Automobilindustrie packt Qualitätsthema offensiv an
(Frankfurt am Main) - Qualität ist heute mehr denn je eine ganz zentrale Aufgabe zur Sicherung der Spitzenposition der deutschen Automobilmarken im weltweiten Wettbewerb. Die Kunden erwarten, dass wir Leader bei neuen Technologien sind. Wir haben deshalb nicht die Wahl zwischen dem Schnelligkeits- und dem Qualitätsziel. Wir müssen beides erreichen gerade unter den Rahmenbedingungen kürzerer Entwicklungszeiten und Produktzyklen, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am 03. September in Ingolstadt auf dem 2. Gipfeltreffen zum Thema Qualitätspolitik, das vom VDA und seinem Qualitäts Management Center veranstaltet wird.
Auf dem 1. Qualitätsgipfel im November 2003 bei DaimlerChrysler in Sindelfingen war der Produktentstehungsprozess das Thema. Beim 2. Qualitätsgipfel, der am heutigen Freitag im Audi Forum in Ingolstadt stattfindet und der den Produktionsprozess in den Mittelpunkt stellt, nehmen mehr als 250 Gäste aus dem Hersteller- und Zulieferbereich teil. Zu den Referenten gehören Top-Manager der Automobilindustrie: Dr. Bernd Pischetsrieder, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns, Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, Dr. Jochem Heizmann, im Vorstand der Audi AG verantwortlich für die Produktion, VDA-Präsident Prof. Gottschalk, Martin Karr, Leiter Qualitätsmanagement Mercedes Car Group, Falko Schling, Leiter der Konzern-Qualitätssicherung der Volkswagen AG und Leiter des Ausschusses Qualitätsmanagement im VDA, sowie Albert Lidauer, Direktor Fahrzeugfertigung Ford Europa. Aus der Sicht der Zulieferer referieren Dr. Michael Paul, Mitglied des Vorstandes der ZF Friedrichshafen AG, und Günter Hauptmann, Vorstandsmitglied der Siemens VDO Automotive AG.
Qualität sei in den Automobilunternehmen und im VDA Chefsache. Mit dieser nicht-öffentlichen Veranstaltung führt der VDA Automobilhersteller und Zulieferer zusammen, um gemeinsam in einem intensiven Dialog offen und schonungslos die Herausforderung Qualität zu diskutieren und gemeinsame Wege zu finden, so Prof. Gottschalk. Das Forum hat zum Beispiel detaillierte gemeinsame Vereinbarungen zur Reifegradabsicherung getroffen.
Dr. Pischetsrieder betonte: Qualität kann man nicht erprüfen, Qualität muss man produzieren und vor allem auch von Anfang an entwickeln. Qualität ist kein Zufallsprodukt, sie wird durch Systematik und Methode erzeugt und ist damit planbar. Entscheidend für die Qualität im Produktionsprozess seien reife Produkte, robuste Prozesse und eine gesamtheitliche Betrachtung des Produktes über die gesamte Prozesskette und über alle Schnittstellen hinweg. Ebenfalls entscheidende Faktoren seien die Qualität und die Motivation der Mitarbeiter. Der Vorstandsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns sagte: Qualität beginnt beim Menschen, nicht bei den Dingen. Wer hier einen Wandel herbeiführen will, muss zuallererst auf die innere Einstellung aller Mitarbeiter abzielen.
Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, betonte: Wer im Automobilbau Spitze sein will, der muss auch in Sachen Elektronik Spitze sein. Qualität und Innovation seien die einzige Chance, um in der extrem wettbewerbsintensiven AutomobiIindustrie nachhaltig Erfolg zu haben. Elektronik dürfe nicht zu einer reinen Spielwiese für Programmierer werden, sondern müsse einen deutlichen Mehrwert für den Kunden darstellen: Unser Ziel bei Audi lautete von Anfang an: Wir wollen Spitze sein bei kundenorientierten und zuverlässigen Bediensystemen. Mit dem Multimedia-Interface MMI sei Audi diesem Ziel deutlich näher gekommen: Kunden und Fachleute haben uns mehrfach bestätigt, dass diese neuartige Schnittstelle zwischen Mensch und automobiler Maschine ein qualitativer Sprung nach vorn ist.
VDA-Präsident Prof. Gottschalk verwies auf die extrem hohen Erwartungen, die die Kunden gerade an deutsche Automobile stellten. Sie gelte es zu erfüllen. Wir müssen aus der subjektiven, emotionalen, aber gerade deshalb so wirksamen Differenzerfahrung beim Kunden wenn er denn Mängel in der Qualität erlebt in der Lieferkette eine neue Transparenz und kommunizierbare, messbare und objektive Kriterien herleiten, so Prof. Gottschalk. Die Exportrekorde der deutschen Hersteller belegten, dass das Qualitätsimage der deutschen Marken weiterhin intakt sei und sie allen noch so hoch gesetzten Erwartungen gewachsen seien.
Einen Schwerpunkt der Verbesserung sieht Prof. Gottschalk in der Standardisierung der Software-Architektur. 90 Prozent der Innovationen gehen heute auf Elektronik und Software zurück. Die Beherrschung der gestiegenen Komplexität auf diesem Gebiet ist unverzichtbar, wenn wir die Stärke der deutschen Fahrzeughersteller im Branding und im Image bei unseren Kunden gewährleisten wollen. Trotz mancher Kritik auf Elektronik könne die deutsche Automobilindustrie als Innovationsführer nicht verzichten: Der Weg zurück zur Fensterkurbel, der Verzicht auf den elektrischen Fensterheber das wäre nun wirklich ein Weg in die Sackgasse, unterstrich Prof. Gottschalk.
Ein weiterer Schlüsselfaktor seien stabile Prozesse: Prozesssicherheit fällt nicht vom Himmel, sondern sie muss in allen Stufen der Wertschöpfung verantwortungsvoll und mit großer Leidenschaft hart erarbeitet werden, betonte Prof. Gottschalk.
Die verlässliche Partnerschaft zwischen Herstellern und Zulieferern, die die deutsche Automobilindustrie auszeichne, sei ein nicht zu überschätzender Vorteil dieser Schlüsselbranche. Dazu gehöre aber auch, dass der Zulieferer Eingriffe in das Produkt während der Modell-Laufzeit nur in Abstimmung mit dem Kunden vornehmen dürfe: Ein noch so harter Kostendruck darf nicht zu Lasten der Qualität gehen. Qualität müsse allerdings auch finanziert werden: Zulieferer müssen entsprechende Margen erwirtschaften können; der Kostendruck darf auch unter harten Marktbedingungen nicht an die Substanz der Lieferanten gehen.
Die Reihe der VDA-Qualitätsgipfel soll auch im kommenden Jahr fortgeführt werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Westendstr. 61, 60325 Frankfurt
Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- IAA MOBILITY 2021: In Zukunft parkt das Auto selbst / VDA stellt mit Gemeinschaftsprojekt "Automated Valet Parking" fahrerlose Parkfunktion vor / MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN
- VDA-Präsidentin Hildegard Müller: "Es ist auf der IAA MOBILITY zu sehen, was sich weit über Deutschland hinaus an neuer Mobilität auf den Weg macht" /Weltweit größtes Mobilitätsevent beginnt am Montag
- Mattes: Deutsche Hersteller zeigen viele Innovationen in Genf