Ausländische Pflegekräfte lösen Versorgungsproblem nur für wenige Monate
Zu dem aktuellen Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege erklärt der ABVP:
In den Verhandlungen mit den Krankenkassen habe der ABVP bereits vor Jahren darauf hingewiesen, daß die Kassenpolitik, nämlich:
1. Nichtgenehmigung ärztlich für notwendig gehaltener und qualifizierter pflegerischer Maßnahmen,
2. Reduktion der Häuslichen Pflege auf die rein technische Verrichtung zu Lasten des Gesprächs und der sozialen Betreuung insbesondere Alleinlebender (womit Folgekosten an anderer Stelle vermieden werden könnten),
3. relative und absolute Absenkung der Preise, schon bald auf die Versicherten zurückfallen und einen Pflegenotstand provozieren werde. Die Warnungen seien jedoch als vordergründig, weil gewinnorientiert zurückgewiesen worden. Heiner Schülke, Sprecher des ABVP-Vorstandes: Manchmal wäre es besser gewesen, sich zu irren. Leider ist unsere Vorhersage eingetroffen. Die negative Entwicklung trifft die Versicherten der Kassen, nicht jedoch die Kassenfunktionäre. Im Ergebnis sei folgendes Realität:
1. Die Löhne und Gehälter der Pflegekräfte seien seit 1997 nur unterdurchschnittlich gestiegen. Die Gesellschaft wende für die Pflege eines Autos in der Werkstatt pro Stunde mehr auf, als für die Pflege ihrer alten und kranken Menschen. Schülke: Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen stimmen die Relationen von Einkommen der Pflegekräfte einerseits und ihrer Verantwortung, ihrem Risiko und ihrer psychischen Belastung andererseits längst nicht mehr.
2. Das Zeitbudget für die einzelnen Patienten reiche gerade einmal für die rein technische Verrichtung der Pflege. Schülke: Damit wird dem Beruf die so wichtige soziale Dimension genommen, die ja auch für die Patienten und Angehörigen so wichtig ist. Dies führe zur Abwanderung aus dem Beruf.
3. Qualifizierte, arztnahe pflegerische Leistungen, also Krankenhausaufenthalt vermeidende ambulante Pflege, würden von den Kassen kaum noch genehmigt, auch wenn sie der Arzt medizinisch für notwendig halte. Damit werde die Häusliche Krankenpflege dequalifiziert. Schülke: Die Kassen pervertieren seit 1997 das vom Gesetzgeber gewollte System: ambulant vor stationär. Die Alternative zur Krankenhauspflege sollte gestärkt anstatt gekürzt werden. Auch dies führe zur Abwanderung aus dem Beruf. Ausländische Pflegekräfte lösten daher nicht das in Deutschland selbst produzierte Problem. Schülke: Wenn wir von den Kassen Vergütungen erhielten, die es uns erlaubten, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend ihrer Verantwortung, ihrem Risiko und ihrer psychischen Belastung zu entlohnen, würden Anwerbeprogramme und die Kosten für Deutschkurse entbehrlich werden.
Der ABVP fordere die Kassen zum Umdenken und die neue Ministerin zum Handeln auf.
Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitgeber- und BerufsVerband Privater Pflege e.V.
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