Ausbildungsreport 2018: Auszubildende besser schützen!
(Berlin) - Über die Hälfte der Auszubildenden muss auch nach der Arbeit für den Betrieb erreichbar sein, mehr als ein Drittel der Befragten leistet regelmäßig Überstunden, jeder Vierte macht Schichtarbeit. Von Flexibilisierungsdruck ist bereits ein Großteil der jungen Menschen betroffen, die wir für unseren inzwischen dreizehnten Ausbildungsreport befragt haben, den die DGB-Jugend jetzt vorgelegt hat.
"Nach wie vor gibt es große Probleme bei der Qualität der Ausbildung. Deshalb muss die Bundesregierung endlich das Berufsbildungsgesetz reformieren, die Mindestausbildungsvergütung einführen und die Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Ausbilder in den Betrieben verbessern", sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. "Die alte Leier der Arbeitgeber über fehlenden Nachwuchs kommt vor allem aus solchen Branchen, die für miserable Ausbildungsbedingungen und schlechte Vergütung bekannt sind." Der Ausbildungsreport nennt hier das Hotel- und Gaststättengewerbe, den Einzelhandel und Teile des Handwerks.
Zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt sagte Hannack: "Die Lage bleibt angespannt. Mehr als 290.000 junge Menschen stecken in den zahlreichen Maßnahmen im Übergang von der Schule in den Beruf fest. Dem gegenüber konnten im letzten Jahr 48.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Hier sind die Unternehmen aufgefordert ihre Praxis der Bestenauslese zu beenden und auch Jugendlichen ohne mittleren Schulabschluss oder Abitur eine Chance zu geben. Es stehen genügend ausbildungsbegleitende Hilfen wie die Assistierte Ausbildung zur Verfügung, um die Betriebe zu unterstützen. Sie müssen diese aber auch nutzen."
Auf das Thema Arbeitszeit in der Ausbildung, diesjähriger Schwerpunkt des Ausbildungsreports, ging DGB-Jugendreferent Daniel Gimpel ein: "Insbesondere Schichtarbeit ist ein Problem. Bei den Hotelfachleuten und den FachverkäuferInnen im Lebensmittelhandwerk sind fast 80 Prozent der Auszubildenden im Schichtdienst tätig. Bei jedem, bzw. jeder Zweiten wird die gesetzliche Ruhezeit nicht eingehalten, viele von ihnen müssen öfter am Wochenende arbeiten, obwohl das nur die Ausnahme sein sollte. Die Ausbildungsbetriebe sind hier aufgefordert, die geltenden Gesetze einzuhalten. Auszubildende dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Eine Ausbildung ist ein Lernverhältnis", sagt Gimpel. "Schichtarbeit, überlange Ausbildungstage und unregelmäßige Arbeitszeiten sind belastend und hinderlich für Lernerfolge. Darunter leidet letztlich auch die Ausbildungsqualität."
Zwar sind immer noch die meisten Auszubildenden (70,2 Prozent) mit ihrer Ausbildung zufrieden, die Tendenz sinkt jedoch und es gibt erhebliche Branchenunterschiede: Verwaltungsfachangestellte, Mechatroniker und Industriemechaniker sind über Durchschnitt zufrieden. Hotelfachleute, Zahnmedizinische Fachangestellte sowie Auszubildende im Einzelhandel und in Teilen des Handwerks bewerten ihre Betriebe dagegen mangelhaft. "Hier sind die Abbruchquoten hoch und die Arbeitgeber haben Schwierigkeiten ihre Ausbildungsstellen zu besetzen", sagt Daniel Gimpel.
An der repräsentativen Befragung haben sich 14.959 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.
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