Ausbildungsplatzabgabe: Branchenmodellen Vorrang einräumen / Gesetzliche Regelung schädlich
(Berlin) - "Funktionierende Branchenlösungen auf der Basis von Tarifverträgen sind einer gesetzlichen Ausbildungsplatzabgabe immer vorzuziehen," erklärte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, am 11. November in Berlin.
"Das funktionierende tarifliche System der Bauwirtschaft wird sich aber nicht eins zu eins auf andere Branchen übertragen lassen. Auch habe ich die Sorge, dass eine gesetzliche Ausbildungsplatzabgabe unserem tarifvertraglichen Modell die Basis entzieht," so Knipper weiter.
Strukturkrise und Arbeitsplatzabbau gehen auch an der Ausbildungssituation in der Bauwirtschaft nicht spurlos vorüber. Die achtjährige Konjunktur- und Strukturkrise am Bau könne nicht durch kollektive Umlagesysteme abgefedert werden. So habe sich in der Bauwirtschaft die Zahl der Auszubildenden seit Mitte der 90er Jahre von 100.000 in allen drei Lehrjahren auf nur noch 40.000 Auszubildende mehr als halbiert.
Man müsse aber erkennen, dass ohne ein solches spezielles Modell der Bauwirtschaft die Ausbildungsbereitschaft angesichts der existenzbedrohenden Strukturkrise überhaupt nicht mehr vorhanden wäre. "Ohne die Kostenentlastung für ausbildende Betriebe gebe es am Bau vermutlich kaum noch Lehrlinge."
Für die Zukunft müssten alle Wirtschaftszweige mit einem vermehrten Wettbewerb um qualifizierte Auszubildende rechnen. Branchenmodellen sei vor diesem Hintergrund eindeutig der Vorrang zu geben, da sie eine wesentlich höhere Marktakzeptanz hätten als branchenübergreifende Zwangssysteme. Solche Gesamtsysteme führten nicht nur zu einer beachtlichen Überbürokratisierung, sondern auch zu Fehlallokationen, da die Gefahr bestehe, am Markt vorbei auszubilden.
"In wenigen Jahren würden zudem auf Grund der demografischen Entwicklung Lehrlinge händeringend gesucht", betonte Knipper. Es sei daher nicht vertretbar, für wenige Jahre eine branchenübergreifende Superbehörde aufzubauen.
Für den Bau gäbe es aber einen Hoffnungsschimmer am Horizont: "In diesem Jahr haben wir ca. 3,5 Prozent mehr Ausbildungsverträge. Damit ist die Ausbildungsquote der Baubranche im Vergleich zu anderen Branchen nach wie vor mit über 6 Prozent überdurchschnittlich hoch."
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