Ausbildungsreport 2016: Ausbildung besser machen!
(Hannover) - Fast die Hälfte der Auszubildenden fühlt sich durch schlechte Bedingungen im Betrieb stark belastet, ein Drittel leistet regelmäßig Überstunden und zwar 4,5 Stunden im Schnitt. Knapp einem Drittel der Befragten liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor, so dass ihnen eine Überprüfung der Inhalte nicht möglich ist. Bei 12,7 Prozent der Auszubildenden findet eine fachliche Anleitung überhaupt nicht oder nur selten statt. Das sind einige Ergebnisse des Reports zur Qualität der dualen Ausbildung, den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zum fünften Mal in Niedersachsen vorstellt.
Seinen Schwerpunkt legt der Report in diesem Jahr auf das Hotel- und Gaststättengewerbe. Dort sind mit 64,8 Prozent deutlich weniger Befragte mit ihrer Ausbildung zufrieden als in anderen Bereichen (76,6 Prozent). Ein Grund dafür dürfte unter anderem sein, dass deutlich mehr als die Hälfte (55,6%) regelmäßig Überstunden machen muss. Ein Fünftel von ihnen erhält weder Freizeit noch Bezahlung als Ausgleich für diese Mehrarbeit, obwohl dies vorgeschrieben ist.
Ruben Eick, Leiter der Abteilung Jugend beim DGB-Bezirk Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt, betont: "Ein Viertel der Auszubildenden ist nicht zufrieden mit der Qualität ihrer Ausbildung, teilweise verstoßen Arbeitgeber sogar gegen Arbeitsschutzgesetze. Betriebe und Behörden müssen die Beschwerden der Betroffenen ernst nehmen. Es ist ein Armutszeugnis, wenn Druck und Stress für junge Menschen schon am Anfang ihres Arbeitslebens stehen. Gravierende Mängel und Verstöße müssen klare Sanktionen zur Folge haben. In letzter Konsequenz muss es auch Strafzahlungen oder eine Entziehung der Ausbildungsberechtigung geben."
Der Vorsitzende des DGB-Bezirks Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt Hartmut Tölle bedauert: "Duale Ausbildung war lange Zeit der Garant für gute Fachkräfte, ihre Qualität schwindet aber in vielen Bereichen. Wer Fachkräftemangel beklagt, muss junge Menschen qualifiziert ausbilden. Wer über mangelnde Bewerberinnen und Bewerber jammert, muss hochwertige Ausbildungsplätze mit Perspektive anbieten. Es ist sicher kein Zufall, dass gerade diejenigen Branchen Bewerber-Mangel feststellen, die schlechte Ausbildungsbedingungen bieten."
An der repräsentativen Befragung der Gewerkschaftsjugend haben sich 1.635 Auszubildende aus 16 der häufigsten Ausbildungsberufe sowie Restaurantfachleute im Zeitraum von September 2015 und April 2016 beteiligt. Es wurden Auszubildende aus allen Ausbildungsjahren und aus Betrieben unterschiedlichster Größe befragt. Da der Arbeits- und Ausbildungsmarkt beider Länder stark miteinander verschränkt ist und es zudem große Pendlerbewegungen gibt, wurde ein gemeinsamer Report für Niedersachsen und Bremen erstellt. Der DGB hat den Ausbildungsreport in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) erstellt.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund Niedersachsen - Bremen - Sachsen Anhalt (DGB)
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