Pressemitteilung | Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)

Autonomes Fahren: Lesen statt Lenken?

(Berlin) - Der Traum vom autonomen Fahren wird immer konkreter. Das sieht man auch auf dem 85. Internationalen Auto-Salon, der vom 3. bis zum 15. März 2015 in Genf stattfindet. Autonomes Fahren ist eines der Themen der Messe, nicht zuletzt weil Google angekündigt hatte, in diesem Frühjahr 150 seiner autonomen E-Mobile auf öffentlichen Straßen in Kalifornien zu testen. Für die Automobilbranche sind fahrerlose Autos die Zukunft. Doch wie sieht es mit der massentauglichen Umsetzung aus, und was bedeutet das für den Versicherungsschutz?

Derzeit befinden sich die meisten Autos auf Deutschlands Straßen in der ersten von vier Automatisierungsstufen: Der Fahrer fährt selbstständig, wird aber durch ABS beim Bremsen oder durch Abstandssensoren beim Einparken unterstützt. Neuwagen der Oberklasse sind heute schon eine Stufe weiter. Ihr teilautomatisiertes Fahrzeug hält beispielsweise auf einer Autobahn von sich aus den nötigen Sicherheitsabstand. Bremst der Vordermann, verringert das Fahrzeug seine Geschwindigkeit ebenfalls, ohne dass der Fahrer eingreifen muss. Stufe 3 wollen die Automobilhersteller zumindest in Wagen der Oberklasse bis 2020 einführen. Diese Fahrzeuge würden dann auf Autobahnen selbstständig lenken, bremsen und überholen. Nur wenn das System eine Situation nicht sicher beherrscht, fordert es den Fahrer auf, wieder selbst die Kontrolle zu übernehmen. Bis sich ein Fahrzeug wirklich voll automatisiert durch den Straßenverkehr bewegt, dürfte es noch zehn bis fünfzehn Jahre dauern. Von solchen Autos versprechen sich die Hersteller mehr Sicherheit, da Menschen etwa bei Stress unüberlegt, Maschinen aber rational reagieren.

Mehr Sicherheit wäre sicher wünschenswert. Das Statistische Bundesamt verkündete in der vergangenen Woche keine guten Zahlen: 3.368 Menschen kamen im Jahr 2014 bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben, das waren 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Verletzten erhöhte sich um 4 Prozent auf rund 389.000. Diese Ergebnisse sind ein Rückschlag für das Leitbild der Verkehrspolitik in Deutschland, nach der Todesfälle im Verkehr langfristig ganz vermieden werden sollen.

Um die sogenannte "Vision Zero" tatsächlich zu erreichen, appellierte GDV-Präsident Alexander Erdland vor wenigen Wochen auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag an Politik und Unternehmen, die gemeinsamen Anstrengungen zu verstärken.

Doch macht das automatisierte Fahren unsere Straßen wirklich sicherer? Ja, denn es schließt menschliches Fehlverhalten als Unfallurasche konsequent aus, meint Alfred Eckert, Leiter der Zukunftsentwicklung beim Automobilzulieferer Continental. Dass ein technisches System tatsächlich besser ist als der menschliche Fahrer, ist erst einmal eine Behauptung, entgegnet Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) in einem Pro und Contra auf gdv.de

"Wie weit Fahren dadurch wirklich sicherer wird, kann man jetzt noch nicht absehen", betont Christoph Lüer, Bereichsleiter Product Management Motor bei der Zurich Gruppe gegenüber dem Magazin Positionen, "denn auch Technik kann versagen." Zumindest am Versicherungsschutz wird sich für den Kunden nichts ändern, auch wenn er in Zukunft nicht mehr selbst fahren sollte. Die Kfz-Haftpflichtversicherung funktioniert nach dem Prinzip der Gefährdungshaftung. Ob ein Mensch an einem Unfall schuld war oder ein automatisiertes Fahrzeug, ist grundsätzlich erst mal unerheblich. Die Versicherer bleiben nach einem Unfall also erster Ansprechpartner für Verkehrsopfer.

Mehr zu dem Thema erfahren Sie in der März-Ausgabe der POSITIONEN, die am 13. März erscheinen wird und unter www.gdv.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Pressestelle Wilhelmstr. 43 / 43 G, 10117 Berlin Telefon: (030) 20205000, Fax: (030) 20206000

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