Ausbildungsplatzabgabe: Berater empfehlen Alternativen
(Berlin/Bonn) - Die Pläne der SPD, zur Verbesserung der Lage auf dem Lehrstellenmarkt eine Ausbildungsplatzabgabe einzuführen, stoßen bei der Wirtschaft weiter auf Ablehnung. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) sieht in einer solchen Abgabe ein konjunkturgefährdendes Instrument und einen Generalangriff auf den Standort Deutschland".
Eine Ausbildungsplatzabgabe verschärft die finanziellen und bürokratischen Belastungen der Betriebe und wird dazu beitragen, die Zahl der Insolvenzen weiter zu erhöhen, erwartet Berater-Präsident Rémi Redley. Denn diese werde die Lohnnebenkosten weiter ansteigen lassen, zu Mehrkosten durch bürokratischen Aufwand führen und das Anspringen der Konjunktur weiter verlangsamen. Und mit jedem Betrieb, der Pleite geht, fallen auch tatsächliche und theoretische Ausbildungsplätze weg, so Redley.
Um der Lehrstellenkrise Herr zu werden, fordert der Verband von der Politik einen Ausbildungsgipfel auf höchstem Niveau. Angesichts der immer noch kritischen Situation auf dem Lehrstellenmarkt sei es geboten, ein Sofortpaket zu schnüren. Dort muss eine Senkung der Sozialversicherungsabgaben für Ausbildungsplätze beschlossen werden, so Redley. Die Gegenfinanzierung könne aus staatlichen Lehrstellen-Budgets, wie etwa aus dem JUMP-Programm der Bundesregierung gedeckt werden. Parallel dazu müsse aber auch an die Bereitschaft der Jugendlichen appelliert werden, geographisch entferntere Ausbildungen zu beginnen oder Lehren anzunehmen, die nicht zu 100 Prozent dem Wunsch des Bewerbers entsprechen. Hier kann und muss ich von dem Auszubildenden auch Einsatzbereitschaft erwarten, so der Beraterpräsident. Letztlich sei aber auch die Wirtschaft in der Verantwortung. Besonders die Großunternehmen können und dürfen sich ihren gesamtgesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entziehen, kritisiert Redley.
Der Nutzen einer Zwangsabgabe sei dagegen gering: Sie berge die Gefahr, dass sich wohlhabende Betriebe von der Ausbildung und damit aus ihrer sozialen Verantwortung schlicht freikaufen könnten. Daneben würden Fehlanreize geweckt. Denn in einem marktwirtschaftlich ausgelegten System würden Ausbildungsplätze dort angeboten, wo tatsächlicher Bedarf der Wirtschaft bestehe. Orientiere man sich stattdessen etwa durch überbetriebliche Ausbildungsplätze an den Bedürfnissen der Schulabgänger, drohe nach der Ausbildung die Arbeitslosigkeit, weil die Absolventen keinen branchenbezogenen Arbeitsplatz finden können.
Eine Ausbildungsplatzabgabe ändere zudem überhaupt nichts an dem Problem mangelnder Ausbildungsfähigkeit und -bereitschaft vieler Schulabgänger. Denn zahlreiche offene Ausbildungsplätze könnten nicht besetzt werden, weil ihr Anforderungsprofil sehr hoch sei und die Qualifikation der Bewerber dem nicht immer entspreche. Auch begegne diese Zwangsabgabe erheblichen Gerechtigkeitsbedenken, weil sie Betriebe mit einbeziehe, die wie etwa in der Unternehmensberatung gar keinen speziellen Ausbildungsberuf hätten oder aufgrund ihrer Spezialisierung überhaupt nicht ausbilden könnten. Diese müssen dann für andere Branchen mitbezahlen, kritisiert der BDU-Chef, obwohl sie für junge Menschen beispielsweise über das Angebot von Praktikumsplätzen ihren Beitrag zur beruflichen Weiterentwicklung leisten.
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