Ausbau der Wirtschaftsschulen schwächt die Mittelschule
(München) - Der Koalitionsvertrag drohte es schon an - die bayerische Kultusministerin setzt es jetzt um. Der Schulversuch mit einer zusätzlichen Vorklasse an vierstufigen Wirtschaftsschulen und somit der breitere Ausbau der Wirtschaftsschule ab der Jahrgangsstufe fünf ist aus Sicht des BLLV in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Ob die Wirtschaftsschule ab der fünften Klasse, wie vom Kultusministerium behauptet, die berufliche Bildung wirklich stärkt, ist eine Frage, die sich der BLLV jederzeit stellt. Eines wissen wir allerdings sicher: Es bedeutet eine weitere Schwächung der Mittelschule, gefährdet den M-Zug und verschärft den ohnehin vorhandenen Übertrittsdruck nach der vierten Klasse noch weiter! Wir als BLLV waren genau deswegen immer dagegen und sind auch weiterhin dagegen. Eine Stärkung der Mittelschule sieht anders aus!
Wer Kinder nach der vierten Klasse aufgrund eines Notendurchschnitts aus drei Noten auf zukünftig vier Schularten aufteilt, braucht nicht glauben, dass damit irgendetwas besser wird. Es verschärft nur den Druck und die Selektion zulasten der Bildungsgerechtigkeit und zulasten der Schülerinnen und Schüler. Kinder mit zehn Jahren sind einfach noch nicht in der Lage zu wissen, wo sie am Ende ihrer Schulzeit landen sollen. Weitere Optionen, Unsicherheiten und der zusätzliche Druck besorgter Eltern machen es schon gleich gar nicht besser.
Wenn jetzt an Standorten mit bereits bestehenden Mittelschulen die Wirtschaftsschulen ausgebaut werden, führt dies zuallererst zum Rückgang der Schülerzahlen an den Mittelschulen. Die weitere Folge: Der Lehrkräftemangel an der Mittelschule wird weiter zunehmen. Niemand kann ernsthaft denken, das wäre nicht so!
Für den BLLV ist der jetzige Vorstoß eine eklatante Fehlentscheidung zum Nachteil der Kinder und Jugendlichen an unseren Schulen: So wird die Bildungsgerechtigkeit noch weiter leiden und das kann nicht im Sinne der Gesellschaft sein!
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