Ausbildungsbereitschaft weiterhin hoch / In vielen Berufen gibt es noch freie Lehrstellen
(Köln) - Die Kölner Wirtschaft unternimmt alle Anstrengungen, um allen ausbildungswilligen und fähigen Jugendlichen auch in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz anzubieten, erklärte Michael Jäger, Vorsitzender der Arbeitgeber Köln, anlässlich des Tages der Ausbildung am 24. Juni. Dies erschöpfe sich nicht in Appellen, sondern münde in konkrete Maßnahmen, um zusätzliche Ausbildungsplätze zu gewinnen. Das reiche vom Einsatz von Lehrstellenberatern und Ausbildungsbeauftragten über die Teilnahme an Ausbildungsbörsen und messen, Schnupperpraktika inklusive Bewerbungstraining bis hin zu Tagen der offenen Tür und der Beteiligung an Internet-Lehrstellenbörsen. Die Chemie habe sogar einen Tarifvertrag Zukunft durch Ausbildung abgeschlossen, durch den die Arbeitgeber die freiwillige Selbstverpflichtung eingegangen sind, die Zahl der Ausbildungsplätze in dieser Branche weiter zu steigern.
Jäger verwies darauf, dass in den letzten Jahren z.B. in der Metall- und Elektroindustrie, der chemischen Industrie sowie im Hotel- und Gaststättenbereich die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich zugenommen hatte. In diesem Jahr sei die Ausbildungsbereitschaft auf hohem Niveau konstant trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Von einem generellen Abbau von Ausbildungsplätzen könne daher absolut nicht die Rede sein.
Auch diejenigen, die noch einen Ausbildungsplatz suchten, hätten weiterhin gute Chancen, meinte Jäger. So würden Auszubildende gesucht in den metallindustriellen, teilweise auch in den elektroindustriellen Berufen. Die chemische Industrie biete noch Stellen an z.B. für den anspruchsvollen Beruf Chemikant/-in. Auch Fachkräfte für Lagerwirtschaft und Handelsfachpacker/-in würden ebenso gesucht wie im Handwerk Auszubildende für die Berufe Glaser/-in und Maler/-in und Lackierer/-in. In der Bauindustrie seien noch ca. 20 Ausbildungsplätze frei in allen sechs klassischen Berufen des Bauhauptgewerbes. Jäger forderte die Jugendlichen zugleich auf, in ihren Berufswünschen flexibler zu sein. Im Hotel- und Gaststättenbereich z.B. sei der Beruf Hotelkaufmann/-frau überlaufen, während die vorhandenen Stellen für Köche und Restaurantfachmann/-frau kaum gefragt sind. Auch das Handwerk habe in den letzten Jahren jeweils etwa zehn Prozent der Lehrstellen nicht besetzen können, weil es hierfür keine Bewerber gab.
Bis zuletzt würden Anstrengungen unternommen, Lehrstellen-Suchende und freie Ausbildungsstellen zusammen zu bringen. Jäger teilte mit, dass der Hotel- und Gaststättenverband im Herbst eine Ausbildungsbörse für unversorgte Bewerber plane. Der Arbeitgeberverband Rhein-Wupper (Leverkusen) werde eine Last-Minute-Börse am Tag der Bewerbung durchführen. Andere Verbände wiederum unterstützten die Ausbildungs-Hotlines des Arbeitsamtes und der IHK. Die Bauindustrie biete ihren Mitgliedern die Übernahme der Ausbildungsleiterfunktion durch ihr Ausbildungszentrum in Kerpen, um so die Ausbildungsbereitschaft zu fördern.
Kritisch äußerte sich Jäger über die Politik. Wir brauchen keine Drohung mit einer Ausbildungsplatzabgabe. Ganz im Gegenteil: eine solche Drohung nimmt uns eher die Motivation, junge Menschen auszubilden. Wir wollen die Zukunft unserer Unternehmen sichern, indem wir in Eigenverantwortung in die Ausbildung unserer Jugendlichen investieren. Allerdings verwies Jäger auch darauf, dass Ausbildung teuer sei. Gerade die Ausbildungsvergütungen, die mehr als die Hälfte der Ausbildungskosten ausmachten, seien in den letzten Jahren stärker gestiegen als die allgemeine Einkommensentwicklung. Dennoch sei das Beispiel der Stadt Köln abzulehnen, die aus finanziellen Gründen die Zahl der Lehrstellen insgesamt kürzen und die gewerblich-technische Ausbildung ganz einstellen will. Jäger forderte die Politik und die Gewerkschaften auf, gemeinsam mit den Arbeitgebern nach Möglichkeiten zur Kostensenkung in der Ausbildung zu suchen. Hierbei solle auch ein Einfrieren oder eine Senkung der Ausbildungsvergütungen nicht tabu sein, wenn im Gegenzug zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden.
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