Autohandel: Industrie verhindert Wettbewerb
(Berlin) - "Die Automobilkonzerne wollen die Liberalisierung des Autohandels unterlaufen", warnte am 20. August in Berlin Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). "Die Automobilkonzerne versuchen die Autohändler mit neuen Knebelverträgen noch stärker in ihre Abhängigkeit zu bringen und den Verkauf mehrerer Marken unter einem Dach zu verhindern. Das widerspricht dem Ziel der EU-Kommission, durch die Neuregelung der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) ab Oktober für mehr Wettbewerb im Autohandel zu sorgen." Pellengahr sagte, die meisten Autohersteller würden jetzt versuchen, die Neugestaltung der Verträge, mit der die neue GVO umgesetzt werden muss, dazu zu nutzen, die Bedingungen einseitig zu Lasten der Händler zu verschlechtern. So würden sie die Anforderungen für die Lagerhaltung und die Ausgestaltung der Ausstellungsfläche so weit hochschrauben wollen, dass der Händler de facto keine Autos anderer Marken mehr anbieten könne.
Gleichzeitig würden die Konzerne die Margen der Händler kürzen, die nicht auf andere Fabrikate ausweichen könnten. "Als Folge des Gebarens der Autohersteller werden die Neuwagenpreise in Deutschland kaum sinken, wie von der Kommission beabsichtigt. Kommt hinzu, dass der Handel erhebliche Investitionskosten hat, um die Anforderungen der Hersteller zu erfüllen. Wenn die GVO sich jedoch nicht durch niedrigere Preise und ein breiteres Angebot zum Vorteil der Konsumenten auswirkt, entfällt die Legitimation, den Vertrieb von Autos anders zu regeln, als für andere Produkte", so der HDE-Sprecher.
Zur Stimulierung des Autohandels wäre es notwendig, dass die Händler ihren Kunden nicht nur Marken-, sondern auch Themenwelten präsentieren können. Kabriohändler, bei denen man die offenen Fahrzeuge der verschiedenen Hersteller in entsprechender Umgebung direkt miteinander vergleichen könnte, hätten nicht nur in diesem Sommer Konjunktur. Gleiches gelte zum Beispiel für Sport- und Geländewagen, bei denen man die Vorzüge der unterschiedlichen Modelle gleich auf dem Off-Road-Parcours des SUV-Händlers testen könnte.
„Keine Gefahr für den Fachhandel geht vom Vertrieb von Autos über Supermärkte und Internet aus, der durch die neue GVO erleichtert wird. Von wenigen Ausnahmen abgesehen werden hier zumeist Kleinwagen nur sporadisch zu besonders attraktiven Konditionen angeboten. Service und Reparaturen unterliegen jedoch immer qualifizierten Kfz-Meisterwerkstätten“, sagte Pellengahr.
Quelle und Kontaktadresse:
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