Bäuerinnen und Bauern bereit für mehr Bio
(München) - Fast jeder landwirtschaftliche Betrieb macht sich gerade intensiv Gedanken, wie er sich für die Zukunft aufstellen soll. Für immer mehr von ihnen ist dabei auch die Umstellung auf Ökolandbau eine Option: Im Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar des Deutschen Bauernverbandes (DBV) gaben 20 Prozent der Befragten an, "sicher" oder "vielleicht" in den nächsten zwei bis drei Jahren auf Öko umstellen zu wollen. In Süddeutschland waren es sogar 27,5 Prozent, die sich offen für die Option "Öko-Umstellung" zeigten - ein Höchststand bei der jährlichen repräsentativen Befragung von 1.500 deutschen Landwirten.
"Die große Frage ist nun, wie viele Betriebe sich tatsächlich in den nächsten Jahren für eine Öko-Umstellung entscheiden. Auf der einen Seite haben wir gerade eine sehr positive Großwetterlage für Öko, auf der anderen Seite gibt es aber auch dunkle Wolken am Öko-Himmel", sagt BBV-Ökoreferentin Daniela Gehler. Positiv: Der Absatz von Öko-Lebensmitteln wächst stetig und hat während der Pandemie zusätzlich einen deutlichen Schub bekommen. Vermarkter und Verarbeiter suchen händeringend Öko-Ware und werben um neue Umstellungsbetriebe. Auch die Bayerische Staatsregierung setzt positive politische Signale für die Öko-Landwirtschaft - wie die Aufstockung der Förderung der Öko-Modellregionen oder die Verstärkung von Öko-Inhalten bei der Ausbildung von Landwirten, Bäckern, Metzgern und Köchen. "Aber künftig wird es schwieriger, Öko-Betrieb zu werden", so Gehler. "Jeder Umstellungsbetrieb mit Pflanzenfressern, zum Beispiel Rindern, muss seine Tiere in Zukunft auf der Weide halten - Laufhöfe werden voraussichtlich nicht mehr ausreichen." Das Dilemma dabei: Nicht alle Betriebe können Weiden einrichten, zum Beispiel wenn stark befahrene Straßen zu überqueren oder wenn kleine, ungünstig geschnittene Grünlandflächen nicht für Weide geeignet seien. Dies ist nur ein Beispiel dafür, bei dem die EU-Öko-Verordnung und deren Auslegung drohen, zu Bremsklötzen für die Ökolandwirtschaft zu werden.
Eine weitere dunkle Wolke: Im Fördersystem der neuen EU-Agrarpolitik müssen ab 2023 alle Betriebe - und darunter auch die Ökobetriebe - mehr leisten für weniger Geld. Bei den sogenannten Eco-Schemes sind für Öko-Ackerbaubetriebe und intensivere Öko-Grünlandbetriebe wenig geeignete Maßnahmen dabei. Außerdem stehen zusätzlich Kürzungen bei der Ökolandbauförderung im Kulturlandschaftsprogramm bevor, wegen des Verbots der Doppelförderung. Der BBV sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, nachzuarbeiten und die Eco-Schemes so aufzustellen, dass Ökolandbauförderung und Agrarumweltprogramme nicht beeinträchtigt werden.
"Nicht zuletzt besteht noch viel Luft nach oben bei ´Öko aus Bayern´ in Kantinen und Mensen - allein in der Gemeinschaftsverpflegung gibt es ein riesiges Absatzpotential mit 1,8 Millionen Essen jeden Tag. Wir sehen die Bayerische Staatsregierung in der Pflicht, bei den staatlichen und öffentlichen Kantinen mit gutem Beispiel voranzugehen und durch verbindliche Vorgaben den Absatz von regionalen und bio-regionalen Lebensmitteln deutlich anzukurbeln", so Gehler. Nur wenn die Regio- und Bio-Regio-Ziele heute in den Ausschreibungen festgelegt würden, seien diese Ziele für die Kantinen bis 2030 erreichbar.
Fazit des BBV: Ein tragfähiger Ausbau des Ökolandbaus war und wird kein Selbstläufer - Verarbeiter, Verbraucher, Handel und Politik müssen bei diesem Gemeinschaftswerk mitziehen. Das DBV-Konjunkturbarometer hat aber deutlich gezeigt: Die Bäuerinnen und Bauern stehen bereit.
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