Pressemitteilung | Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e.V. (Gesamtverband textil + mode)

Aussetzung der WTO-Verhandlungen / Gesamtverband Textil + Mode fordert Weiterführung der Doha-Runde

(Eschborn) - Der Gesamtverband Textil + Mode zeigt sich tief enttäuscht über die Aussetzung der WTO-Verhandlungen. Gleichzeitig ruft er dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Runde nicht verfrüht für gescheitert zu erklären. Das WTO-Ministertreffen der G6 (EU, USA, Australien, Brasilien, Japan und Indien) am Wochenende war nach 14-stündigen Verhandlungen erfolglos abgebrochen worden. Am 24. Juli 2006 wurde das Einfrieren der Runde auf unbestimmte Zeit verkündet.

Für die immer stärker exportorientierte und mittelständisch geprägte Textil- und Bekleidungsindustrie stellt die Verbesserung des internationalen Marktzugangs einen erheblichen Erfolgsfaktor dar. Der Gesamtverband Textil + Mode misst der Fortführung der Doha-Verhandlungen daher höchste Priorität bei und ist nicht bereit, in den vorzeitigen Totengesang einiger Interessengruppen, so auch des BDI, einzustimmen. Der Gesamtverband Textil + Mode appelliert an die führenden Handelsnationen, weiter an einem Verhandlungserfolg zu arbeiten.

Ein Kompromiss "um jeden Preis", also ein Geben ohne spürbare Gegenleistung, ist sicher nicht im Sinne der Industrie. Die größten Meinungsdifferenzen existieren jedoch nach wie vor im Agrarbereich. Über diesen sind die G6-Staaten in ihren Gesprächen erst gar nicht hinausgekommen. In früheren Verhandlungen hatten sich die "big players" den fortgesetzten Schutz ihrer Landwirtschaft durch umfassende Zugeständnisse im Industriegüterbereich erkauft. Dass Industrieprodukte im Rahmen der Doha-Runde als "Nicht-Agrarprodukte" bezeichnet werden, spricht bereits Bände. Es ist höchste Zeit, den Spieß endlich umzudrehen - und noch besteht die Möglichkeit dazu, auch wenn dies einen größeren Zeitrahmen erfordert als bisher geplant.

Ein Ausweichen auf bilaterale Abkommen schätzt der Gesamtverband Textil + Mode als äußerst problematisch ein. Bereits heute existieren weltweit an die 200 solcher Abkommen, die allesamt unterschiedlich ausgestaltet sind. Für mittelständische Unternehmen, die diese Abkommen nutzen wollen, steht eventuellen Zollvorteilen ein enormer Verwaltungsaufwand gegenüber. Gerade die Textil- und Bekleidungsindustrie hat aufgrund ihrer internationalisierten Produktionskette große Schwierigkeiten, die Auflagen bilateraler Abkommen zu erfüllen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass regionale, nach außen stark abgeschirmte Handelsblöcke entstehen. Wirkliche Vorteile verspricht daher nur eine multilaterale Lösung.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e.V Andreas Schumacher, Leiter, PR und Presse Frankfurter Str. 10-14, 65760 Eschborn Telefon: (06196) 9660, Telefax: (06196) 42170

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