Frage, wie die Ernährung der Zukunft aussehen soll, um nachhaltig zu sein, war in der Diskussionsrunde ebenfalls zentral. "Die Frage ist, wie wir es schaffen, landwirtschaftliche Produkte unter nachhaltigen und tierschutzgerechten Bedingungen herzustellen und diese allen Menschen zugänglich zu machen", sagte der Vorsitzender des BUND e.V., Olaf Bandt. Prof. Dr. Nieberg stellte die These auf, dass es 2030 deutlich weniger Tierhaltung geben werde. Diese würde gesellschaftlich auch nur dann Akzeptanz erfahren, wenn die Empfehlungen der Borchert-Kommission umgesetzt würden. Nieberg ergänzte, dass bei einer solchen Entwicklung aber die Chancen besser seien, dass die Tierhalterinnen dann auch von ihrer Arbeit leben könnten. Dr. Anne-Monika Spallek, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Finanzierung des Umbaus der Nutztierhaltung im aktuellen Koalitionsvertrag noch Interpretationsspielraum lasse. "Lebensmittelwertschätzung" erklärte sie zu einem politischen Anliegen der nächsten Jahre. Dies sei ein Thema, das auch den dlv seit vielen Jahren umtreibe, ergänzte die erste Vizepräsidentin des dlv, Juliane Vees und kündigte eine ausführliche Auseinandersetzung des Verbandes mit dem Thema Gemeinschaftsverpflegung an. Ein besonderes Anliegen sei dem Verband dabei auch die Ernährungsbildung von Kindern.
"Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Empfehlungen der ZKL zeigen mögliche Wege für uns Landwirtinnen auf, die Planungssicherheit und Zukunftsperspektiven bieten", fasste dlv-Präsidiumsmitglied Sibylle Klug das BäuerinnenForum zusammen. Es sei deutlich geworden, dass die Umsetzung der ZKL-Ergebnisse nur gemeinsam im Verbund mit Politik, Verbänden, Gesellschaft und Handel gelingen könne.
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