Ausbildungszahlen in Chemieindustrie fast wieder auf Vor-Corona-Niveau
(Hannover) - Die Zahl der Ausbildungsplätze in der chemischen Industrie hat in diesem Jahr fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. 9.265 jungen Menschen haben die Unternehmen der Branche eine Ausbildung angeboten, das sind 690 Plätze (rund acht Prozent) mehr als im Vorjahr. Durch die Pandemie war die Zahl der Ausbildungsplätze in den vergangenen zwei Jahren stark eingebrochen.
IGBCE-Tarifvorstand Ralf Sikorski betont: "Das ist eine gute Entwicklung. Die gestiegenen Zahlen zeigen, dass nicht zuletzt durch unsere Gespräche, die Arbeitgeber der Ausbildung auch in wirtschaftlich schwierigen und unvorhersehbaren Zeiten einen hohen Stellenwert beimessen. Bei 25.000 bis 30.000 Altersabgängen pro Jahr in den nächsten Jahren ist der reale Bedarf an ausgebildeten Fachkräften aber deutlich höher. Wir erwarten, dass die Arbeitgeber auch in den nächsten Jahren in die duale Ausbildung und damit in den Industriestandort Deutschland investieren und so dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen."
Positiv entwickelt hat sich auch die Übernahmequote der Auszubildenden: Sie ist so hoch wie nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2014. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung wurden in diesem Jahr rund 94 Prozent der Ausgebildeten übernommen (2021: 93 Prozent). Von ihnen erhielten knapp 59 Prozent direkt nach erfolgreichem Abschluss einen unbefristeten Arbeitsvertrag (2021: 52 Prozent).
Francesco Grioli, im IGBCE-Vorstand für das Thema Jugend und Ausbildung zuständig, sagt: "Uns besorgt jedoch, dass die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze gestiegen ist. Da müssen wir als Sozialpartner gegensteuern und gemeinsam noch mehr tun, um junge Menschen für die Ausbildung in der chemischen Industrie zu begeistern. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel, braucht es weiterhin deutlich mehr Engagement im Bereich von Ausbildungsplatzangebot und Besetzung."
Die Förderprogramme "Start in den Beruf" und "StartPlus" (speziell für kleine und mittlere Unternehmen) von IGBCE und Chemie-Arbeitgebern eröffnen leistungsschwächeren Schulabgänger*innen eine berufliche Chance. Seit dem Start im Jahr 2000 haben 5.680 junge Menschen die Programme durchlaufen. Im Förderjahr 2021/2022 wurden 270 Teilnehmende in 13 Unternehmen gefördert und 87 Prozent von ihnen schlossen die Maßnahme erfolgreich ab. Die Förderprogramme werden aus dem paritätisch verwalteten Fond des Unterstützungsvereins der chemischen Industrie (UCI) finanziert.
Insgesamt sind gut 25.000 junge Menschen in einer Ausbildung in einem der etwa 50 Berufe in der pharmazeutisch-chemischen Industrie. Sie absolvieren unter anderem eine Ausbildung als Chemikant*in, Industriekauffrau*mann, Industriemechaniker*in, Elektroniker*in oder Fachinformatiker*in. Bei dem Ausbildungsangebot gibt es regionale Unterschiede: Viele Ausbildungsplätze entfallen auf die großen Chemie-Standorte am Nordrhein, in Rheinland-Pfalz und in Hessen.
Der diesjährige Tarifabschluss in der Chemieindustrie bringt auch für die Auszubildenden der Branche ein deutliches Plus: Ihre Vergütungen steigen zum 1. Januar 2023 und zum 1 Januar 2024 um je 3,25 Prozent. Außerdem erhalten Auszubildende das tarifliche Inflationsgeld in zwei Zahlungen in Höhe von jeweils 500 Euro, die spätestens im Januar 2023 und im Januar 2024 fällig werden.
Quelle und Kontaktadresse:
(IG BCE) Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
Lars Ruzic, Pressesprecher
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